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Montag Magazin: Frank Stephenson über „Copycat“ China-Design. China Automarken: die unbekannte Macht. Polestar 4 kommt mit Technologie von Mobileye.

Frank Stephenson über Chinas „Copycat“ Design

„Copycat“, im Urban Lexikon wird das im Allgemeinen als Synonym für „Nachahmung“ verwendet. Vor allem beim Autobau manifestierte sich der Hang der Chinesen zur Nachahmung in der Vergangenheit. Was letztlich auch dazu führte, dass man die chinesischen Autobauer lange Zeit nicht sehr ernst nahm.

Die „chinesische“ DNA

Natürlich wurde die chinesische „Produktpiraterie“, die es im übrigen immer noch gibt, im Westen nicht gerne gesehen, und vehement bekämpft. Schließlich wurden Markenrechte und wettbewerbsrechtliche Vorschriften oft verletzt. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die „Nachahmung“ in der chinesichen DNA tief verwurzelt ist, sie sogar als respektvolle Anerkennung an das Original betrachtet wird.

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Chinaversionen von BMW X5 und MINI: Frank Stephenson rechnet ab. China baute aber auch Porsche Macan und Range Rover Evoque-Rip-offs.

Bei den ersten chinesischen Automobil-Designs bediente man sich deshalb aus westlicher Sicht „schamlos“ der europäischen und US-amerikanischen Vorbilder. Da wurde schon mal ein BMW X5 oder ein MINI nahezu komplett kopiert, und zwar so gut, dass selbst der ursprüngliche Designer – Sie ahnen es, es war in beiden Fällen Frank Stephenson – die Unterschiede nur auf den zweiten Blick erkannte. Oder man „integrierte“ gleich zwei Autodesigns und baute ein neues Auto draus. Was man mit einem Fahrzeug machte, das vorne wie ein Mercedes-Benz SL aussah und hinten wie ein Renault Mégane. Das war offenbar sogar für die meisten Chinesen zu viel – das Auto wurde regelrecht boykottiert.  Das alles bringt Ihnen der Youtube-Beitrag des Autodesigners Frank Stepehenson nahe.

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Ripp-offs kommen nur noch selten heutzutage vor. Das chinesische Design wird immer selbstbewußter und erstaunlicherweise gefälliger. (Zeekr 001, Zeekr X, HiPhi Z, BYD Han)

China-Design: 3 unterschiedliche Zeiten

Stepehenson ordnet das chinesische Autodesign in drei unterschiedliche Zeiträume ein. Im Jahr 2000 startete man mit der „Nachahmungs-Epoche“, was oben genannte und viele weitere Autos hervorbrachte, die auf die eine oder andere Art das Design ihrer Vorbilder „zitierten“. Zwischen 2010 und 2020 jedoch änderte sich das chinesische Autodesign – man verließ sich mehr auf eigene Kreationen, bzw. kaufte Designs dort ein, wo auch westliche Unternehmen Ihre Inspirationen holten – beispielsweise bei Designschmieden wie Pininfarina.

Erst ab 2020 sieht Stephenson die „Moderne Epoche“ aufziehen, als chinesische OEMs, nun weitgehend auf Elektromobilität setzend, Designs präsentierten, die teilweise weit aufregender und mutiger wirken, als die klassischen westlichen Originale. Freilich bestätigen immer noch Ausnahmen die Regel. Da sieht schon mal ein „Ora Punk Cat“ wie ein viertüriger VW-Käfer aus. Stephenson rechnet in diesem Fall sogar mit einer Klage Wolfsburgs. Wir werden sehen.

Und die Gegenwart?

Die Gegenwart hingegen zeigt, dass die chinesischen OEMs, vor allem die Elektro-Start-ups gelernt haben. Sie haben sich entweder westliche Designer eingekauft, wie im Falle der Luxusautomarke Hongqi. Inzwischen gehen aber immer mehr Autohersteller dazu über, sich ihre Designs im Westen erstellen zu lassen, mit teilweise gemischten Teams. München ist dabei nicht nur für Xpeng, Nio und Hongqi ein Mekka geworden. Pikanterweise sind die im Westen entstehenden Autodesigns der chinesischen Fahrzeuge aufregender und mutiger als die der klassischen OEMs.

Neue Chinesische Marken wie Zeekr bauen von Anfang an auf westliche Designer. Der Zeekr 001 ist das beste Beispiel. Hier hatte Stefan Sielaff maßgeblichen Einfluss auf die Formenfindung. Aber auch Marken, die nur zum Teil aus China stammen, wie Polestar oder Volvo, sind von westlichen Designern dominiert, auch wenn die Technologie drunter in der Regel aus dem Reich der Mitte, in dem Fall Geely stammt.

e-engine meint: die chinesischen und teilchinesischen Marken sind auch im Design auf der Überholspur. Vor allem im Westen. Denn die chinesischen OEMs haben eines erkannt: der westliche Markt ist als zukünftiger Wachstumsmarkt, vor allem im Hinblick auf die Elektromobilität, unglaublich wichtig. Der westliche Käufer jedoch hat teilweise einen völlig anderen Geschmack, als die chinesischen Verbraucher. Zudem profitiert China auch von den technologischen Defiziten der westlichen Unternehmen, speziell der deutschen Unternehmen, bei Software, Batterietechnologie und Infotainmentsystemen mit verständlicher und bedienbarer GUI. Frank Stephenson jedenfalls zeigt in diesem Beitrag aus der Sicht des (teilweise betroffenen) Designers, wie schnell China gelernt hat … Prädikat: besonders empfehlenswert.

Frank Stephenson | Die wilde Welt des chinesischen Nachahmungsdesigns!

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Die drei bekanntesten chinesischen Marken in Deutschland: Polestar, MG und BYD.

Puls Marktforschung: droht Gefahr durch chinesische Automarken?

Chinesische Automarken greifen laut Konrad Weßner, vom Nürnberger Marktforscher puls, „einen wichtigen Pfeiler des Wohlstands in Deutschland an: Die Automobilindustrie“. Vorboten wie MG, Polestar oder BYD kündigen eine Welle chinesischer Automarken an, die sich aufmachen, den deutschen bzw. europäischen Automarkt zu erobern. Weil die Kunden aber vor erfolgreiches Neu- und Gebrauchtwagengeschäft die Bekanntheit gesetzt haben hat die Nürnberger Marktforschung puls die gestützte Bekanntheit der wichtigsten 22 chinesischen Automarken bei Autokäufern in Deutschland in Erfahrung gebracht.

Sechs Automarken mit deutlichem Vorsprung

Dabei haben sich aktuell 6 Automarken einen deutlichen Vorsprung erarbeitet: Als klare Nummer 1 führt Polestar die Liste mit einer gestützten Bekanntheit von beachtlichen 37% an. Dahinter folgen MG und BYD mit jeweils 21% sowie Nio, Lynk & Co und Geely mit Bekanntheitswerten von 16, 15 und 13%. Aiways, Great Wall, Xpeng, Ora und Chery reihen sich mit großem Abstand dahinter ein.

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Die bekanntesten chinesischen Automarken in Deutschland. Pikant: Polestar wird als rein chinesische Marke wahrgenommen. Nio findet sich bereits an vierter Stelle und das, obwohl Lynk & Co.-Fahrzeuge weit häufiger auf deutschen Straßen unterwegs sind.

Jeder 5. Kenner hat auch Kaufinteresse

Beim Blick auf die Umsetzung der Bekanntheit in Kaufinteresse fällt auf, dass die bekanntesten Automarken aus Fernost überdurchschnittliche Ausschöpfungen zwischen 14% (Great Wall) und 28% (Ora) erreichen. Im Durchschnitt zeigt laut puls Studie jeder 5. „Kenner“ einer chinesischen Automarke auch Kaufinteresse.

„Diese hohe Ausschöpfung liegt wohl vor allem an den Fortschritten der chinesischen Automarken bei Design, Fertigungsqualität und Value for Money“, kommentiert puls Geschäftsführer Dr. Konrad Weßner die Ergebnisse. Weil starke Vertriebspartner aber eine wichtige Voraussetzung für den Verkaufserfolg sind werden sich die Verantwortlichen chinesischer Automarken wohl verstärkt auf die Suche nach leistungsfähigen Händlern begeben. Händler, die mit chinesischen Automarken liebäugeln sollten auf der anderen Seite systematisch prüfen, mit wem sie sich da ins Bett legen. Deshalb sollte die Zusammenarbeit mit Automarken aus Fernost laut puls Chef Weßner durch neutral erhobene Bekanntheits- und Weiterempfehlungswerte abgesichert werden. Nützlich dafür ist das von puls geplante KPI-Tracking chinesischer Automarken.

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Chinesische Automarken sind vor allem bei Interessenten von Elektroautos bekannt. Auffallend: Geely ist bekannter als Aiways.

e-engine meint: auch wenn die chinesischen OEMs derzeit noch relativ unterrepräsentiert bei den deutschen Stromerverkäufen sind, die Zuwachsraten von MG, Polestar und Co wachsen. Momentan sehen wir eine Orientiertungphase, denn mit dem voraussichtlichen Ende der Fördergelder und der wirtschaftlichen Schwäche in Deutschland, dürfte auch für die chinesischen Autohersteller die Preisbildung äußerst schwierig werden. Nio, Ora, aber auch BYD haben sich bei der Preisgestaltung noch keinen Gefallen getan und können die Vorteile einer günstigeren Produktion kaum auf die Straße bringen. Das wird sich ab September jedoch ändern. Wir rechnen mit einem intensiveren Preiskampf der chinesischen OEMs um Marktanteile zu sichern. Dann schlägt die Stunde der Nios, BYDs, Zeekrs und Co.

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Mehr Coupé als SUV: Polestar 4 basiert ebenfalls auf Geelys SEA-2-Architektur. Nun plant man offenbar eine Zusammenarbeit mit Mobileye.

Polestar 4: autonomes Fahren mit Mobileye-Technologie?

Polestar und Mobileye arbeiten zusammen, um den Polestar 4 als erstes Serienfahrzeug mit der autonomen Chauffeur-Fahrtechnologie von Mobileye auszustatten. Erinnern wir uns: der Polestar 4 wird quasi die „domestizierte“ Serien-Version der wunderschönen Studie „Precept“ werden. Integriert wird sie von ECARX und soll möglicherweise auch in künftigen Polestar Fahrzeugen eingesetzt werden. Mobileye stellt führende ADAS-Technologie (Advanced Driver Assistance System) her, die bereits in mehr als 150 Millionen Autos weltweit eingebaut ist.

Der Polestar 4, dessen Verkauf heute in China und 2024 weltweit startet, legt den Grundstein für diese Technologie, indem er von Anfang an mit einem Mobileye SuperVision-basierten ADAS ausgestattet ist. Die ersten Auslieferungen in China werden noch Ende 2023 erwartet.

Wenn die Chauffeur-Fahrtechnologie in den nächsten Jahren auf den Markt kommt, wird sie voraussichtlich autonomes Punkt-zu-Punkt-Fahren ohne Blickkontakt auf Autobahnen sowie automatisiertes Fahren mit Blickkontakt für weitere Umgebungen ermöglichen.

Thomas Ingenlath, CEO von Polestar: „Ich freue mich über die Fortschritte bezüglich der Serienreife des Polestar 4. Dank der Zusammenarbeit mit Mobileye treiben wir die Innovation in unserem elektrischen Performance-SUV-Coupé Polestar 4 noch weiter voran. Wir wissen, dass selbst zu fahren auf gewissen Strecken auch ermüdend sein kann – eine Integration dieser Technologie würde bedeuten, dass unsere Kundinnen und Kunden das autonome Fahren aktivieren können, wann immer sie wollen, was alle künftigen Fahrten angenehm macht.“

e-engine meint: Bislang war – zumindest in den USA – Tesla der einzige Elektroautohersteller, der mit seinen autonomen Fähigkeiten (in diesem Fall FSD-Beta), auf öffentlichen Straßen unterwegs ist. Alle anderen Hersteller setzen auf hochauflösende Karten und akribische Vorbereitung der vollautonom befahrbaren Gebiete. Nun scheint Polestar mit Mobileye und dessen Know-how einen weiteren Schritt zur „Chauffeur-Fahrtechnologie“ zu gehen. Wir sind gespannt, wie die Ergebnisse aussehen werden.

Fotos: Frank Stephenson (Youtube Stills), Zeekr, BYD, HiPhi, Polestar, MG

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