- Polestar: Finanzierung erst mal gesichert
- Opel: Corsa Electric „Yes“ ab 29.990 Euro
- Unfallwarner: Volvo führt „voraussschauendes vernetztes Sicherheitssystem ein“
- Jaguar: wie sich die Marke an den Rand der Auslöschung manövierte …
Polestar: Finanzierung erst mal gesichert
Die Gerüchteküche um die finanziellen Probleme Polestars war zuletzt laut gewesen. Nun kommt erst einmal Entwarnung. Am 28. Februar hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass es 950 Millionen US-Dollar an externen Mitteln gesichert hat.
Die Finanzierung wird von 12 führenden internationalen Banken, darunter BNP Paribas, Natixis, Standard Chartered, BBVA, HSBC und SPDB, in Form einer dreijährigen Darlehensfazilität bereitgestellt. Es stellt Polestar die Mittel zur Verfügung, die es benötigt, um die nächste Phase seiner Entwicklung zu finanzieren, und deckt eine große Mehrheit seines geschätzten Finanzierungsbedarfs ab. Das Bargeld in der Bilanz zum 31. Dezember 2023 betrug etwa 770 Millionen US-Dollar.
Polestar CEO erleichtert
Thomas Ingenlath, CEO von Polestar, sagt: „Die Sicherung der Finanzierung durch ein Syndikat globaler Banken spiegelt die Unterstützung unserer Partner für den Wachstumskurs von Polestar wider. Zusammen mit der vollen finanziellen Unterstützung von Geely und dem Zugang zu innovativer Technologie und technischem Fachwissen haben wir unseren Weg zum Cashflow-Break-Even-Ziel für 2025 gestärkt.“
Hartes Effizienzprogramm
Die jetzt vereinbarte Finanzierung wird von einem umfassenden Effizienzprogramm von Polestar begleitet. Neben anderen Maßnahmen wurden seit Mitte 2023 10 Prozent der Arbeitsplätze gekürzt, weitere 15 Prozent werden in diesem Jahr folgen.
Das Unternehmen wandelt sich derzeit vom One-Model-OEM zum Broadliner. Die Verkäufe von Polestar 4 beschleunigen sich laut eigenen Angaben auf der ganzen Welt, Polestar 3 hat jetzt mit der Produktion in China begonnen und hat auch die Testproduktion in South Carolina, USA, erfolgreich abgeschlossen. Die Prototyp-Produktion von Polestar 5, einem progressiven Performance-GT, wird sich auch 2024 beschleunigen.
Volvo bleibt mit 18% beteiligt
e-engine meint: Es wird nicht leicht für die Elektromarke werden. Fakt ist aber auch, dass potente Anteilseigner im Hintergrund erst einmal Ruhe einkehren lassen. Wie sich die neuen Modelle auf dem abkühlenden Elektromarkt schlagen werden, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt. Die Erwartungen sind hoch. Ende dieses Jahres rechnet Polestar mit einem Volumenwachstum, das das Volumenziel für 2025 und eine zweistellige Bruttogewinnmarge unterstützt. Es wird erwartet, dass die Volumen- und Margenentwicklung in Richtung der zweiten Hälfte des Jahres 2024 gewichtet wird, da die beiden SUVs die volle Produktion und den globalen Vertrieb erreichen.
Opel: Corsa Electric „Yes“ ab 29.990 Euro
Die Meldung ist schon etwas älter, aber deswegen kaum weniger interessant. Opel hat dem Corsa Electric ein Sondermodell spendiert, das auf den Namen „Yes“ hört.
Die kleine Version
Das Sondermodell basiert auf der kleineren 136-PS-Elektroplattform mit 46,3 kWh-Batterie. Das Drehmoment liegt bei 260 Nm und die WLTP-Reichweite wird mit bis zu 357 Kilometern angegeben. Die Ausstattung ist wie bei Sondermodellen üblich, erweitert worden. Sportsitze für Fahrer und Beifahrer, zahlreiche serienmäßige Assistenzsysteme und „Keyless Start“ sind ebenso an Bord wie ein „Parkpilot“ fürs Heck und eine Klimatisierungsautomatik. Apple CarPlay und Android Auto sind ebenfalls enthalten. Das Infotainment-System verfügt über einen 10″ großen Touchscreen. Smartphones werden kabellos geladen.
Damit ist das Sondermodell fast 4.700 Euro günstiger als das bisherige Einstiegsmodell, der Opel Corsa Electric 50 kWh.
Unfallwarner: Volvo führt „voraussschauendes vernetztes Sicherheitssystem ein“
Erprobte Cloud-Sicherheit
Die branchenweit erste vernetzte Sicherheitstechnik von Volvo Cars wurde bereits im Jahr 2016 eingeführt: der Hazard Light und Slippery Road Alert. Über Echtzeitdaten aus der Cloud können Volvo Fahrzeuge seitdem miteinander kommunizieren und die Fahrer vor rutschigen Straßenverhältnissen und Gefahren in der Nähe warnen.
In Zukunft will der schwedische Automobilhersteller weitere Verkehrsdaten integrieren, die von weiteren Partnern im Ökosystem „European Data for Road Safety“ zur Verfügung gestellt werden, darunter die Informationen nationaler Verkehrsmanagementzentren in anderen Ländern und von Fahrzeugen anderer Marken.
Derzeit nur in Dänemark verfügbar
Derzeit ist die Funktion „Accident Ahead Alert“ nur in Dänemark für die Volvo 40er, 60er und 90er-Modelle verfügbar. In Kürze soll das System aber auf weitere europäische Märkte ausgedeht werden. Volvo ermutigt andere Automobilhersteller, sich anzuschließen und ähnliche Technik anzubieten. Der schwedische Automobilhersteller hat sich verpflichtet, vernetzte Sicherheitsdaten zu teilen, damit andere sie in die eigenen Sicherheitsfunktionen integrieren können – jetzt und auch in Zukunft.
Datenaustausch anonymisiert
Besitzer von Volvo Fahrzeugen können ganz einfach zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr beitragen: Sie müssen hierfür lediglich der gemeinsamen Datennutzung zustimmen, indem sie die Option „Vernetzte Sicherheit“ im zentralen Touchscreen des Fahrzeugs aktivieren. Das Fahrzeug kann dann den Fahrer über die Warnblinkanlage im Armaturenbrett und, falls vorhanden, über das Head-up-Display vor einem bevorstehenden Unfall warnen. Um die Privatsphäre zu schützen, werden nur die wichtigsten Informationen mit anderen Fahrzeugen geteilt und die Daten anonymisiert.
Jaguar: wie sich die Marke an den Rand der Auslöschung manövierte …
Elektrifizierung komplett verschlafen
Bolloré selbst stoppte die Entwicklung des elektrischen Nachfolgers der XJ-Luxuslimousine. Der XF war eine Sackgasse und die Tage des F-Pace, dem einzigen Modell des Unternehmens, das weiter halbwegs erfolgreich läuft, sind ebenfalls gezählt. Das US-Portal „Road & Track“ geht so weit, zu erklären dass „Jaguar erst einmal sterben müsse, um wiedergeboren zu werden„. Der Geburtsvorgang scheint indes allerdings zu einer gigantischen Komplikation zu werden. Jaguar will sein gesamtes bestehendes Sortiment offenbar durch viel teurere Elektrofahrzeuge ersetzen.
2025 reine E-V-Marke?
2021 kündigte Jaguar an, bis 2025 eine reine EV-Marke zu werden. Da läuft die Zeit indes davon. Denn die neue Plattform soll nichts mit der des I-PACE zu tun zu haben. Die gesamte heutige Modellpalette wird also sterben, angefangen vom XE, über den XF, die SUVs und dem formidablen Sportwagen F-Type. Die Produktion des Sportwagens endete übrigens letztes Jahr.
Die neue Plattform
Die neue Jaguar-Plattform mit Namen JEA (Jaguar Electric Architecture) soll mit drei Modellen debütieren. Zunächst erscheint ein viersitziger GT, der sogar Ende des Jahres vorgestellt werden wird. Reichweite (WLTP) etwa 680 Kilometer, mit einem Einstiegpreis von über 100.000 Euro. Der Stromer soll dann mehr als 575 PS entwickeln. Das erinnert an die initialen Werte des 2021 gecancelten elektrischen Jaguar XJ. Die Entwicklung Elektro-XJ wurde von Bolloré nach Investition von vielen hundert Millionen Euro eingestellt, weil sie „nicht zur Vision der neu erfundenen Marke“ gepasst habe.
Immer wieder teurer
Ob die Planung, Jaguar-Fahrzeuge weiter zu verteuern, wirklich eine gute Idee ist, darf stark bezweifelt werden. Die Markenstärke hat in den letzten Jahren weiter abgenommen, denn man verkauft seit Jahren immer weniger Einheiten. Zuletzt waren es weltweit nur noch knapp über 40.000 Fahrzeuge gewesen – nach einem Peak von 179.000 Einheiten im Jahr 2017. Brancheninsider vermuten, dass die Planung der Briten, noch teurer zu werden, letztlich noch weitere Volumenreduktionen nach sich ziehen werde. Der Premiumbereich ist bei Elektrofahrzeugen infolge der teuren Batterien ohnehin schon überlaufen. Der derzeitige CEO Adrian Mardell ist deshalb kaum zu beneiden.
e-engine meint: Wird Jaguar überleben? Wir glauben, nein. Zum einen sind die Briten sehr spät zur Elektroparty erschienen. Die Party ist derzeit ohnehin vorbei. Der Wettbewerb der Premiumanbieter hat eine ganz neue Dimension erreicht, auf Jaguar hat dabei niemand gewartet. Ein Einstiegspreis von über 100.000 Euro dürfte für die Marke derzeit nur schwer zu realisieren sein, zumal man mit der zweiten Generation der Elektroplattform schon jetzt im Hintertreffen ist. Die deutschen, amerikanischen und chinesischen Wettbewerber arbeiten teilweise schon an der dritten und vierten Generation. Die ersten getarnten Elektrojaguars (siehe Road&Track) lassen wenig Enthusiasmus aufkommen. Sie wirken unelegant und unförmig.
Fotos: Jaguar, Volvo, Opel, Bernd Maier-Leppla, Polestar