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Deutsche müssen sich warm anziehen: Polestar 3 im exklusiven Fahrtest auf Eis

Fazit: Vielseitig, kräftig, todschick – und auf den zweiten Blick fast günstig

Zunächst unsere Meinung rein zur Optik: Der Wagen wirkt etwas gedrungener als ein normal hochgewachsener SUV. Und tatsächlich ist er fast 9 Zentimeter niedriger als etwa ein BMW iX. Damit will Polestar eine bessere Aerodynamik erreichen. Auch die leicht eingedrückte Schnauze soll für einen besseren Luftstrom sorgen. Insgesamt empfinden wir die Silhouette des Schweden stimmig, mit seinen einfahrbaren Türgriffen glatt und frontal gesehen und mit den Lichtern, die stark an das Polestar-Logo erinnern, sehr sportlich gezeichnet.

Innen geht es mit einem sehr aufgeräumten Cockpit, dem zentralen großen Display samt neuer Android-Autoversion und einem riesigen Panoramadach weiter. Materialien wie Flachs, Wolle und tierfreundliches Leder geben dem ganzen die passende skandinavische Note.

Die Ausstattung des Polestar 3, der auf einer der neuen Volvo-Plattform SPA2 beruht, ist allererste Sahne: Ein Dual-Motor, eine 111 kWh große Batterie, die die 600-km-Reichweitenmarke laut WLTP knacken soll, 490 PS (in der Performance-Version sogar 516 PS), Brembo-Bremsen, Wärmepumpe, eine adaptive Zweikammer-Luftfederung, bidirektionales Laden und massig Sensoren für Außen- und Innenraum zeigen, dass der Spaß nicht billig wird. Und so ist es auch: Die Preise beginnen bei knapp unter 90.000 Euro – doch im direkten Konkurrenzvergleich ist das nicht so viel, wie es auf den ersten Blick erscheint.

Wenn man das Haar in der Suppe sucht, dann findet man es beim Laden: Wir hätten uns ein 800-Volt-System gewünscht, angeblich sollen aber bis zu 250 kW über DC drin sein. Ob das stimmt, können wir erst im Volltest mit einem serienreifen Polestar 3 im Sommer 2024 feststellen. Beim AC-Laden müssen Sie sich mit 11 kW begnügen, einen optionalen 22-kW-Bordlader wird nicht angeboten.

deutsche müssen sich warm anziehen: polestar 3 im exklusiven fahrtest auf eis

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Für wen ist der Polestar 3?

Der Edel-SUV ist für eine Käuferschaft gedacht, die nicht unbedingt auf eine deutsche Automarke pocht, aber sehr hohe Ansprüche auf Reichweite, Ausstattung und Sicherheitsaspekte legt. Und die natürlich das nötige Kleingeld dafür hat.

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Polestar 3: Preis, Reichweite, Kofferraum, Anhängelast, Lieferzeit

Preis ab 88.600 Euro (ab 95.200 Euro mit Performance-Paket)
Länge/Breite/Höhe  4900 mm x 2120 mm x 1614 mm
Leergewicht 2584 – 2670 kg
kW  360 kW (380 kW mit Performance-Paket)
Drehmoment 840 Nm (910 Nm mit Performance-Paket)
Höchstgeschwindigkeit 210 km/h
Von 0 auf 100 km/h in 5,0 Sekunden (4,7 mit Performance-Paket)
Reichweite WLTP vorläufige Herstellerangabe: 628 Kilometer (561 mit Performance-Paket)
Batteriekapazität 111 kWh
Ladeleistung bis 250 kW DC, bis 11 kW AC
Anhängelast 2.200 kg gebremst, 750 kg ungebremst
Anzahl Sitze 5
Kofferraum und Frunk 484 Liter (nicht umgeklappte Sitze), 1.411 Liter umgeklappt, Frunk: 32 Liter
Antrieb Allrad
Inkludierte Extras Wärmepumpe, Torque Vectoring, selbstnivellierende Zweikammer-Luftfederung, Dolby Atmos-Funktion, Head-up-Display, bidirektionales Laden uvm.
Lieferzeiten Vorbestellbar, Lieferung ab Sommer 2024

Polestar 3: Varianten, Motor, Leistung, Antrieb, Ladeleistung

Zum Start wird Polestar den Polestar 3 in zwei Varianten anbieten: den Long Range Dual Motor und den Long Range Dual Motor mit Performance-Pack. In vielerlei Hinsicht sind sich beide sehr ähnlich: An der Vorder- und Hinterachse befinden sich je Permanentmagnet-Synchronmotoren, beide bieten also Allrad. Vom Zulieferer BorgWarner kommt das Torque-Vectoring-System mit Doppelkupplung. Das verspricht und beweist beim ersten Test auf Eis, dass sich das 2,4 Tonnen schwere SUV nicht anfühlt wie ein Schwergewicht. Im Gegenteil: Das Fahrverhalten ist präzise, zudem gelingt dem Polestar 3 mühelos der Wechsel zwischen Komfort und Krawall. Das Auto fühlt sich an, als wäre es wenigstens eine halbe Tonne leichter.

Längere Trips dürften bis zu vier Personen noch gut machbar sein: 484 Liter passen in den Kofferraum wenigstens rein, gut 1.400 sind es mit umgelegten Sitzen. Allerdings merkt man hier die niedrigere Dachlinie, denn der Volvo-Bruder unterbietet damit alle Elektro-SUVs der deutschen Premium-Autobauer um rund 100 Liter im Standardzustand. Übrigens, als Zugfahrzeug eignet sich der Polestar 3 tadellos:  Er zieht bis zu 2.200 kg gebremst.

Auch der Akku ist geeignet für Roadtrips: Beide Varianten haben 111 kWh große Batterien. Bei der Reichweite gibt Polestar vorläufig 561 Kilometer für das Performance-Modell und 628 für die Einstiegsversion an. Im ersten Test in Schweden konnten wir den Akku freilich nicht leer fahren. Wir gehen davon aus, dass im Realbetrieb selbst bei tieferen Temperaturen 370 bis 420 Kilometer wenigstens drin sein werden. Genaueres wird der vollständige EFAHRER-Test ergeben, der in der zweiten Jahreshälfte 2024 zu erwarten ist.

Dann können die TesterInnen auch mehr zum 400-Volt-System sagen, das mit großzügigen 250 kW Ladeleistung maximal lädt. Hier erkennt man einen deutlichen Schritt nach vorn, war die Ladeleistung etwa beim Vor-Facelift-Modell des Polestar 2 mit knapp 150 kW maximal eher durchschnittlich. Ein 800-Volt-System wäre – auch angesichts des Preises – dennoch wünschenswert gewesen. Zu den hauchfeinen Unterschieden zwischen beiden Modellen: Das von uns getestete Performance-Modell ist mit 517 PS etwas stärker als das Basismodell mit 489 PS, es bietet 910 Newtonmeter Drehmoment statt 840 und beschleunigt in 4,7 statt 5,0 Sekunden auf 100 km/h.

Interessant: Bei niedriger Last und Segeln schaltet automatisch der Hinterradmotor ab, dann geht es nur mit Vorderradantrieb weiter – das soll zusätzlich Energie sparen. Auch One-Pedal-Fahren ist möglich, kennt man aber schon von früheren Polestar-Modellen.

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Polestar 3: Vollgepackt bis unters Panoramadach

Auch im Innenraum gelingt der Spagat zwischen Komfort und Chic. Der Polestar 3 wirkt zunächst enorm wertig – und das muss er bei dem Preis auch. Nicht nur preislich zeigt er, dass er es auf die deutsche Premium-Riege (BMW iX, Audi Q8 e-tron, Mercedes EQE SUV) abgesehen hat. Dazu gehört die moderne Anmutung im Interieur mit Recycling-Materialien und einem feinen Verhältnis zwischen Kunststoffen und Textilien. Zentral in der Mitte prangt der 14,5 Zoll große und aufrecht stehende Monitor, auf dem Android Automotive OS seinen Dienst verrichtet – im Übrigen selbst im Prototypen-Zustand ohne größere Beanstandungen und intuitiv bedienbar. Elementare Funktionen, wie Scheibenheizungen oder Lautstärke sind weiterhin per Taste bedienbar.

Serienmäßig verfügt der Polestar 3 über insgesamt fünf Radarmodule, fünf externe Kameras und zwölf externe Ultraschallsensoren. Das dürfte dann auch eine Hülle und Fülle an Assistenz- und Überwachungssystemen wie Eye-Tracking bedeuten. Ein LiDAR-Sensor wird nachgereicht.

Polestar 3: Preis und Marktstart

Auch wenn im chinesischen Chengdu bereits die ersten Exemplare des Polestar 3 gebaut werden und ab Mitte 2024 das Werk in Ridgeville, South Carolina, USA ans Netz geht, ist mit Auslieferungen erst im Sommer zu rechnen.

Preislich liegt der Polestar 3 im Einstieg bei knapp unter 89.000 Euro, gut 95.000 Euro sind es für das Performance-Pack. Das ist auf den ersten Blick auf Augenhöhe mit der deutschen Konkurrenz. Doch wer genauer hinschaut, wird schnell feststellen, dass vergleichbare Modelle deutlich teurer sind. Ein Mercedes EQE SUV 43 AMG kostet knapp 125.000 Euro und ein BMW iX M60 sogar über 143.100 Euro. Einzig der Audi SQ8 e-tron schlägt zu vergleichbaren Preisen und mit wenigstens 98.000 Euro zu Buche. Nein, ein Schnäppchen ist der Polestar 3 nicht, doch vor diesem Hintergrund und nach unseren ersten Testfahrten erscheint er wie eine sehr attraktive Alternative.

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