Polestar

Dienstag Magazin: Wertverlust US-Polestar 2 mit 123.000 km. Kölner Pilotprojekt mit Rheinmetall: „Bordsteinladen“. Sahnestück: VW ID.Code – leider nicht bei uns.

Gebrauchtpreise: Wertverlust bei Stromern kann weh tun – jedenfalls in den USA

Die Gebrauchtpreise für Elektroautos sind auch in Deutschland unlängst gesunken. Das hat unter anderem etwas mit Angebot und Nachfrage zu tun. Vermehrt kommen Leasingrückläufer auf den Markt, der ist allerdings derzeit nicht positiv gegenüber der Elektromobilität eingestellt. Trotzdem bleiben die Preise auf den einschlägigen Verkaufsportalen immer noch auf einem akzeptablen Level. So werden Polestar 2 mit AWD, zwei Jahre alt und guter Ausstattung sowie hohen Laufleistungen (ca. 70.000 km) immer noch für deutlich über 35.000 Euro angeboten. Freilich sagt das nichts darüber aus, was dann wirklich für das Auto erlöst wurde.

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Polestar 2 mit Performance-Paket: Ein US-Youtuber wollte den nach 2 Jahren und 123.000 Kilometern verkaufen. Der Restwert hat ihn dann doch geschockt. (Foto: Bernd Maier-Leppla)

In den USA ist der Markt schwieriger.

Das musste gerade ein Youtuber erfahren, der einen 2022er Polestar 2 mit 123.000 Kilometern auf der Uhr (77.000 Meilen) verkaufen wollte. Schon vor einem Jahr hat der durchaus vor Galgenhumor strotzende Elektromobilist das versucht. Der Erlös für den „Jahreswagen“ war so gering gewesen, dass er das Auto schlicht behielt. Nun also ein Jahr später. Dass das Fahrzeug einige Defekte hatte, und ihm fast die Lust an seinem Auto genommen hätte, Schwamm drüber. Er liebt den Wagen wegen seiner Form und seinen Vorteilen immer noch. Allein der ermittelte Verkaufspreis durch das US-Portal KBB.com verhagelte ihm die gute Laune.

Aus ehedem 62.500 US-Dollar …

… wurden innerhalb zwei Jahren nur noch 18.000 US-Dollar. Da wurden, so sein lapidarer Kommentar, immerhin 50 Dollar pro Tag verbrannt. Aber in den Staaten ist offenbar „Angebot und Nachfrage“ eben noch heftiger, als hierzulande. Und dass Hertz sich neben den Tesla Model 3 auch von seinen Polestar 2 schneller trennt, als erwartet, dürfte dem günstigen Gebrauchtpreis sogar noch weiter Vorschub leisten.

e-engine meint: Hier manifestiert sich das geringe Vertrauen in gebrauchte Elektrofahrzeuge. Vor allem die Batterie wird gerne als Verkaufs-Hindernis betrachtet. Immerhin kann man in diese „Blackbox“ nur schlecht hineinsehen. Sie könnte also jederzeit kaputt gehen – was für einen Verbrenner genau so gilt. Der Motor kann auch am nächsten Tag die Grätsche machen. Deshalb hat der „Aging Wheels“-Youtuber mithilfe einer Diagnosesoftware die Batteriegesundheit ausgelesen. Laut der Software ist die Batterie immer noch bei 91,5 Prozent. Das ist unserer Ansicht nach für die Kilometerleistung tatsächlich hervorragend. Also wir würden das Auto für die umgerechnet 17.000 Euro nehmen – wäre ein echtes Schnäppchen.

Aging Wheels | Ich habe mit dem Kauf eines Polestar 2 Geld verbrannt.

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Sieht eigentlich ganz gut aus, der Ladebordstein von Rheinmetall. Blöd nur, dass die Anordnung eigentlich nur für bewegliche Menschen und bei schönem, trockenem Wetter Freude macht … (Foto: Rheinmetall)

Ladeinfrastruktur: Rheinmetall, Stadt Köln & TankE Gmbh starten Pilotprojekt …

… mit innovativen „Ladebordsteinen“. Die deutsche Sprache wird von Ausländern immer gerne bewundert. Vor allem für ihre Wortschöpfungen, die einfach die Substantivierung von zusammengesetzten Begriffen beeinhaltet. Bestes Beispiel (nur vom Wort her, natürlich) das „Demokratiefördergesetz“. Dass es das Gegenteil erreichen könnte … aber lassen wir das.

Ladebordsteine

Die Innovation der Rheinmetall ist der Ladbordstein, der einige Probleme beim Laternenparken lösen soll, aber unglücklicherweise neue Probleme schafft. Aber der Reihe nach. „Der Rheinmetall-Konzern startet gemeinsam mit der TankE GmbH und der Stadt
Köln ein Pilotprojekt zur Erprobung von Ladebordsteinen im öffentlichen Verkehrsraum. Ziel des Projekts sind die Integration und die Pilotierung der von Rheinmetall entwickelten Ladebordsteine im Stadtgebiet. Dabei sollen die Akzeptanz sowie die städtebaulichen und gestalterischen Vorteile validiert werden. Nach der Unterzeichnung einer entsprechenden Absichtserklärung im Mai 2023, erfolgte am 25. April 2024 der offizielle Startschuss für den Roll-out vor Ort. An zunächst zwei Standorten im Stadtgebiet werden die Ladebordsteine umfangreich im Realbetrieb getestet“.

Ein Jahr Bürokratie und Realisierung?

Dass es in Deutschland lange braucht, bestimmte Dinge in die Realität umzusetzen, geschenkt. Wir lieben unsere Bürokratie. Da darf dann schon mal fast ein Jahr vergehen, bis man die ersten Ergebnisse sehen kann. An sich ist die Idee bestechend. Man kann den Stromer direkt am Bordstein anschliessen (wenn der die Ladedose an der richtigen Seite hat, die meisten haben das nicht, dann müsste man widerrechtlich gegen die Fahrtrichtung parken oder das Kabel ums Auto herumziehen).

Niemand muss also in Zukunft über Kabel stolpern und niemand muss sich künstlich über Ladesäulen auf dem Trottoir aufregen, die dem Fußgänger und Stromerhasser das Leben schwer machen (könnten). Die Ladebordsteine beinhalten also eine Steckdose vermutlich mit bis zu 11 kW AC-Ladeleistung – und mit einem kleinen Display ist auch schnell klar, wieviel und wie schnell man lädt.

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Pop-up Charger: Im Gehsteig versenkte Ladepunkte, die bei Bedarf automatisch ausfahren … Die UK-Lösung hat unsere Sympathie. (Foto: urbanelectric.london)

Aber …

Nun kommt das typische Aber. Während in UK eine solche Bordstein-Lademöglichkeit vom dortigen Hersteller durch eine aus dem Boden herausfahrende Minisäule ermöglicht wird, muss sich der deutsche Elektroautofahrer bücken um das Auto einzustecken. Das könnte im Sommer noch mit Freiluftübungen erklärt werden. Im Winter oder bei Siffwetter bleibt da der Spaß buchstäblich auf der Strecke. Aber was soll’s. Moderne Ingenieure erfinden auch Möglichkeiten den Austausch einer Glühbirne am Scheinwerfer bei Autos so kompliziert zu gestalten, dass das ganz schnell 200 Euro kosten kann (wir schauen unter anderem nach Stuttgart – SLK R 172 mit normalen Scheinwerfern). Was natürlich bei modernen Matrix und Xenon-Leuchten nicht mehr der Fall ist, die müssten dann komplett ausgetauscht werden (das wird dann noch teurer).

e-engine meint: Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Das ist man aber von Köln bereits gewöhnt. Wir erinnern uns an die Einlassungen der OB Recker zur Silvester-Affäre auf der Domplatte …

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ID. Code Seitenansicht. Tolles, für VW geradezu avantgardistisches Design. Das Heck sieht ein bißchen aus wie beim Jaguar F-Pace.

China: Warum kriegen wir den VW ID.Code nicht?

VW und Design. Da scheiden sich die Geister. Es gibt echte Ikonen aus Wolfsburg, aber die Stromerdesigns der jüngsten Zeit haben (und das ist natürlich Geschmacksache) nicht unbedingt den Appeal von Avant Garde. Es sei denn, es ist der ID.Buzz. In China präsentiert VW eigene Designs, die den dortigen Geschmack besser treffen sollen. Der Markt im Reich der Mitte ist einer der wichtigsten für westliche Autohersteller – natürlich auch VW. Da kann man mit dem ID.3 und seiner langweiligen Form kaum einen Blumentopf gewinnen.

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Aus jeder Perspektive ein gelungenes Auto: der volllektrische ID. Code verfügt sogar über LiDAR für SAE Level 4-Anwendungen.

Leider nur ein Design-Showcar, der ID.Code

Aber der von VW gerade vorgestellte ID.Code ist auch nur ein Showcar. Will sagen: wenns das Auto irgendwann in Serie gibt, dann heißt das noch lange nicht, dass es so aussieht, wie die Studie. Sollte es aber. Das Design ist cool, die Formensprache modern, könnte direkt von einem chinesischen Start-up wie XPeng oder NIO stammen, und zudem sind High-End-Elektronikspielzeuge wie LiDAR und Radar verbaut. Denn: der chinesische Konsument liebt das Machbare auf der Straße. Dazu zählen die weiterentwickelten ADAS und zukünftig auch autonome Fahrstufen ab SAE-Level 3.

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Offenbar hat man bei VW verstanden, was die chinesische Klientel bevorzugt. Das würde sich aber auch in Deutschland gut machen (außer dem Yoke-Lenkrad) …

Breites Produktportfolio für chinesische Kunden bis 2030 angekündigt

Die ID. Familie wächst bis 2030 auf insgesamt 16 Modelle. Darunter sind fünf E-Autos der neuen Submarke ID.UX, die bis 2027 ihr Marktdebüt feiern. Volkswagen elektrifiziert zudem seine Verbrenner-Modelle schrittweise und erweitert sein China-Portfolio um neue, hocheffiziente Plug-in-Hybride mit mehr als 100 Kilometern elektrischer Reichweite. Bis 2030 gehen zwölf neue Verbrenner- und sechs Hybridmodelle an den Start. Volkswagen ergänzt die bewährten Fahrzeug-Architekturen MQB und MEB ferner um lokale Plattformen in China – auch durch Partnerschaften, wie etwa mit XPeng. Darüber hinaus entwickelt die in Hefei ansässige Volkswagen China Technology Company (VCTC) die erste China-spezifische Elektro-Plattform des Konzerns. Auf der China Main Plattform (CMP) sollen ab 2026 mindestens vier zusätzliche Modelle für das elektrische Einstiegssegment entstehen. Die Vielzahl an Plattformen ermöglicht es Volkswagen, seinen Kunden in allen relevanten Segmenten und für jedes Bedürfnis das richtige Angebot zu machen.

e-engine meint: Durch die Partnerschaft mit XPeng könnte da mal ein wenig frischer Wind in das muffige VW-Angebot kommen. Der ID.Code jedenfalls präsentiert sich mit einer Eleganz, die man den Wolfsburger kaum zugetraut hätte. Die Silhouette könnte gar von einem Jaguar-Designer gezeichnet sein. Vor allem das Heck erinnert stark an den Jaguar F-Pace. Man wünscht sich geradezu, dass diese mutige Gestaltungsrichtung auch nach Deutschland kommt. Und den ID.Code könntet ihr genau so bauen, wie ihr ihn vorgestellt habt.

Fotos: Aging Wheels (Youtube Stills), VW, Rheinmetall

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