Auto-News

Polestar

Dieses Facelift war bitternötig: Polestar 2 spielt in der Mittelklasse vorn mit

Fazit: Na also, Polestar!

Polestar hat für das Facelift des Zweiers genau an den richtigen Stellen Hand angelegt. Im Kern wurde das Design nur vorn aufgefrischt, sodass die Änderungen für Laien kaum ersichtlich sind. Viel wichtiger sind die Änderungen unter der Haube. Die neue Geely-Antriebseinheit mit Heckantrieb übertrifft den früheren Frontantrieb mühelos: Der Polestar 2 ist nicht nur sehr leistungsstark und dynamisch, sondern auch im Alltag ein guter Begleiter. Vor allem der niedrigere Verbrauch gefällt, was sich bei FahrerInnen deutlich im Geldbeutel bemerkbar machen wird.

Zwischen BMW i4, Tesla Model 3, VW ID.7 und Polestar 2 liegen zum Testzeitpunkt insgesamt nur 0,2 Schulnoten Abstand – trotz einiger fehlender Assistenzsysteme. Wer auf die verzichten kann, kann sich jetzt guten Gewissens für den Polestar 2 entscheiden.

Für wen ist der Polestar 2?

Wer in der Mittelklasse eine Elektro-Limousine sucht, der stößt zügig auf den Polestar 2 als interessante Alternative zu etablierten Autos wie dem Tesla Model 3. Der Polestar 2 spricht all jene an, die mit dem Amerikaner nicht ganz so warm werden wollen. Das skandinavische Design, das deutlich konventionellere Cockpit und der unaufgeregte Auftritt entsprechend deutschem Understatement vielleicht ein wenig mehr.

Der Polestar 2 entpuppt sich in der getesteten Variante Long Range Single Motor als die vielleicht beste Wahl. Er ist nicht nur sehr komfortabel und dennoch direkt und agil. Er ist auch überaus sparsam seit seinem Facelift. Mit Dauerläufern wir dem Tesla Model 3 Dual Motor, VW ID.7 Pro und BMW i4 40 kann er mühelos mithalten und beim Ladetempo einige der genannten sogar übertreffen. Für Dienstwagen-FahrerInnen ist er darum eine spannende Wahl. Nur Familien dürften angesichts des begrenzten Platzangebots im Vergleich mit der Konkurrenz an Grenzen stoßen.

Polestar 2 Facelift 2023: Vorteile und Nachteile im Überblick

Polestar 2 Facelift 2023: Technische Daten, Reichweite, Leistung, Anhängelast, Preis

Länge/Breite/Höhe/Radstand 4,61 x 1,86 x 1,48 / 2,74 Meter
Akku-Größen 67 oder 79 kWh
Ladezeit DC 20-80 % 21 Minuten
Leistung / Drehmoment / Antrieb 220 kW (299 PS) / 490 Nm / Heckantrieb
Höchstgeschwindigkeit 205 km/h
0 auf 100 km/h 6,2 Sekunden
Reichweite WLTP 654 Kilometer
Akkutyp Lithium-Ionen
Ladeleistung bis 205 kW DC, bis 11 kW AC
Anzahl Sitze 5
Kofferraumvolumen / Frunk 405 Liter / 41 Liter
Anhängelast / Stützlast 1.500 kg / 90 kg
Preis ab 46.285 Euro (zum Testzeitpunkt inkl. eines bis 30.06.2024 verfügbaren Rabatts); Testwagen: rund 50.000 Euro

dieses facelift war bitternötig: polestar 2 spielt in der mittelklasse vorn mit

EFAHRER, Max Dockhorn

Polestar 2: Aus Front- wird Heckantrieb

Es ist März 2021, EFAHRER-Chefredakteur Sepp Reitberger fährt mit Polestar 2 eine Verbrauchsrunde und stellt fest: Da fließen über 30 Kilowattstunden pro 100 Kilometer aus den Akkus – bei Autobahntempo 130. Da wird schnell klar: Selbst mit einer nahezu 80 Kilowattstunden großer Batterie sind kaum mehr als 250 Kilometer drin. Zu wenig für ein Auto, das sich mit Tesla und Co. messen will und häufig mehr kostet.

Nach dem im Jahr 2023 eingeführten Facelift soll das ganz anders sein. Der Akku ist mit knapp 80 Kilowattstunden netto weiterhin üppig dimensioniert in der Variante Long Range Single Motor. Doch: der „Single Motor“ sitzt jetzt nicht mehr vorn, sondern hinten. Der stammt, wie etwa im Smart #1, dem Volvo EX30 oder auch Zeekr X aus dem Geely-Regal. In der Basisvariante liefert er 272 PS Leistung, hier 299 PS. Schluss ist in der Allradversion erst bei 476 PS. Doch, die hier getestete Variante mit Heckantrieb und großer Batterie dürfte für viele Interessierte die spannendste sein. In immer noch flotten 6,2 Sekunden geht es von null auf 100 km/h – da ist zu jeder Zeit genug Dampf da.

Polestar 2 Reichweite und Verbrauch: Was lange fährt, ist richtig gut

Trotzdem ist der Polestar 2 auf der Landstraße und der Autobahn im Test sogar genügsamer gewesen als der ohnehin schon sparsame VW ID.7. Im Drittelmix aus Stadt-, Autobahn- und Landstraßenverbrauch kamen wir auf den nahezu identischen Wert wie mit dem Wolfsburger: 18,6 Kilowattstunden auf 100 Kilometer sind ein klasse Ergebnis (VW ID.7: 18,2 kWh / 100 km/h). Dank der Akkugröße genügt das für rund 425 Kilometer Reichweite. Auf der Autobahn sind bei Tempo 130 jetzt über 360 Kilometer drin. Das ist ein gewaltiges Plus. Schon jetzt ist klar: Ob man Tesla, BMW, VW oder Polestar kauft, entscheidet sich nicht länger anhand der Reichweite.

Wie die Konkurrenz lädt der Polestar mit 11 kW an Wallboxen und öffentlichen Ladestationen am Straßenrand. An Schnellladestationen sind 205 kW drin. Ein Topwert, der den Polestar trotz großem Akku in einer halben Stunde von 10 auf 90 Prozent vollpumpt. Langstreckenfahrten sind so kein Problem.

dieses facelift war bitternötig: polestar 2 spielt in der mittelklasse vorn mit

Polestar 2: Agil und dynamisch, aber auch komfortabel

Das gilt nicht nur für den Akku, sondern auch für den Innenraum. Auch wenn der Polestar nur gut 4,60 Meter lang ist und 1,85 breit, können hier Erwachsene problemlos sitzen und reisen. Zum Vergleich: ein Tesla Model 3 ist über 10 Zentimeter länger, ein VW ID.7 sogar spektakuläre 35 Zentimeter. Hinterbänkler sollten aber nicht größer sein als 1,85 Meter. Dennoch: Der sportlich abgestimmte und jederzeit sehr direkt fahrende Polestar 2 ist komfortabel.

Das Ambiente hier an Bord ist modern und die Verarbeitung hochwertig. Im Innenraum gibt es zudem dieses große Zentraldisplay mit Android Automotive als Dreh- und Angelpunkt. Die Bedienung empfinden die Tester als gewöhnungsbedürftig. Ein paar mehr Tasten hätten es noch sein dürfen. Dank Google Maps und -Navigation bietet das System in der Klasse eines der besten Navis mit aktuellsten Informationen und einer sehr guten, verkehrsabhängigen Routenführung. Echte Patzer erlaubt sich das System im Test nicht. Auch die Planung der Ladestopps erscheint sinnig. Dass wichtige Funktionen per Lenkradtaste oder Hebel erreichbar sind, gefällt.

Polestar 2: Einige Assistenzsysteme fehlen

Bei den Assistenzsystemen geht’s beim Polestar 2 überraschend zurückhaltend zu: Das aufpreispflichtige, 2.500 Euro teure Pilot-Paket umfasst adaptives Fernlicht, einen Abstandsregeltempomaten und die sogenannten Pixel-LED-Scheinwerfer. Von automatischem Spurwechsel oder ähnlichen ist hier jedoch nichts zu sehen. Da ist die Konkurrenz weiter.

Polestar 2: Platzangebot ist nix für vierköpfige Familien

Die eben erwähnten Abmessungen wirken sich natürlich auch auf das Platzangebot im Kofferraum aus. Knapp über 400 Liter passen hinten hinein, das ist erheblich weniger als bei der Konkurrenz. Ein Tesla Model 3 schluckt rund 500 Liter, ein VW ID.7 mindestens 530. Mit umgelegter Rückbank sind es knapp 1.100 Liter. Der deutlich größere ID.7 lädt knapp 1.600 Liter. Der Polestar 2 ist so eher nichts für Menschen, die viel schleppen wollen.

An cleveren Ideen mangelte es den Polestar-IngenieurInnen jedoch nicht: Im Gepäckraum gibt es ein praktisches Element zum Teilen und Sichern der Ladung. Genau wie beim Tesla Model 3 gibt es im Kofferraum gewissermaßen einen Keller, in dem zusätzlicher Stauraum ist und Gepäck vor dem Herumfliegen bewahrt wird. Etwas skurril: Der vordere „Frunk“ genannte Kofferraum öffnet sich nur aus dem Inneren des Autos über einen Hebel, ähnlich wie es bei vielen Motorhauben von Verbrennern ist. Das ist immer dann unpraktisch, wenn man mit dem Laden fertig ist und das Kabel nur schnell vorn verstauen will. Der Umweg übers Cockpit bleibt nicht aus.

dieses facelift war bitternötig: polestar 2 spielt in der mittelklasse vorn mit

Polestar 2: Mächtige Anhängelast

Gut gefällt den Testern die Anhängelast von rund 1.500 Kilogramm. Da übertrifft er die Konkurrenz in der Mittelklasse schon sehr deutlich: Ein VW ID.7 zieht 1,2 Tonnen, ein Tesla Model 3 nur eine.

Polestar 2 Facelift 2023: Varianten, Preis, Marktstart

Der Polestar 2 mit dem Facelift aus dem Jahr 2023 ist bereits verfügbar. Zum Testzeitpunkt gewährt Polestar zwischen 4.500 und 6.500 Euro Nachlass auf alle 2er. Der Einstiegspreis für das Modell mit Hinterradantrieb und kleinem Akku beträgt damit derzeit 46.285 Euro. Die getestete Variante mit großem Akku ist ab rund 50.000 Euro zu bekommen.

Polestar 2 Long Range Single Motor im Marktplatz ansehen
Polestar 2 Standard Range Single Motor im Marktplatz ansehen
Polestar 2 Long Range Dual Motor im Marktplatz ansehen
Polestar 2 Long Range Dual Motor Performance Paket im Marktplatz ansehen

TOP STORIES

Top List in the World