Ford

Mercedes

Mercedes-Benz

Polestar

Porsche

Polestar 3 fordert Porsche und Mercedes heraus

Polestar verfolgt mit dem Schwestermodell des Volvo EX90 ehrgeizige Ziele. Eine erste Testfahrt zeigt, was der Elektro-SUV kann.

An Selbstbewusstsein mangelt es den Polestar-Männern definitiv nicht. Auf die Frage, welche Konkurrenten man mit dem Elektro-SUV mit der Nummer 3 im Visier hat, lautet die Antwort. „Porsche Cayenne, BMW iX, Audi Q8 e-tron und Mercedes EQE SUV!“ Die Tatsache, dass der Porsche Cayenne, den es aktuell nur als Plug-in-Hybrid gibt, in der Aufzählung dabei ist, zeigt, wie hoch die Schweden die Agilitäts-Messlatte legen.

Damit diese Ankündigungen auch Substanz erhalten, haben die Techniker den 4,90 Meter langen Polestar 3 an der Hinterachse mit zwei Kupplungen ausgestattet, die „echtes Torque“ Vectoring“ ermöglichen. Das bedeutet, die zielgerichtete Kraftverteilung auf ein Rad anstelle von Bremseingriffen. So soll das Heck bei Kurvenfahrten mithelfen und trotzdem stabil bleiben. Das Fahrwerk mit einer Zwei-Kammer Luftfeder und adaptiven Dämpfern gehört bei einem Premium-SUV fast schon zum guten Ton.

polestar 3 fordert porsche und mercedes heraus

Freie Fahrt voraus Mit dem in den USA gebauten Polestar 3 will die schwedisch-chinesische Elektroauto-Marke vor allem in Nordamerika Kunden gewinnen. Fotos: Polestar

Wir haben uns für die Top-Version mit Performance Pack entschieden. Das bedeutet 380 kW oder 517 PS und ein maximales Drehmoment von 910 Newtonmetern. Zum Vergleich: Die Version darunter kommt mit 360 kW (489 PS) und 840 Newtonmeter daher.

2,7 Tonnen Gewicht sind gut kaschiert

Die Zutaten des Dynamikmenüs passen und der Polestar 3 legt beim Kurventanz eine ziemlich flotte Sohle aufs Asphaltparkett. Beeindruckend ist vor allem die Ausgewogenheit des Fahrverhaltens. Der schwedisch-chinesische Elektro-Crossover bleibt auch bei schnellen Richtungswechseln berechenbar, zieht gelassen seine Bahn und überrascht den Fahrer nicht mit einem auskeilenden Heck oder einem störrischen Vorderwagen am Kurveneingang. Also hat sich der Torque-Vectoring-Kunstgriff schon ausgezahlt.

polestar 3 fordert porsche und mercedes heraus

Schöne neue Welt Der große Touchscreen ist ähnlich wie bei Tesla die zentrale Schaltstelle. Auch die Außenspiegel werden darüber eingestellt.

Zumal auch das Gewicht von immerhin 2.670 Kilogramm eine ganze Weile ganz gut kaschiert wird. In engen Kurven, die ambitioniert durchflogen werden, drängt der Polestar allerdings zum Fahrbahnrand und erreicht nicht ganz die Wedelkunst des Zuffenhausener Konkurrenten, schlägt sich aber wirklich ordentlich.

210 km/h Höchstgeschwindigkeit

Zumal das Fahrwerk gut abgestimmt, auch in der straffsten Einstellung nicht übermäßig hart ist und genug Komfort bietet. Wechselt man in den Standard oder in den „Nimble“-Modus (flink/mit vielen Dämpfungsregelungen), zeigt sich, dass der Polestar 3 bei allen Dynamikansprüchen auch für lange Strecken gemacht ist. Zumal man im Fond mehr als genug Platz hat. Lediglich die Lenkung könnte etwas mitteilsamer sein und die Brembo-Vier-Kolben-Bremse fühlt sich zunächst weich an. Aber sobald man sich daran gewöhnt hat, lässt sich die Verzögerung gut definieren.

polestar 3 fordert porsche und mercedes heraus

Mit Performance-Paket Gold leuchte der Sattel der vier-Kolben-Bremse von Brembo, wenn der Polestar 3 mit dem Performance-Paket aufgerüstet wird. Das Bremsgefühl ist gewöhnungsbedürftig weich, das Ansprechverhalten aber ordentlich.

Beim Sprint ist der Polestar 3 ebenfalls ziemlich zügig unterwegs. Aus dem Stand knackt das SUV nach 4,7 Sekunden die 100-km/h-Marke. Dass die Elektronik erst bei 210 km/h den Anker wirft, muss man bei einem Fahrzeug aus dem Hause Volvo-Geely mittlerweile lobend erwähnen, unterstreicht aber die sportlichen Ambitionen der Marke.

Testverbrauch von 27 kWh/100 km

Wir waren auf einer kurvigen Bergstrecke meistens flott im Performance-Modus unterwegs, bei dem beide Motoren aktiv waren. Das Ergebnis war ein durchschnittlicher Verbrauch von 27,0 kWh/100 km. Das sind 3,9 kWh/100 km mehr als Polestar im Verkaufsprospekt angibt. Schaltet man in den Long-Range-Modus, übernimmt die Vorderachse das Kommando und die Batteriekapazität von 111 Kilowattstunden (107 kWh netto) soll für maximal 561 Kilometer reichen.

Beim Laden erreicht der Polestar 3 aufgrund der 400-Volt-Technik nicht ganz eine Spitzenposition, füllt die Akkus aber dennoch mit maximal 250 kW, was durchaus beachtlich ist. So dauert es an einer mit Gleichstrom betriebenen Säule 30 Minuten, bis der Energiespeicher von zehn auf 80 Prozent gefüllt ist. An einer AC-Wallbox mit maximal 11 kW vergehen elf Stunden, bis die Batterie voll ist.

Android Auto erleichtert die Bedienung

Der Polestar 3 teilt sich mit dem neuen Volvo EX90 die weiterentwickelte SPA-Plattform (Scalable Product Architecture). Dass die im Grunde nicht mehr ganz taufrisch ist, merkt man an Details wie der Sitzposition, die nicht zu dem sportlichen Anspruch passt. Man thront wie auf einem Kutschbock und jenseits einer Körpergröße von 1,85 Meter kommt der Kopf dem Querholm der Tür ziemlich nahe. Auch könnten die Sitze mehr Seitenhalt bieten. Ansonsten kommt im Innenraum auch beim Polestar 3 Behaglichkeit auf. Die schlichte, geradlinige Optik gefällt. Auch die Oberflächen sorgen für ein angenehmes Ambiente.

polestar 3 fordert porsche und mercedes heraus

Google inside Das Bedienkonzept des Polestar 3 stützt sich auf Android Auto. Der Google-Assistent macht die Bedienung leicht, da es vielen Menschen schon in ihrer Smartphone-Welt nutzen.

In der Menüstruktur des Infotainments findet sich der Polestar-Volvo-Kenner schnell zurecht. Das System basiert auf Android Automotive, was die Bedienung erleichtert. Die Kacheln der Hauptfunktionen sind so groß, dass man auch während der Fahrt problemlos die gewünschte Aktion auslösen kann, ohne zu sehr abgelenkt zu werden.

Preise ab 85.590 Euro

Dass sich die Seitenspiegel und das Lenkrad nur noch über den 14,5 Zoll großen Touchscreen verstellen lassen, gehört zu den Polestar-Eigenheiten. Es nervt aber nur anfangs, da die Einstellungen im Profil des Fahrers hinterlegt werden. Das wird auf dem Smartphone gespeichert, das auch als Autoschlüssel dient. Natürlich kann das Handy neben Android Auto auch per Apple Car Play eingebunden werden.

Der Polestar 3 steht im Juli beim Händler und kostet mindestens 85.590 Euro, mit dem im Testwagen verbauten Performance-Paket steigt der Preis auf 92.190 Euro. Zum Vergleich: Der Porsche Cayenne S E-Hybrid startet bei 124.600 Euro. Und für das ähnlich starke Mercedes-AMG EQE 43 SUV sind wenigstens 124.920,25 Euro hinzulegen.

TOP STORIES

Top List in the World