Der neue Polestar 4 hatte schon auf der Auto China in diesem Frühjahr für viel Aufsehen gesorgt, denn der elektrische Crossover hat deutlich mehr zu bieten als sein fehlendes Heckfenster. Grund genug, sich den Wagen einmal genauer anzuschauen.
Einsteigen – leider aktuell nur auf dem Beifahrersitz oder im Fond. Das ist nicht einfach, doch dieses Mal geht es nicht um das Fahren allein. Es ist ein Prototyp und ganz offensichtlich stammt dieses Modell aus einer frühen Phase, denn einige der Ausstattungsdetails wie ein Head-up-Display fehlen. Und auch bei Spaltmaßen oder Karosseriedetails ist dieser Polestar 4 nicht im Serienstand unterwegs. Es gibt noch einiges zu tun für die Entwickler. Und doch freut sich bei den chinesischen Schweden jeder auf den ungewöhnlichen SUV mit Elektroantrieb, der ab nächsten Jahr als stylisher Zwilling des Polestar 3 auf den Markt rollt.
Polestar
Technische Basis des 4,84 Meter langen Crossovers ist die von der Konzernmutter Geely entwickelte Premium Sustainable Experience Architecture. Durch den Radstand von exakt 3 Metern und der geschlossenen Rückwand bietet das Elektromodell besonders im Fond viel Raum für die Insassen. Die Sitze sind bequem und schmiegen sich leicht abgerundet in die Türelemente. Ein zweiter Bildschirm für die Medien- und Klimasteuerung ist zwischen den Vordersitzen angebracht und ermöglicht die Steuerung von der Rückbank. Im Innenraum gibt es nachhaltige Materialen, auf Wunsch ein Nappaleder-Paket mit Kopfstützen-Lautsprechern, während die Bedienung via Google über Sprache oder einen 15,4 Zoll großen Zentralbildschirm erfolgt.
Bei der Nomenklatur geht es bei Polestar nunmehr etwas durcheinander, denn im Hinblick auf Positionierung und Preis möchte sich das neue Modell zu Preisen ab 60.000 Euro weitgehend nahtlos zwischen Polestar 2 und Polestar 3 eingruppieren. Derzeit läuft die Fertigung des Polestar 4 im chinesischen Werk Hangzhou Bay hoch. Dabei soll es nicht bleiben, denn für die Märkte in Nordamerika und Südkorea kommt das Elektromodell aus der Fertigung der Renault Korea Motors Fabrik (RKM) in Busan. RKM hat mit seinem 2000-Mitarbeiter-Werk einen direkten Zugang zu Exporthäfen, entsprechende Kostenvorteile und verfügt über 23 Jahre Erfahrung in der Fahrzeugherstellung. „Da der Polestar 3 Anfang 2024 in Chengdu und im Sommer 2024 in South Carolina in Produktion gehen soll“, erläutert Polestar-CEO Thomas Ingenlath, „werden wir bald in fünf Fabriken in drei Ländern produzieren und damit unsere globalen Wachstumsambitionen unterstützen.“
Wie gut der Polestar motorisiert ist, ist bei der kurzen Ausfahrt auf dem Beifahrersitz und im Fond kaum zu spüren. Es wird ihn mit Hinterachs- und Allradantrieb geben. Das Topmodell des Polestar 4 mit seinen beiden Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse leistet 400 kW / 544 PS / 686 Nm, die den über zwei Tonnen schweren Crossover aus dem Stand in 3,8 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen sollen.
Die Basisversion mit den 200 kW / 272 PS an der Hinterachse soll dank der 102-kWh-Batterie 600 Kilometer weit kommen, ehe es wieder an die Ladesäule geht. Die maximale Ladegeschwindigkeit liegt bei 200 Kilowatt – mehr ist aufgrund der fehlenden 800-Volt-Technik nicht drin. Erstmals ist ein Polestar für bidirektionales Laden ausgelegt; er kann demnach auch andere Verbraucher mit elektrischer Energie versorgen. Mit seinem Kooperationspartner Store Dot will Polestar ab 2025 in seinem viertürigen Luxuscoupé die sogenannte XFC-Technologie (Extreme Fast Charging) zur Serienreife zu bringen, die ein Aufladen von 160 Kilometern Reichweite in fünf Minuten ermöglicht.