- Polestar 2 Long Range AWD 2024 auf der e-engine Normrunde
- Bjørn Nyland | Polestar 2 Long Range Single Motor Reichweitentest
Polestar 2 Long Range AWD 2024 auf der e-engine Normrunde
Die „kleine“ Modellpflege beim Polestar 2 ist eigentlich schon fast eine Große – zwar hat sich an der Karosserie kaum etwas geändert, ausser dem Verzicht auf den schwarzen Grill und auch das Interieur ist eigentlich so geblieben, wie es schon immer war. Und das ist gut so. Die Platzverhältnisse in der Schwedenlimousine mit chinesischen Genen (Geely) sind angemessen, wenn auch nicht üppig. Vielmehr passt das Auto wie ein gut sitzender Handschuh. Das gilt vor allem für die Sitzposition. Die Rundumsicht ist (für moderne Autos) OK, das Armaturenbrett gibt mit seinen zwei Displays keine Rätsel auf und die Materialien sind hochwertig und fühlen sich einfach gut an.
Die Modellpflege unter dem „Hauben“
Faktisch hat sich doch einiges am Antriebsstrang geändert, die beiden Motoren sollen effizienter geworden sein, die etwas größeren Batterien (in unserem Falle mit 78–79 kWh Nettokapazität) sollen auch mehr Reichweite bringen. Mit anderen Worten, das Auto ist rundum besser geworden – man könnte auch von „Finetuning“ sprechen. Alle Polestar-Motorisierungen erreichen nun eine Top-Speed von 205 km/h, auch die kleinen Modelle. Bislang waren die Single-Motor-Varianten auf 160 km/h gedrosselt gewesen. Ob man das aber ausnützt, bleibt dahingestellt, denn bei Geschwindigkeiten über 200 km/h gönnt sich das Auto weit über 50 kWh.
Was bekommt man dafür?
Ein echtes Performance-Fahrzeug, das mit 350 kW, bzw. 476 PS ordentlich Dampf unter den Hauben vorne und hinten hat. Wir hatten den Vorgänger im Oktober 2022 bereits in der Normrunde im Test. Das Auto benötigte auf der Runde (94,0 km) 21,3 kWh auf 100 Kilometer, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 68 km/h. Wir vergaben für die Performance-Version 4,5 Sterne, einfach deshalb, weil der Spaßfaktor dieses Autos äußerst hoch ist. Möglicherweise sind wir auch „biased“, aber das Gesamtpaket aus Verarbeitung, Leistung und Betriebssystem ist exzellent. Die Ankündigungen Polestars zum überarbeiteten Modell machten uns neugierig. Würde die neue Version signifikant weniger verbrauchen auf einer sportlich gefahrenen Landstraßen-Runde?
Fährt sich das 2024er-Modell anders?
Der Verbrauch
Kommen wir zum Verbrauch. Hier haben wir gemischte Gefühle – denn der Vorteil will sich, zumindest auf der Normrunde, nicht signifikant einstellen. Auf der neuen Runde (92,3 km) verbrauchte der P2 nun bei ähnlichen Temperaturen und auf trockener Fahrbahn 20,5 kWh auf 100 Kilometer. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 69 km/h. Die beiden Werte sind also ziemlich gut vergleichbar. Auf den kurzen Autobahnstücken versuchten wir, wo es erlaubt war, Vollgas zu fahren. Das waren einmal 188 km/h beim Hinweg und die vollen 208 km/h (laut Tacho) beim Rückweg. Da geht der Durchschnittsverbrauch natürlich dementsprechend rauf. Trotzdem pendelte sich der Verbrauch dann 0,8 kWh niedriger als beim Vorgänger ein. Hat die Modellpflege also weniger gebracht, als gedacht? Jein. Wir sind an diesem Testtag insgesamt 132 Kilometer gefahren, dabei war auch eine Menge Stadtverkehr mit Stop-and-Go. Der Münchner Innenstadtverkehr ist mörderisch und der Polestar-Space ist (leider) mitten drin. Wir gaben das Auto dann mit einem Display-Durchschnitt von 19,5 kWh pro 100 Kilometer wieder ab, das entspricht einem Benzinäquivalent von 2,18 Litern pro 100 Kilometern. Möglicherweise lag es aber auch an den 20″ Felgen mit 245/40 R 20 XL-Reifen, dass der Effizienzvorsprung nicht ganz so ausfiel, wie erwartet.
Für dieses potente Auto in der Tat ein angemessenes Ergebnis. Und wie schaut’s mit der Wertung aus? Die bleibt bei den 4,5 Sternen. Das Auto ist vor allem bei geringeren Geschwindigkeiten offenbar sparsamer geworden. Das bestätigt übrigens auch Bjørn Nyland, der die Single Motor-Variante gerade auf seine Tests mitgenommen hatte. Auch sein Fazit deckt sich mit unserem: die Effizienzvorteile halten sich in Grenzen, sind aber durchaus vorhanden.
Bericht: Bernd Maier-Leppla
Fotos: e-engine/Polestar, Bjørn Nyland (Youtube Stills)