Polestar

Donnerstag Special: Polestar 2 Long Range AWD auf der e-engine Normrunde.

Polestar 2 Long Range AWD 2024 auf der e-engine Normrunde

Die „kleine“ Modellpflege beim Polestar 2 ist eigentlich schon fast eine Große – zwar hat sich an der Karosserie kaum etwas geändert, ausser dem Verzicht auf den schwarzen Grill und auch das Interieur ist eigentlich so geblieben, wie es schon immer war. Und das ist gut so. Die Platzverhältnisse in der Schwedenlimousine mit chinesischen Genen (Geely) sind angemessen, wenn auch nicht üppig. Vielmehr passt das Auto wie ein gut sitzender Handschuh. Das gilt vor allem für die Sitzposition. Die Rundumsicht ist (für moderne Autos) OK, das Armaturenbrett gibt mit seinen zwei Displays keine Rätsel auf und die Materialien sind hochwertig und fühlen sich einfach gut an.

donnerstag special: polestar 2 long range awd auf der e-engine normrunde.

Der modellgepflegte Polestar 2 Long Range Performance.

Die Modellpflege unter dem „Hauben“

Faktisch hat sich doch einiges am Antriebsstrang geändert, die beiden Motoren sollen effizienter geworden sein, die etwas größeren Batterien (in unserem Falle mit 78–79 kWh Nettokapazität) sollen auch mehr Reichweite bringen. Mit anderen Worten, das Auto ist rundum besser geworden – man könnte auch von „Finetuning“ sprechen. Alle Polestar-Motorisierungen erreichen nun eine Top-Speed von 205 km/h, auch die kleinen Modelle. Bislang waren die Single-Motor-Varianten auf 160 km/h gedrosselt gewesen. Ob man das aber ausnützt, bleibt dahingestellt, denn bei Geschwindigkeiten über 200 km/h gönnt sich das Auto weit über 50 kWh.

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Die neue Front am P2 zieht sich durch alle neuen Modelle des Hauses, wie dem brandneuen Polestar 3.

Das Testfahrzeug, das wir zur Verfügung gestellt bekamen, war tatsächlich voll ausgestattet. Der Grundpreis liegt bei 58.775 €, beim Testwagen waren neben einer 1.200 Euro teuren „Snow“-Lackierung auch die Ausstattungspakete Pilot (2.500 €), Plus (4.800 €) und Performance (6.500 €) verbaut, zudem verfügten die Nappaleder-Sitze im Light-Ash-Dekor neben Sitzheizung auch über eine Belüftung, was den Preis nochmals um 4.500 Euro hochtrieb. Am Ende kostet der Testwagen 78.950 € vor Umweltboni. Ein stolzer Preis.

Was bekommt man dafür?

Ein echtes Performance-Fahrzeug, das mit 350 kW, bzw. 476 PS ordentlich Dampf unter den Hauben vorne und hinten hat. Wir hatten den Vorgänger im Oktober 2022 bereits in der Normrunde im Test. Das Auto benötigte auf der Runde (94,0 km) 21,3 kWh auf 100 Kilometer, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 68 km/h. Wir vergaben für die Performance-Version 4,5 Sterne, einfach deshalb, weil der Spaßfaktor dieses Autos äußerst hoch ist. Möglicherweise sind wir auch „biased“, aber das Gesamtpaket aus Verarbeitung, Leistung und Betriebssystem ist exzellent. Die Ankündigungen Polestars zum überarbeiteten Modell machten uns neugierig. Würde die neue Version signifikant weniger verbrauchen auf einer sportlich gefahrenen Landstraßen-Runde?

donnerstag special: polestar 2 long range awd auf der e-engine normrunde.

Modellpflege: kein „Grill“ mehr dafür mehr Markenidentität. Beim Frunk disponierte man wegen der US-Kunden um. Zu viele Fahrer hatten ihre Kinder wohl gelegentlich im ursprünglichen Frunk „untergebracht“. Das erinnert schon an die „Trocken-Aktion“ eines Hundes mit der Mikrowelle. Jetzt ist da weniger Platz. Unten links: ein Blick auf den Testverbrauch zeigt, dass das Auto im gemischten Betrieb nun mühelos unter 20 kWh kommt.

Fährt sich das 2024er-Modell anders?

Zunächst: es liegen keine Welten zwischen den beiden Modellen. Bereits der „alte“ P2 Performance war ein äußerst agiles Auto. Der Neue hat eine geringfügig „wuchtigere“ Leistungsenfaltung, die sich aber im Stadtverkehr auffallend präzise dosieren lässt. Das Gaspedal reagiert auf die kleinste Berührung, aber ohne das Auto losschiessen zu lassen. Im Gegenteil, man kann die Geschwindigkeit und die Beschleunigung äußerst feinfühlig einsetzen. Was bei schnellen Überholvorgängen auf der Landstraße übrigens fast an ein großvolumiges Motorrad erinnert. Dabei bleibt der Allradler bestens in der Spur und zieht souverän vorbei. Der One-Pedal-Modus scheint beim Verzögern nun dynamischer zu funktionieren. Bei geringen Geschwindigkeiten ist die Bremswirkung groß, bei hohen Autobahngeschwindigkeiten scheint das Auto erst mal „segeln“ zu wollen, je mehr die Geschwindigkeit absinkt, desto größer wird die Bremswirkung.

Der Verbrauch

Kommen wir zum Verbrauch. Hier haben wir gemischte Gefühle – denn der Vorteil will sich, zumindest auf der Normrunde, nicht signifikant einstellen. Auf der neuen Runde (92,3 km) verbrauchte der P2 nun bei ähnlichen Temperaturen und auf trockener Fahrbahn 20,5 kWh auf 100 Kilometer. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 69 km/h. Die beiden Werte sind also ziemlich gut vergleichbar. Auf den kurzen Autobahnstücken versuchten wir, wo es erlaubt war, Vollgas zu fahren. Das waren einmal 188 km/h beim Hinweg und die vollen 208 km/h (laut Tacho) beim Rückweg. Da geht der Durchschnittsverbrauch natürlich dementsprechend rauf. Trotzdem pendelte sich der Verbrauch dann 0,8 kWh niedriger als beim Vorgänger ein. Hat die Modellpflege also weniger gebracht, als gedacht? Jein. Wir sind an diesem Testtag insgesamt 132 Kilometer gefahren, dabei war auch eine Menge Stadtverkehr mit Stop-and-Go. Der Münchner Innenstadtverkehr ist mörderisch und der Polestar-Space ist (leider) mitten drin. Wir gaben das Auto dann mit einem Display-Durchschnitt von 19,5 kWh pro 100 Kilometer wieder ab, das entspricht einem Benzinäquivalent von 2,18 Litern pro 100 Kilometern. Möglicherweise lag es aber auch an den 20″ Felgen mit 245/40 R 20 XL-Reifen, dass der Effizienzvorsprung nicht ganz so ausfiel, wie erwartet.

Für dieses potente Auto in der Tat ein angemessenes Ergebnis. Und wie schaut’s mit der Wertung aus? Die bleibt bei den 4,5 Sternen. Das Auto ist vor allem bei geringeren Geschwindigkeiten offenbar sparsamer geworden. Das bestätigt übrigens auch Bjørn Nyland, der die Single Motor-Variante gerade auf seine Tests mitgenommen hatte. Auch sein Fazit deckt sich mit unserem: die Effizienzvorteile halten sich in Grenzen, sind aber durchaus vorhanden.

Bericht: Bernd Maier-Leppla
Fotos: e-engine/Polestar, Bjørn Nyland (Youtube Stills)

Bjørn Nyland | Polestar 2 Long Range Single Motor Reichweitentest

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