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Xpeng setzt auf Large Language Models für Betriebssystem Tianji

Künstliche Intelligenz Xpeng setzt auf Large Language Models für Betriebssystem Tianji

Wird künstliche Intelligenz für die nächste komplette Umwälzung der Autoindustrie sorgen? Wird sie, auf neudeutsch, genauso „disruptiv“ sein wie die Elektrifizierung? Das chinesische Startup Xpeng glaubt fest daran.

xpeng setzt auf large language models für betriebssystem tianji

Automatisiertes Fahren ohne Lidar dafür mit XNet, XPlanner und XBrain – das verkündete das Unternehmen auf seinem KI-Tag. (Bild: Xpeng)

Der E-Auto-Hersteller Xpeng hat gerade ein neues, mit künstlicher Intelligenz (KI) gespicktes Auto-Betriebssystem vorgestellt. Der Gründer He Xiaopeng, nannte es auf dem „KI-Tag“ der nach ihm benannten Firma „das erste KI-betriebene In-Car-OS der Autoindustrie“. Das selbst entwickelte Betriebssystem (Operating System, OS) namens XOS 5.1.0 oder „Tianji“ nutzt Large Language Models (LLM) für eine Reihe von Funktionen, zu denen dem Hersteller zufolge auch eine „verbesserte“ Navigation, Objekterkennung und Entscheidungsfähigkeit gehören.

Verbesserter Sprachassistent

Genau wie bei mehreren anderen Herstellern zieht die KI mit dem neuen Betriebssystem in das Cockpit der E-Autos von Xpeng ein, verbessert dort zum Beispiel die Fähigkeit des Sprachassistenten, auf natürliche Aussagen der Fahrer zu reagieren. So muss man jetzt nicht mehr erst „Hello, Xiao P” sagen, sondern kann direkt zur Sache kommen. Sagt man zum Beispiel „Es ist ein bisschen stickig hier drinnen, Xiao P“ schlägt der Sprachassistent vor, ein Fenster zu öffnen.

Automatisierte Fahrfunktionen optimieren

Wenn das alles wäre, dann müsste man sich mit dem KI-Geschrei von Xpeng wohl nicht weiter aufhalten. Schließlich, so würden Skeptiker zur Relevanz von KI im Auto sagen, kann man ja auch einfach gleich das Fenster öffnen. Doch der Automobilhersteller und sein Gründer insistieren, dass ihr neues OS mehr leiste als der möglicherweise verkaufsfördernde Einsatz von generativer KI für den Sprach-Assistenten im Cockpit.

Vielmehr werde mit „Tianji“ die KI nun auch für die Optimierung automatisierter Fahrfunktionen und der Fahrzeugkontrolle eingespannt, so der Hersteller. Das OS arbeitet mit Hilfe von „XNet“, einem neuronalen Netzwerk von Xpeng für „Deep Vision“. Es mache das Fahren nicht nur bequemer, sondern auch sicherer, behauptet der Hersteller.

Automatisiertes Fahren ohne Lidar

Fast nebenbei hat Xpeng damit auf seinem KI-Tag also auch bestätigt, dass es ab jetzt auf Lidar verzichten will – ähnlich wie Tesla. Xnet ermögliche auch ohne Lidar-Fähigkeiten des autonomen Fahrens oder von ADAS „die mit Lidar vergleichbar“ sind, so Xpeng. XNet biete ein „2K-Netzwerk für reines Maschinen-Sehen“, dass die reale Welt mit „mehr als zwei Millionen Rastern abbildet“, so Xpeng. Die Reichweite seiner Wahrnehmung sei größer als bei bisherigen Systemen, genauer gesagt 1,8 Fußballfelder weit und XNet könne „mehr als 50 verschiedene Typen von Objekten identifizieren“.

Neu sei auch das mit XNet zusammenarbeitende Planungsmodell „XPlanner“. Ähnlich dem menschlichen Gehirn könne es stetig weiterlernen, hier halt nur mit Hilfe von riesigen Datenmengen, und könne daher beim fahrerlosen Fahren Entscheidungen treffen, die zunehmend „menschenähnlich“ seien, so der Autohersteller.

Die dritte neue Komponente sei „XBrain“, eine KI-LLM-Architektur, ließ Xpeng verlauten. Der Einsatz der KI verbessere das Verarbeiten „komplexer und selbst unbekannter Szenarien auf signifikante Art und Weise“.

Alle drei neuen Komponenten zusammen, also XNet, XBrain und XBrain, könnten gemeinsam dank künstlicher Intelligenz ständig dazulernen. Man erwarte über den Zeitraum der nächsten 18 Monate eine Verbesserung der autonomen Fahrfunktionen um den „Faktor 30“, behauptet Xpeng. „Bis 2025 wird Xpeng in China ein Fahrerlebnis auf dem Niveau L4 erreichen,“ sagte der Firmengründer He Xiaopeng auf der Veranstaltung. Die neuen „End-zu-End“-Fähigkeiten des Navigations-Systems XNGP würden zudem auch im Ausland getestet, so He. „Die Transformation von Smart Cars durch LLM ist disruptiv,“ so der Startup-Gründer auf seinem KI-Tag in Peking. Es handele sich „nicht um eine proportionale Veränderung, nicht um ein paar Dutzend Prozent, sondern um eine Veränderung mit einem Multiplikationsfaktor von mehreren Dutzend“, so der Chef von Xpeng.

Von der Elektrifizierung zur Smartifizierung

Ob das so kommen wird, bleibt abzuwarten. Derzeit lässt sich zumindest festhalten, dass Xpeng seine Positionierung als Autohersteller nun unwiderruflich mit dem neuen Modewort KI verknüpft hat. Die Autoindustrie sei auf dem Weg von der “Elektrifizierung zur Smartifizierung“ und Xpeng selbst strebe eine „neue Positionierung im Markt als der globale Pionier und Advokat von KI-Smart-Driving an“, heißt es in der Presseerklärung des Autobauers.

Stand vom 15.04.2021

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Es lässt sich ebenfalls festhalten, dass diese starke Wette auf KI als das „Next Big Thing“ der Autoindustrie teuer und riskant ist. Allein in diesem Jahr wolle man 3,5 Milliarden Yuan, was rund 450 Millionen Euro entspricht, für Forschung & Entwicklung ausgeben und 4.000 weitere Ingenieure einstellen, um weiter der Pionier des „smarten Fahrens“ im KI-Zeitalter bleiben zu können, gab Xpeng bekannt.

KI als Rettungsanker?

Das ist eine vollmundige Ansage für ein Unternehmen, dass im ersten Quartal 2024 gerade einmal 21,821 E-Autos verkauft hat, also noch weniger als das andere einigermaßen vielversprechende E-Auto-Startup in China, Nio (30,053 Autos in Q1). Immerhin war die Zahl der im ersten Quartal ausgelieferten Fahrzeuge bei Xpeng im Vergleich zum Vorjahr deutlich gewachsen, während sie bei Nio gesunken ist. Doch BYD hat im selben Zeitraum mehrere Hunderttausend E-Autos verkauft.

Xpeng stürzt sich also nun mit aller Macht auf KI und hofft, damit die Konkurrenz schlagen zu können. Unmöglich, zum jetzigen Zeitpunkt das Ergebnis dieser mutigen Wette vorauszusagen. Entweder wird He Xiaoping in Zukunft als Pionier des KI-gestützten Autofahrens in China gefeiert werden ähnlich  (se)

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.

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