Mit Xpeng kommt ein chinesischer Autobauer nach Deutschland, den es erst seit zehn Jahren gibt. Zum Start gibt es zwei E-Autos mit Topausstattung zu stolzen Preisen.
So langsam wird es kuschelig im automobilen Oberhaus. Die deutsche Premiumfamilie bekommt mit Xpeng einen weiteren Gast an ihren Tisch, der was vom schmackhaften Kuchen abhaben will. Die bei uns noch weitgehend unbekannte chinesische Marke, die sich anhört, wie ein Hersteller von Spielzeug-Pistolen, startet hier mit zwei Elektromodellen im oberen Preissegment.Im Gegensatz zu den traditionellen deutschen Playern ist die Geschichte des Unternehmens aus Guangzhou schnell erzählt: Xpeng ist kaum älter als ein Grundschüler, kam erst 2014 als Start-up auf die Welt. Zu den Gründern zählt unter anderem die Online-Plattform Alibaba. Was erklärt, dass die digitale Welt bei Xpeng oberste Priorität hat. Im vergangenen Jahr wurde mit VW eine Entwicklungs-Kooperation gestartet, aus der bis 2026 zwei Mittelklasse-E-Autos für den chinesischen Markt entstehen sollen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit hat VW für rund fünf Prozent an Xpeng übernommen.
Bild: XpengAktuell kündigte Xpeng die Einführung einer Sub-Marke für junge Leute an, die preiswerte KI-unterstützte E-Autos für unter 20.000 Euro anbieten soll. Ins internationale Rampenlicht fuhr Xpeng erstmals auf der diesjährigen CES in Las Vegas mit der Vorstellung ihres Flugautos eVTOL, das 2025 tatsächlich in Serie fliegt. An drei chinesischen Standorten will Xpeng zukünftig rund 600.000 Fahrzeuge pro Jahr produzieren, etwa 400.000 Autos sollen bereits auf dem Markt sein.Nach Dänemark, Norwegen, den Niederlanden und Schweden wagt Xpeng jetzt also den Schritt auf den deutschen Markt. In die Höhle des Löwen. Die Fahrzeuge werden klassisch über Händler vertrieben, bei denen Xpeng unterschlüpft. Ersatzteile sollen binnen 24 Stunden vor Ort sein, der Start erfolgt mit 12 Händlern an 24 Standorten, 2026 plant man mit 60 und insgesamt 120 Verkaufsstellen.
Sportlimousine Xpeng P7
Bild: XpengDer P7 startet mit Heckantrieb, 276 PS und einer Reichweite von 576 Kilometern bei 49.600 Euro. Die Performance-Versionen mit Allrad und 473 PS (ab 58.600 Euro) sollen mit dem Inhalt des 86,2 kWh-Akkus 505 Kilometer weit kommen. Die 400-Volt-Architektur lädt mit maximal 175 kW, in 25 Minuten soll der Akkustand von 20 bis 80 Prozent gefüllt sein.Eine erste Schnupperrunde mit dem durchaus cool gezeichneten China-Dreier zeigt, dass Xpeng bei der Entwicklung die Expertise von Profis angezapft haben muss.Dass die Beschleunigung des E-Autos enorm ist, überrascht keinen mehr wirklich. Die souveräne Art aber schon. Spürbar auf Dynamik abgeschmeckt, aber ohne dabei fies auszukeilen, merkt man nun wirklich nicht, dass im P7 die Erfahrung von lediglich zehn Jahren Autobau stecken. Abstimmung, Performance und Leistungsentfaltung wirken erstaunlich abgeklärt.Da die Batterie als integrales Teil des Chassis fungiert, ist das Auto ausgesprochen steif und handlich. Verarbeitung und Materialien scheinen dem selbstbewussten Preis angemessen. Nichts knarrt, trotz rahmenloser Türen lässt die Akustik-Verglasung selbst bei Autobahntempo 150 kaum Windgeräusche ins Innere.
Oberklasse-SUV Xpeng P9
Das gilt nicht minder für den P9, der mit auffällig reduziertem Blechkleid bei 57.600 Euro startet. Weil die Chinesen ihm eine 800-Volt-Plattform spendieren, kann er mit bis zu 300 kW laden und den Akku von 20 bis 80 Prozent in 15 Minuten füllen. Auch das neue Flaggschiff gibt es mit Heck- und Allradantrieb sowie mit Batteriegrößen 78,2 und 98 kWh. Im Fahrzeugschein stehen 312 oder 512 PS (Allrad), die Reichweiten liegen laut WLTP bei 460 bzw. 570 PS.
Bild: XpengDer P9 sprintet zwar – wenn's sein muss – in 3,9 Sekunden auf Tempo 100, hat es aber ansonsten nicht so mit Sport. Spürbar softer in der Beinarbeit als der P7 federt das Luftfahrwerk das SUV gemütlich über die Piste. Wird der Untergrund wellig, schwingt die 2,4-Tonnen-Fuhre nach. Plötzliche Richtungsänderungen erfolgen mit deutlicher Schräglage – nicht hundertprozentig vertrauenerweckend.Geht es geradeaus, ist der P9 ein talentierter Stressfresser. Extrem leise und mit einem Luxus gesegnet, der bei anderen ein Vermögen kostet. Zwei 15-Zoll-Displays sind immer dabei, auf Wunsch gibt es ein Surround-Soundsystem, bei der dir die Ohren wegfliegen. Als Besonderheit parkt der P9 komplett autonom aus. Konkrete Verkaufsziele nennt Xpeng nicht. Zumindest hier übt sich der Chinese in Bescheidenheit. Noch jedenfalls.
