VW verbündet sich mit Xpeng, um neue Elektroautos in China zu bauen, die den Geschmack der Kunden treffen sollen. Das SUV Xpeng G9 nutzt die für VW vorgesehene Plattform, tritt gegen den Mercedes EQE SUV sowie den Audi Q8 e-tron an – und hinterlässt bei der ersten Testfahrt einen guten Eindruck.
Xpeng: VWs Hoffnung für Absatzwachstum in China
So ändern sich die Zeiten. Noch vor wenigen Jahren bevölkerten VW-Modelle die Straßen der chinesischen Metropolen, jetzt sucht der niedersächsische Autobauer im Reich der Mitte händeringend nach Partnern, um die davonschwimmenden Felle wenigstens einigermaßen noch einfangen zu können. VW verliert in China Marktanteile und wenn diese Einnahmen weiterhin wegbrechen, dann schrillen in Wolfsburg die Alarmglocken noch lauter, als sie es ohnehin schon tun. Da liegt es nahe, sich chinesische Verbündende ins Boot zu holen, um die eigene Position zu stärken.
Xpeng Motor
Nachdem man sich ungern mit aufstrebenden Konkurrenten wie BYD ins Bett legen will, aber auf der anderen Seite moderne Technik braucht, die im größten Automarkt der Erde auch nachgefragt wird, musste man sich den Partner genau aussuchen. Die Wahl fiel auf Xpeng, einem Autobauer, der erst 2014 gegründet wurde, aber bereits drei Modelle – den P5, P7 sowie dem G3i – auf dem Markt hat und zudem mit dem selbst postulierten Premiumanspruch auch VW befriedigt. Also nahmen die Wolfsburger rund 700 Millionen US-Dollar in die Hand, erwarben 4,99 Prozent an Xpeng und holten sich damit vor allem digitale Kompetenz ins Boot. Der chinesische Autobauer soll vor allem bei der Vernetzung, der Elektronik und der Digitalisierung seine Kompetenz bei der Entwicklung zweier neuen VW-Mittelklassemodelle einbringen, die die X-EEA 3.0-Plattform nutzen.
Xpeng G9: Ausblick auf kommende VW China-Stromer?
Das E-Crossover hat einen Allradantrieb mit einer Systemleistung von 405 kW / 551 PS (175 kW / 238 PS vorne, 230 kW / 313 PS hinten) und ein maximales Drehmoment von 717 Newtonmetern. Damit erreicht der G9 nach 3,9 Sekunden die 100-km/h-Marke und ist bis zu 200 km/h schnell. Laut Xpeng soll das E-SUV nach 34,6 Metern stehen, wenn man bei 100 km/h hart auf die Bremse tritt. Der Wert ist in Ordnung, allerdings erzählt er nicht die ganze Geschichte: Die Bremse ist nicht gut dosierbar. Das Bremspedal legt einen langen Weg zurück, ehe die Verzögerung eintritt.
Grundsätzlich bewegt sich der Stelzen-Stromer technisch mit der Konkurrenz auf Augenhöhe. Da geht es nicht um pure Leistung, die haben andere Elektroautos auch, sondern auf das Fahrwerk und Infotainment. Im Xpeng G9 blicken die Insassen auf zwei große 14,96 Zoll Bildschirme und der Fahrer auf einen etwas kleineren Monitor, der die digitalen Instrumente darstellt. Das Infotainment erinnert an die Unterhaltungsindustrie, die in den Nio-Modellen ihren Dienst versieht. Das ist aber alles andere als an Nachteil. Das Infotainment mit der 3D-Darstellung ist top-modern und drahtlose Updates sorgen dafür, dass das auch so bleibt. Allerdings suchten wir vergeblich nach einem Head-up-Display. Dass fast alle Knöpfe verschwunden sind, daran muss man sich zwangsläufig gewöhnen. Deswegen stellt man auch wie beim chinesischen Konkurrenten das Lenkrad und die Außenspiegel per Display ein.
Im Xpeng G9 fühlt man sich wohl. Platz ist in dem 4,89 Meter langen SUV ohnehin genug vorhanden. Trotz des Glasdachs hatten wir angemessen Kopffreiheit. Das Gleiche gilt für die bequemen Ledersitze. Die Verarbeitung trägt ihren Teil zum Wohlfühl-Ambiente bei, ebenso wie die Oberflächen, die den Haptiktest mit Bravour bestehen. Dazu kommen Kleinigkeiten wie die beiden großen induktiven Ladeflächen und die Becherhalter, die an der unteren Position einrasten und ansonsten mit der Mittelkonsole eine ebene Fläche bilden. Die Geräumigkeit im Innenraum geht nicht auf Kosten des Gepäckabteils. Der Kofferraum hat ein Fassungsvermögen von 660 Litern, legt man die Lehnen der Rückbank um, wächst das Volumen auf 1.576 Liter. Für das Ladekabel und sonstigen Krimskrams gibt es vorne noch einen 71 Liter großen Frunk.
Der Xpeng G9 wird gemeinsam mit dem Limousinen-Bruder P7 nächstes Jahr in Deutschland zu haben sein. Die Preise stehen bisher nicht fest. In den Niederlanden kostet die Basisversion 57.990 Euro, die Performance schlägt mit 71.990 Euro zu Buche.