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Xpeng P7 und G9 im Test: Vielversprechende China-Debütanten

Die Limousine und das SUV haben gute Voraussetzungen zum Erfolg ...

xpeng p7 und g9 im test: vielversprechende china-debütanten

Seit der IAA Mobility 2023 in München ist es kein Geheimnis mehr: Xpeng Motors will seine Fahrzeuge künftig auch in Deutschland anbieten. Und damit zu einem weiteren chinesischen Hersteller werden, der sein Glück mit Elektroautos auf einem der schwierigsten Pkw-Märkte der Welt versucht. Jetzt geht alles ganz schnell. Gestartet wird bereits am 1. Mai 2024 mit zwei großen Modellen: der Elektrolimousine P7 und dem SUV G9.

Da stellt sich natürlich schnell die Frage, wie die Chancen für Xpeng so stehen werden?! Vor allem nach dem Reinfall bei der erst kürzlich unternommenen Testfahrt mit einem weiteren Elektro-SUV-Anwärter für Deutschland aus dem Land der aufgehenden Sonne – dem Hongqi E-HS9.

Um also herauszufinden, wie es um Xpeng steht, haben wir bereits vor dem offiziellen Marktstart kurze Testfahrten mit dem P7 und G9 unternehmen können. Einmal in der Performance-Variante und einmal in der Long Range-Version. Und was sollen wir sagen … dieses nur 10 Jahre junge Start-up hat tatsächlich gute Voraussetzungen und diese Chinesen könnten kommen, um zu bleiben.

Schnelle Daten Xpeng P7 AWD Performance Xpeng G9 RWD Long Range
Motor 2x Elektromotor 1x Elektromotor
Getriebe Festes Übersetzungsverhältnis Festes Übersetzungsverhältnis
Antrieb Allradantrieb Heckantrieb
Leistung 348 kW 230 kW
Drehmoment 757 Nm 430 Nm
Preis 58.600 Euro 61.600 Euro

Auf dem Papier hat die Firma, die seit 2020 an der New Yorker Börse gelistet ist, die seit 2021 schon recht erfolgreich Autos in Norwegen verkauft, die 2022 in die Niederlange, Schweden und Dänemark expandierte und die im Jahr 2023 erst 700 Millionen Euro von Volkswagen für einen Firmenanteil von 5 Prozent einsammeln konnte, also zwei recht leistungsfähige Modelle am Start.

Einen Konkurrent für beispielsweise des Tesla Model 3 Performance und ein Konkurrent für das Tesla Model Y Long Range. Die beiden aber jeweils deutlich kleineren Verkaufsschlager des US-Elektroriesen. Doch schauen wir uns die beiden Xpenge erst einmal etwas genauer an …

Exterieur | Interieur | Fahrbericht | Wissenswert | Fazit

Exterieur

Mit Längen von jeweils rund 4,90 Meter sind die beiden neuen Xpeng-Modelle eigentlich ziemlich groß. Allerdings wirken sie in der Realität viel kompakter. Das liegt vor allem an den doch sehr kurzen Überhängen, dem gleichzeitig langen Radstand von 2.998 Millimetern und dem glattgebügelten X-Bot-Markendesign. Letzteres ist mit allerlei aerodynamischem Schnickschnack entstanden und sorgt für ziemlich gute cW-Werte von 0,236 (P7) beziehungsweise 0,272 (G9).

Abmessungen Xpeng P7 AWD Performance Xpeng G9 RWD Long Range
Länge x Breite x Höhe 4.888 mm x 1.896 mm x 1.450 mm 4.891 mm x 1.937 mm x 1.680 mm
Leergewicht 2.020 kg 2.210 kg
Kofferraumvolumen 440 Liter 660 – 1.576 Liter
Anhängelast 1.500 kg (gebremst, 12 % Steigung)

Darüber hinaus kann man den beiden Modellen eine für chinesische Fahrzeuge immer noch nicht wirklich selbstverständliche Eigenständigkeit der Gestaltung attestieren. Mit viel Fantasie kann man am G9 vielleicht ein wenig aufgequollenen Hyundai Kona an der Front und etwas verspielteren Rang Rover Velar am Heck erkennen, aber das wars dann eigentlich auch schon.

Der P7 wird in fünf Lackfarben angeboten und in der “Wing Edition” mit Flügeltüren (ja, tatsächlich) und einem adaptiven Fahrwerk in nur zwei Tönen – darunter der exklusive und sehr grelle Lack namens “Floating Green”. In der Long Range-Variante steht der P7 auf 18-Zoll-Aero-Felgen, in den stärkeren Versionen sind es 19-Zöller. Der G9 muss mit vier Lackfarben zurechtkommen, das Performance-Modell kommt noch mit einer fünften Matt-Lackierung. Die Aero-Felgen messen hier 19 Zoll und die sportliche Version steht auf 21-Zoll-Rädern.

Interieur

Das Platzangebot für die Passagiere im P7 ist trotz der Fahrzeuggröße eher bescheiden. Die Beinfreiheit im Fond ist nur mittelmäßig, die Kopffreiheit durch das große Panoramaglasdach etwas eingeschränkt. Wenn man unter 1,80 Meter groß ist, geht die Rückbank aber klar. Dafür passen bis zu 440 Liter Gepäck in den Kofferraum und die Lehnen der Rücksitze können umgeklappt werden, sodass man auch längere Gegenstände laden kann.

Xpeng G9 – Cockpit

In der ersten Reihe (und speziell auf dem Fahrersitz) suchen wir zuerst etwas länger eine angenehme Sitzposition. Man logiert leicht erhöht auf einem Gestühl mit etwas kurzer Beinauflage. Die Position und die Sitze im G9 sind da deutlich besser.

Ebenso das Raumangebot. In den Kofferraum passen 660 bis 1.576 Liter Gepäck, einen Frunk gibt es noch zusätzlich. Im Fond kann man selbst mit knapp 1,90 Meter Körpergröße die Beine locker übereinander schlagen. Die Rückenlehne ist zudem elektrisch um 10 Grad verstellbar und nicht nur die Sitze in der ersten Reihe heizen, kühlen oder massieren. Die im Fond können diese drei Funktionen ebenfalls. Richtig gut.

Ebenfalls richtig gut im G9? Die Verarbeitungsqualität und die Materialien. Das muss dieser “Wow-Effekt” sein, von dem der Xpeng-Deutschland-Geschäftsführer – Markus Schrick – bei seiner vorherigen Präsentation gesprochen hatte. Es bleibt einem echt die Spucke weg, wie gut hier drin alles zusammenpasst.

Xpeng P7 – Cockpit

Beim P7 muss man hier allerdings geringfügige Abstriche machen. Denn man entdeckt doch noch den einen oder anderen Spalt, der vielleicht etwas kleiner oder regelmäßiger hätte ausfallen können sowie mal hier mal da etwas schaftkantiges Plastik. Aber das ist Nörgeln auf hohem Niveau. Ehrlich.

Auch wenig zu nörgeln gibt’s beim Infotainment. Hinter den Xpeng-Lenkrädern sitzen jeweils 10,25 Zoll große Kombiinstrumente, die tatsächlich relativ übersichtlich alle wichtigen Infos darstellen. Daneben findet man beim P7 einen 15-Zoll-Touchscreen. Beim G9 sind es gleich zwei. Und darüber wird eigentlich jede Fahrzeugfunktion gesteuert, die bei dem SUV durch den zusätzlichen Bildschirm noch etwas umfangreicher ausfallen. Klingt verwirrend. Geht aber halbwegs klar, denn das Betriebssystem Xmart OS ist nicht schlecht und die Hardware ziemlich schnell. Nach etwa einer Stunde hat man als Beifahrer so die grundlegenden Funktionen begriffen.

Xpeng P7 – Fond

Xpeng G9 – Innenraum

Darüber hinaus gibt es noch einen Sprachassistenten, der bislang aber nur der englischen Sprache mächtig ist. Hier muss auf ein neues OTA-Update gewartet werden (die sollen zwei Mal jährlich stattfinden), damit man mit seinem Auto auch deutsch sprechen kann. Was uns fehlt? Apple CarPlay und Android Auto. Und ein Head-up-Display wäre ebenfalls nett gewesen. Dafür sind die Fahrzeuge aber stets voll ausgestattet und es kann lediglich ein Paket hinzu gebucht werden. Und beim G9 noch eine Anhängerkupplung.

Fahrbericht

Können P7 und G9 den guten ersten Eindruck auf der Straße fortsetzen? Können sie. Und so gibt es auch hier nur sehr wenig zu kritisieren. Bei der Limousine in der Performance-Ausführung beschränken sich die negativen Punkte auf die Beschleunigung, die sich etwas weniger brutal anfühlt als 4,1 Sekunden vielleicht klingen, sowie das Fahrwerk und das ESP.

Letzteres greift für unseren Geschmack etwas zu plump ins Fahrgeschehen ein (gerade, wenn es anfangen würde, richtig Spaß zu machen) und die Aufhängung kommt mit kurzen Stößen nicht ganz so gut zurecht. Hier könnte das adaptive Fahrwerk der Wing Edition vielleicht Abhilfe schaffen.

Xpeng P7 Wing Edition

Eine synthetisches Lenkgefühl und ein nur mäßig funktionierenden Spurhalteassistent haben übrigens beide Modelle. Womit wir mit den einzigen Schwächen des G9 aber auch schon durch wären. Das konventionelle Fahrwerk (es gibt auch ein 2-Kammer-Luftsystem) des SUVs ist deutlich besser abgestimmt als das der Limousine. Man merkt den komfortableren Charakter des G9. Und das dieses Modell einfach viel neuer ist. Der P7 wurde bereits 2019 vorgestellt, das große SUV erst 2021.

Fahrleistungen & Effizienz Xpeng P7 AWD Performance Xpeng G9 RWD Long Range
0-100 km/h 4,1 Sek. 6,4 Sek.
Vmax 200 km/h 200 km/h
Reichweite (WLTP) 505 km 570 km
Akku 86,2 kWh (brutto) / NMC-Chemie 98 kWh (brutto) / NMC-Chemie
Ladegeschwindigkeit (AC/DC) 11 kW / 175 kW 11 kW / 300 kW
Ladedauer (AC/DC) ca. 10h (0-100 %) / ca. 29 min (10-80 %) ca. 9h (5-100 %) / ca. 20 min (10-80 %)
Verbrauch (WLTP) 19,2 kWh/100 km 19,4 kWh/100 km

Den Altersunterschied kann man zudem an der Ladeperformance festmachen. Der P7 basiert noch auf einer 400-Volt-Architektur, der G9 darf schon mit 800-Volt-System durch die Gegend stromern. Und eine theoretische Ladeleistung von 300 kW ist schon ziemlich stark. Da kann selbst das unlängst vorgestellte Facelift des Porsche Taycan nicht mithalten.

Obwohl nicht nötig, hängen wir das SUV deshalb trotzdem mal an eine 350-kW-Säule. Bei 60 % SOC also einem eigentlich schon recht hohen Akkustand für wirklich gute Ladeperformance. Nach wenigen Sekunden wird aber bereits eine Leistung von rund 180 kW angezeigt, die bis knapp 190 kW steigt, bevor kurz vor 80 % SOC massiv runtergeregelt wird. Trotzdem: Wir erhöhen unsere vom System dynamisch berechnete Reichweite innerhalb von fünf Minuten um 74 Kilometer. Stark.

Die (aufgrund der Länge der Testfahrt noch nicht wirklich aussagekräftigen) Verbrauchswerte können sich auch sehen lassen. Ohne groß darauf zu achten, erreichen wir mit dem P7 Performance einen Wert von 22,5 kWh/100 km und mit dem schwereren und weniger aerodynamischen G9 Long Range 23,2 kWh/100 km. Praktische Reichweiten von rund 400 km sind also in etwa realistisch.

Wissenswert

Der Vertrieb soll in Deutschland über ein klassisches Vertragshändler-System erfolgen. Und die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Hersteller soll den Händlern mit zweistelligen Margen schmackhaft gemacht werden. Das ausgelobte Ziel zum Marktstart waren so zehn Händler mit 20 Standorten zu finden.

Man hat aber schon vor dem 1. Mai insgesamt zwölf Händler mit 24 Standorten überzeugen können, mit acht weiteren und 18 zusätzlichen Niederlassungen in Aussicht. So will man bis 2026 insgesamt 60 Händler mit 120 Standorten haben. Und das klingt durchaus realistisch.

Bei der Modellvielfalt sehen die Expansionsvorstellungen genauso ambitioniert aus. Noch im dritten Quartal 2024 soll mit dem G6 ein C-Segment-SUV nach Deutschland kommen. 2025 könnte dann ein B-Segment-SUV folgen bevor 2026 noch ein Crossover im Kleinwagen-Format den Weg aus China nach Deutschland meistern möchte.

Schon heute interessant: P7 und G9 kommen mit acht Jahren oder 160.000 km Garantie auf die Batterie, den Elektromotor, die BMS- und die IPU-Einheit.

Preise Xpeng P7 Xpeng G9
RWD Standard Range 57.600 Euro
RWD Long Range 49.600 Euro 61.600 Euro
AWD Performance 58.600 Euro 69.600 Euro
AWD Wing Edition 69.600 Euro

Fazit

Machen wir es kurz, denn am Ende muss man sich eigentlich nur zwei Fragen stellen: 1. Würden wir uns selbst ein Fahrzeug von Xpeng kaufen? 2. Würden wir ein Fahrzeug von Xpeng unseren Freunden empfehlen? Und tatsächlich würden wir hier beide Fragen mit “Ja” beantworten. Ein bisschen angsteinflößend für Erstlingswerke aus China. Vor allem im Hinblick darauf, was ein nur 10 Jahre altes Unternehmen eventuell in den nächsten 10 Jahren zustande bringen könnte.

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