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XPeng G9: Was dieses chinesische Elektro-SUV so gut macht

XPeng kommt als weitere chinesische Marke nach Deutschland. Und zwar schon ab Mai 2024 mit zwei Modellen. Was man von dem Newcomer erwarten kann, zeigt die erste Testfahrt mit dem elektrischen G9. Daten, Preis, Reichweite.

  • XPeng G9 kommt als Elektro-SUV der oberen Mittelklasse
  • 800-Volt-Technik für schnelles Laden
  • Mit 98-kWh-Batterie und 570 Kilometer Reichweite (WLTP)

Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich die chinesischen Autohersteller entwickeln. Bestes Beispiel: Die Marke XPeng, die vor gerade einmal zehn Jahren gegründet wurde, nun bereits 15.000 Mitarbeiter hat und ganz selbstbewusst nicht nur den Heimatmarkt bedient, sondern auch in Europa Fuß fassen will. Und das nicht irgendwann, sondern ab Mai 2024 werden in Deutschland die ersten Händler Elektroautos der Marke anbieten.

Erst einmal startet XPeng mit zwei Fahrzeugen: Mit der Limousine P7, die auf das Tesla Model 3 und den BYD Seal abzielt, und dem G9, einem SUV der oberen Mittelklasse vom Format eines BMW X5. Was man von dem Elektro-SUV erwarten kann, konnte der ADAC bei einer ersten Testfahrt in Erfahrung bringen.

 Wie ein Nio EL6 – nur günstiger

Und erwarten kann man enorm viel. Schon optisch kann sich der G9 sehen lassen, wirkt mit fast 4,90 Meter Länge von der Seite ein bisschen wie ein Range Rover, aber nicht ganz so mächtig-mondän, und kommt vorn und hinten mit modernen, schmalen Lichtleisten verdächtig nach dem chinesischen Mitbewerber Nio EL6.

Wo der aber erst bei 65.500 Euro startet, beginnt die Preisliste des XPeng G9 “schon” bei 57.600 Euro für die Version mit Standard-Reichweite und 78-kWh-Akku, für 61.600 Euro gibt es den “Long Range” (98-kWh-Akku) und für 69.600 Euro liefern die Chinesen die Performance-Variante (98 kWh) mit Allradantrieb und sage und schreibe 550 PS möglicher Gesamtleistung, die sich aus zwei E-Motoren ergibt. Bei der ersten Testrunde war der ADAC mit dem Long Range unterwegs.

Schon beim Einsteigen ist der erste Wow-Effekt garantiert: Hier finden sich feinste Materialien, üppige Sitze mit elegantem Kunstleder und eine Top-Ausstattung, die kaum Wünsche offen lässt (u.a. mit Vehicle-to-load, Sitzheizung auf den Außenplätzen, Navi, allen gängigen Assistenzsystemen). Sogar die Rücksitzlehnen lassen sich elektrisch in der Neigung justieren, Platz gibt es ohne Ende, vorn wie hinten. Auch der Kofferraum erscheint familientauglich, und selbst unter der Fronthaube versteckt sich noch ein überraschend großer Frunk mit 71 Litern Fassungsvermögen.

XPeng G9: Innenraum und Details

Und wo Audi und Porsche so stolz auf ihren kleinen Zusatzbildschirm für den Beifahrer oder die Beifahrerin sind, baut XPeng an den ohnehin schon sehr üppigen 15-Zoll großen Touchscreen in der Mitte des Armaturenbretts einfach rechts den gleichen noch einmal hin – damit sich die Mitfahrenden auf der rechten Seite nicht langweilen und auch etwas zum Spielen haben.

xpeng g9: was dieses chinesische elektro-suv so gut macht

Der Beifahrer hat seinen eigenen Riesen-Bildschirm

Einstellungen wie Navigation und Entertainment kann er oder sie dann selbst vornehmen, aber auch Filme lassen sich schauen oder die Form des Avatars verändern, der stets zur Stelle steht und Fragen beantwortet bzw. Befehle zur Bedienung des Autos annimmt.

Ob die Kunstfigur dann aussieht wie ein Astronaut, ist letztendlich aber nur eine Spielerei, schließlich kommt es ja darauf an, ob die Sprachbefehle gut verstanden werden. Das ist wie bei vielen anderen Autos noch lange nicht perfekt, sodass man nach dem einen oder anderen kommunikativen Misserfolg schnell wieder aufgibt. Hinzu kommt, dass der XPeng momentan nur Englisch versteht und spricht. Doch das dürfte sich bald ändern, denn die Chinesen haben einen gewissen Perfektionsanspruch.

Reicht völlig: Heckantrieb und 321 PS

Wer den G9 fährt, merkt sofort: Bei der Feinabstimmung von Fahrwerk und Antrieb gibt es absolut nichts zu kritisieren. Das SUV federt gut über Unebenheiten hinweg, die Geräuschdämmung ist so gut wie bei einem BMW oder Mercedes, und der 230 kW/321 PS starke Elektromotor an der Hinterachse verrichtet seine Arbeit brav im Eco-Modus, flott im Normal-Modus und sehr hurtig im Sport-Modus.

Die Einstiegs-Leistungsstufe reicht allemal, da braucht es die 550 PS des Top-Modells wirklich nicht, auch wenn 3,9 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h für ein SUV dieser Größe eine Ansage sind – oder auch ziemlich absurd, je nach Sichtweise.

Der gefahrene G9 mit Heckmotor schiebt das SUV in 6,4 Sekunden auf Tempo 100. Auch das ist mehr als genug. Elektroauto-typisch geht es verzögerungsfrei voran, und man sollte auch hier den Tachometer gut im Auge behalten, um nicht zu schnell zu fahren.

Oder auf die Tempowarnung hören, die sich mit einem nervigen “Blingblingbling” bereits meldet, wenn das Tempolimit nur knapp überschritten wird. Immerhin kann man das Gepiepe auch abstellen oder leiser machen, vorausgesetzt man hat sich durch die anfangs unüberschaubaren Menüs gewühlt und die richtige Einstellung gefunden. Anders als bei BYD, wo krude Übersetzungsfehler den Fahrer oder die Fahrerin oft ratlos zurücklassen, was denn nun verstellt werden kann, macht XPeng diesen Anfängerfehler schon mal nicht.

800-V-Technik: Bis 300 kW Ladeleistung

Auch beim Thema Akku, Ladeleistung und Reichweite wollen sich die Chinesen offenbar nichts nachsagen lassen. So ist der G9 mit 800-Volt-Technik bestückt, wodurch eine hohe Ladeleistung ermöglicht wird. Bis zu 300 kW (Basisversion 260 kW) verspricht XPeng unter guten Voraussetzungen an entsprechend munitionierten Ladesäulen und damit kurze Standzeiten (20 Minuten von 10 auf 80 Prozent) auf langen Strecken an der Autobahn. Ob das SUV das volle Potenzial auch nutzt, muss ein späterer ADAC Test klären.

xpeng g9: was dieses chinesische elektro-suv so gut macht

An einer AC-Säule wie dieser nimmt sich der G9 nur 11 kW. An DC-Säulen via CCS-Stecker allerdings bis zu 300 kW. Das ist top

Vielversprechend sind die Daten jedenfalls.Wie die meisten anderen Hersteller vernachlässigt aber auch XPeng das Laden an AC-Säulen (meist in der Stadt zu finden) oder an der Wallbox. Maximal 11 kW Ladeleistung sind drin (die AC-Säulen könnten 22 kW), sodass eine gänzlich leere Batterie im Falle des großen Akkus neun Stunden zum Laden bräuchte. Unschön, denn die meisten Anbieter wollen einen nach vier Stunden an der öffentlichen AC-Säule wieder loshaben und verlangen dann eine Strafgebühr. Dann ist der G9-Akku aber erst halb voll.

Die gefahrene Long-Range-Version mit Heckantrieb und 98-kWh-Batterie erscheint als die Version mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Sie soll bei einem WLTP-Verbrauch von 19,4 kWh für eine Reichweite von 570 Kilometern gut sein. Wenn davon realistischerweise im deutschen Autobahn-Alltag noch 400 und bei gemischter Fahrweise 450 Kilometer übrig bleiben sollten, ist das aber auch noch top, zumal der G9 ja flott wieder nachgeladen werden kann (siehe oben).

Ach ja: Selbstredend schlägt der G9 Lademöglichkeiten auf der Route vor, und der Akku kann auch per Knopfdruck zum schnellen Laden konditioniert werden. Was will man mehr? Bei E-Auto-Maßstäben setzt der XPeng die Latte ganz schön hoch. Auch eine Anhängelast bietet der XPeng: Bis zu 1,5 Tonnen darf er an den Haken nehmen.

XPeng: Kauf über klassische Händler

Bleibt die Frage nach dem Händlernetz. Hier setzt die Marke auf ein klassisches Vertriebssystem mit Händlern vor Ort und nicht nur auf den ausschließlichen Online-Kauf, mit dem sich die ein oder andere Marke derzeit selbst im Wege steht. Aus den 20 Standorten, die bis Ende 2024 entstehen sollen, werden 2025 deren 80 und Ende 2026 rund 120 Standorte, so der Plan.

Als Garantie auf das Fahrzeug sieht XPeng sieben Jahre bis 160.000 Kilometer vor und gibt acht Jahre auf die Hochvoltbatterie. Das soll Vertrauen schaffen. Ob die Marke bei uns Erfolg haben wird? Das wird man sehen. Was die Technik angeht, ist der Hersteller jedenfalls up to date. Und plant schon weitere Modelle: 2025 soll ein kleineres SUV kommen und 2026 ein kleiner Crossover.

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