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Elektroauto: Luxus-SUV XPeng G9 im ersten Fahrbericht

Das E-SUV mit zwei Antriebs- und Akkuoptionen bietet Luxus und – typisch chinesisch – eine Menge Gadgets. Die erste Probefahrt ließ noch Feinabstimmung missen.

elektroauto: luxus-suv xpeng g9 im ersten fahrbericht

(Bild: Sven Hansen)

Der chinesische Hersteller XPeng ist auf europäischen Boden bisher nur in Skandinavien und den Niederlanden aktiv. Ab Sommer 2023 soll der P7 hierzulande verkauft werden, das geräumige SUV G9 folgt im Herbst. Der Vertrieb läuft zunächst über die Hersteller-Website, mit fünf Klicks soll man dort zum Vertragsabschluss gelangen. Der überarbeitete P7 wurde im März 2023 vorgestellt. Brandneu ist das Luxus-SUV G9, das wir zu einer Testfahrt ausführen konnten.

Groß wie ein VW T7

Nähert man sich dem XPeng G9, könnte man ihn zunächst für einen elektrifizierten Kombi halten. Erst aus der Nähe werden einem die Dimensionen klar, beziehungsweise wenn der G9 im Straßenverkehr neben anderen Fahrzeugen zu sehen ist. Mit 4,9 Meter Länge und 1,95 Meter Breite ist er so groß wie ein VW T7 (Test) und mit rund 2,3 Tonnen alles andere als ein Leichtgewicht. Im Innern muss man schon in der magersten Ausstattungslinie nicht darben: Beheizbares Lederlenkrad, heiz- und kühlbare vordere Sitze und das großflächige, leider nicht zu öffnende Panoramaglasdach zählen zur Serienausstattung.

Mit Heck- oder Allradantrieb

Drei Grundmodelle stehen zur Wahl: der RWD Standard Range mit Heckantrieb und 78-kWh-Batterie, die Long-Range-Variante mit 98 kWh und der AWD Performance mit zweitem Motor auf der Vorderachse und dem großen Akku. Das rund 4000 Euro teure Comfort-Paket bringt zusätzliche Massagefunktionen, ein Dynaudio-Soundsystem mit Dolby Atmos und feines Nappaleder ins Fahrzeug. Extra Lautsprecher in den Fahrerkopfstützen ermöglichen das Führen von Telefongesprächen, während im restlichen Fahrzeug das Infotainment tobt. Klappt man den Beifahrersitz komplett zurück, kann man sich auch halb liegend chauffieren lassen. Im Innenraum gibt es nur Geschmäcklerisches zu beanstanden. Hochwertige Materialien gehören in der besten Ausstattungsstufe dazu, die Verarbeitung lässt keine Schwächen erkennen.

Rechnen Sie nicht mit Level-3-Autonomie

Die im P7 zentral auf den Fahrer ausgerichtete Innenkamera ist beim G9 in die A-Säule gewandert. Andere Hersteller würden sie wohl dezent hinter einer Blende verschwinden lassen. Hierzulande überwacht sie nur die Fahrermüdigkeit und sendet dem Hersteller zufolge keine Daten nach außen. In den für den chinesischen Markt produzierten Modellen haben die Innenraumkameras erweiterte Funktionen, da die Fahrzeuge dort mit einem höheren Automatisierungsgrad (Level 3) ausgeliefert werden. Hierzulande kommen sie nur mit Fahrassistenz nach Level 2. Sie sind nicht per Software nachrüstbar, da XPeng beim Level-3-System auf LIDAR-Technik setzt, die in den europäischen Fahrzeugen nicht verbaut wird. Theoretisch sei das vielleicht machbar. Die Übersetzung lautet: Rechnen Sie nicht damit.

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Weniger gelungen als der Innenraum ist das Kombiinstrument. Es ist dreigeteilt und ähnlich kleinteilig bespielt wie das Mitteldisplay des G9, sodass man das Wichtige unter den unwichtigen Informationen oft erst auf den zweiten Blick erkennt. Mit ein wenig Gewohnheit wird das sicherlich besser. Ein Head-up-Display gibt es auch gegen Aufpreis nicht. Die Navi-Ansicht kann man sich nur in einem Mini-Fenster hinters Lenkrad holen, man ist also bei der Navigation immer auf das Mitteldisplay angewiesen.

XPeng (7 Bilder)

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Der XPeng 9 ist so lang und breit wie ein VW T7 … (Bild: Sven Hansen)

Das Platzangebot ist auch auf der hinteren Reihe mehr als nur ausreichend. In der besseren Ausstattungsvariante gibt es dort ebenfalls klimatisierte Sitze mit Massagefunktion. Trotz der ungeheuren Außenbreite von fast zwei Metern reicht es nicht für drei vollwertige Kindersitze mit Isofix, man muss sich aber auch zu dritt nicht drängeln. Das Ablagefach unter der vorderen Haube des G9 fasst 71 Liter und bietet mehr als genug Platz für ein Ladekabel oder auch ein mobiles Ladegerät.

Fahren & Laden

Der G9 war noch nicht optimal abgestimmt, besonders der Sport-Modus ging außerordentlich hart zur Sache. Lenkempfindlichkeit und in einigen Modellen auch die Dämpfungscharakteristik sind einstellbar, doch die Kombination der Kennlinien für Beschleunigung, Lenkung und Dämpfung wirkte in allen drei Fahrmodi (Eco, Standard, Sport) noch unrund. Teils fuhr sich der G9 wie ein Omnibus – was vom Platzangebot etwa hinkommt – dann wieder wie auf einem Rodeo. Der auf der Testfahrt ebenfalls verfügbare P7 wirkte deutlich runder in der Abstimmung.

Spätestens beim Thema Assistenz spürt man die deutliche Nähe zu Tesla: Zweifaches Ziehen am Schalthebel aktiviert die Autopilotfunktion (XPilot) mit Lane-Assist und auch die Darstellung des umgebenden Verkehrs inklusive Unterscheidung zwischen Lkw, Pkw und Fahrradfahrern ähnelt der bei Tesla. Sie ist allerdings deutlich zappeliger als beim Original.

XPeng (10 Bilder)

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Orange Nappalandschaft mit vielen Komfortfunktionen. (Bild: Sven Hansen)

XPilot legte Phantombremsung hin

XPeng nutzt Nvidias Orin-X für die automatisierten Fahrfunktionen. Während Tesla auf Kameras setzt, ist der G9 noch mit deutlich mehr Sensorik bestückt: Fünf hochauflösende Radars, 12 Ultraschallsensoren, ein 360-Grad-System und sieben zusätzliche Außenkameras fangen das Verkehrsgeschehen ein. Der XPilot im G9 funktionierte, aber der Lane-Assist reagierte noch nervös, forderte zu oft vom Fahrer leichte Lenkbewegungen, verlor ab und zu die Spur. Der XPilot legte bei einer Stop&Go-Fahrt auf einer Schnellstraße vor Rotterdam eine Phantombremsung hin. Nicht ganz so arg, wenn man sich nur mit 20 km/h bewegt, aber für den nachfolgenden Verkehr dennoch eine unangenehme Überraschung. Teslafahrern dürften ähnliche Kinderkrankheiten aus den Anfangstagen der Pilotfunktion bekannt vorkommen.

150 km in 10 Minuten dank 800 Volt-Ladung

Beim Stopp an einer Schnellladesäule setzte der G9 bei 240 kW an und zog bis 70 Prozent des Ladestandes mit rund 200 kW Ladeleistung durch. Für die Lebensdauer des Akkus ist das sicher nicht optimal. Wenn es sein muss, bekommt man so in 10 Minuten aber locker 150 km Reichweite in die Batterie. Die ist mit einem Energiegehalt von 98 kWh beim G9 großzügig ausgelegt und genügt für eine Reichweite von 520 km im WLTP.

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