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Wenn aus Altteilen wieder eine neue Windschutzscheibe wird

Defekte Autoscheiben wurden bislang wie normales Altglas behandelt und zu einfacheren Produkten verarbeitet. Doch mit dem Sekurit-Recycling-Service kommen sie nun bei der Herstellung neuer Autoscheiben zum Einsatz. Und auch die Kfz-Betriebe profitieren.

wenn aus altteilen wieder eine neue windschutzscheibe wird

Die Herstellung von Glas aus Rohstoffen ist sehr energieaufwendig. Bei der Verwendung von Altglas sinken Energie- und Ressourcenverbrauch deutlich. (Bild: Sekurit)

Die Produktion von Glas braucht enorme Mengen an Energie. Das Material muss bei Temperaturen bis zu 1.400 Grad Celsius aus Mineralien wie Quarzsand und Feldspat erschmolzen werden. Auch der Ressourcenverbrauch ist groß, denn für die Gewinnung der Primärrohstoffe benötigt man rund sieben Kubikmeter Gestein für einen Kubikmeter Rohstoff.

Das Recycling von Altglas senkt dagegen den Bedarf an Rohstoffen deutlich: Durch die Zugabe von einer Tonne Scherben können 1,2 Tonnen Quarzsand, Soda usw. eingespart werden. Außerdem verringert sich der Energieverbrauch um etwa 30 Prozent, weil Glas einen niedrigeren Schmelzpunkt aufweist. Durch die Zugabe von einer Tonne Scherben sinkt die Kohlendioxid-Emission bei der Herstellung um 800 Kilogramm.

Deshalb ist das Recycling bei diesem Material schon seit Jahrzehnten üblich und bestens etabliert. Allerdings wird Altglas bislang überwiegend zur Produktion von weniger anspruchsvollen Produkten verwendet – etwa Flaschen oder auch Dämmstoffen („Glaswolle“). Das will Sekurit, der weltgrößte Hersteller von Autoverglasungen, nun ändern.

Sortenreine Verarbeitung von Autoscheiben

Zusammen mit Partnern hat Sekurit beziehungsweise seine Ersatzmarktorganisation Sekurit Service einen Recyclingservice für Autoscheiben entwickelt, die durch Schäden unbrauchbar geworden sind und gegen ein Neuteil ausgetauscht werden müssen. Diese Teile gelangen nun nicht mehr in das normale Altglasrecycling, sondern werden über einen eigenen Rückholweg direkt zu Dienstleistern verbracht, die die Scheiben sortenrein zu Scherben verarbeiten. „Wir sehen hier immenses Potenzial, dieses mehrere Tausend Tonnen umfassende Altglas für das Windschutzscheiben-Geschäft zu nutzen, einen nachhaltigen Schritt in die richtige Richtung zu gehen und den Service für unsere Kunden weiter verbessern zu können“, erklärt Geschäftsführer Christian Baum.

Der dafür nötige Aufwand ist nicht zu unterschätzen, bestehen moderne Windschutzscheiben doch nicht nur aus Glas, sondern auch aus einer Folienlage zwischen der Außen- und Innenscheibe sowie Metallteilen (beispielsweise Heizdrähten) und Kunststoffkomponenten (Sensor- oder Spiegelhalter). Die Recycling-Partner von Sekurit verarbeiten die Scheiben zu Granulat und trennen das Fremdmaterial, das nicht in die Schmelze gelangen soll, ab. Das sortenreine Glasgranulat gelangt von dort wieder in die Produktion von Sekurit und kann zu hochwertigem Flachglas weiterverarbeitet werden – auch zu Autoscheiben.

Wiederverwendung ist besser als Recycling

In der sogenannten Abfallpyramide, in der die Prioritätenreihenfolge in der Abfallvermeidung und -bewirtschaftung dargestellt werden, ist dieses Verfahren eine Stufe höher angesiedelt als die bisherigen Möglichkeiten des Glasrecyclings. Da die entstehenden Produkte dem gleichen Zweck dienen und die gleiche Qualität haben können wie die Ursprungsprodukte, handelt es sich um Wiederverwendung und nicht um Recycling.

Die Umwelt profitiert davon also in hohem Maße – aber haben auch die Werkstätten etwas davon? Das Konzept Sekurit-Recycling-Service richtet sich an kleine bis mittelständische Autoglas-Werkstätten. Sekurit Service holt die Altscheiben bei seinen Kunden ab, wenn diese Ersatzteile geliefert bekommen. Die Betriebe müssen das Altglas lediglich durch einen Sticker kennzeichnen, der pro Scheibe 1,50 Euro kostet.

Übrigens funktioniert die Kreislaufwirtschaft bei Sekurit Service nicht nur beim Glas: Auch benutzte Folie für Scheibenverpackung wird gepresst, dem Folienlieferanten bei der Anlieferung neuen Materials wieder mitgegeben und so in den Werkstoffkreislauf zurückgeführt. Der Recycling-Anteil bei der verwendeten Verpackungsfolie liegt laut dem Unternehmen bei 80 Prozent. Und der Trend in der Logistik geht vermehrt zum verpackungsfreien Versand, denn aktuell verlässt bereits die Hälfte der Bestellungen das Lager unverpackt, um erst gar keine Reststoffe zu generieren.

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