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Hochwasser, Sturm, Unwetter: Wer zahlt für Schäden am Auto?

Wenn sich das Wetter austobt, lässt es oft auch das Auto nicht ungeschoren. Vor allem Hochwasser kann zu teuren oder sogar irreparablen Schäden führen. Warum das so ist, wer für die Kosten aufkommt und wie man vorbeugen kann:

hochwasser, sturm, unwetter: wer zahlt für schäden am auto?

Überflutung: Schon bei einem solchen Wasserpegel kann es fürs Auto kritisch werden. WikiImages/pixabay

Es waren dramatische Bilder, die am Pfingstwochenende 2024 vor allem aus dem Saarland zu sehen waren: Überflutete Häuser und Straßen, Autos, die tief in den Fluten versanken oder gar von ihnen weggespült wurden. Das Schlimmste ist inzwischen zwar überstanden. Doch es dürfte nicht das letzte Hochwasser- und Unwetterereignis dieser Art gewesen sein. Klimaforscher warnen schon lange davor, dass der Klimawandel verstärkt Extremwetterphänomene auslösen wird, die sich auch in massiven Regenfällen und heftigen Stürmen manifestieren können.

In Relation zu den Gefahren für Leib und Leben sind materielle Schäden am Auto zwar von nachrangiger Relevanz. Und doch bedeuten sie für die Betroffenen ein mitunter sehr teures Ärgernis, für das es gar nicht immer erst die ganz große Flutwelle braucht. Die wichtigsten Fragen richten sich dann darauf, wie gravierend die durch Hochwasser oder Sturm entstandene Zerstörung ausgefallen ist und wer für die Kosten aufkommt. Das sind die Infos:

Hochwasser: Wann wird es richtig teuer?

Wenn das Auto bis zu den Seitenscheiben im Wasser gestanden hat, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein wirtschaftlicher Totalschaden vor. Letztlich kommt es zwar auch auf den Faktor Zeitwert an. Doch die Kosten für die Trockenlegung und die Reparaturen an elektrischen und elektronischen Bauteilen liegen zumeist über dem, was das Fahrzeug eigentlich noch wert war. Problematisch kann es vor allem dann werden, wenn das Wasser – was häufig vorkommt – durch Sand, Schlamm, Abwässer oder Öl verunreinigt gewesen ist.

Womöglich bedeutet es auch schon das Aus, wenn das Nass über den Ansaugtrakt in den Motor gelangt ist und so einen kapitalen Motorschaden verursacht hat. “Wasserschlag” lautet dann die Diagnose, die gerade bei Kleinwagen womöglich schon nach dem Durchfahren einer tiefen Pfütze gestellt werden muss.

Zudem sollte man damit rechnen, dass selbst nach sorgfältiger Reinigung und Instandsetzung Funktionsstörungen zurückbleiben, die sich später bemerkbar machen. Sinnvoll ist es daher, ein ausführliches Gespräch mit der Werkstatt zu führen – und sich vor Auftragserteilung auf jeden Fall einen Kostenvoranschlag zu beschaffen.

Wann ist das Auto noch zu retten?

Verhältnismäßig gute Chancen für eine erfolgreiche und wirtschaftlich lohnende Instandsetzung bestehen, wenn der Wasserpegel die Türschweller nicht überstiegen hat und der Innenraum trockengeblieben ist. Der ADAC empfiehlt aber zumindest für den Fall, dass Auffälligkeiten auftreten, einen Check der Funktionsbauteile im Bodenbereich des Fahrzeugs. Am besten wirft die Werkstatt auch einen Blick auf Lenkung, Bremsen, Radlager sowie Antriebswellen.

Unter Umständen ist das Auto selbst dann noch zu retten, wenn das Wasser über die Türschweller gereicht hat und tatsächlich in den Innenraum vorgedrungen ist. Allerdings wird das dann schon teurer. Denn mit großer Wahrscheinlichkeit sind Schäden entstanden, die nicht nur eine Trockenlegung erfordern, sondern auch einen Austausch von Bodenbelägen, Dämmmatten und – der Sicherheit wegen -Funktionsbauteilen wie Gurtstraffern oder Gurtaufrollautomaten. Zudem rät der ADAC dazu, Tür- und Seitenverkleidungen entfernen zu lassen, damit die Fachleute beispielsweise die Hohlräume überprüfen können.

Und wie sieht es beim Elektroauto aus?

Hier kann das Wasser zumindest nicht durch den Ansaugtrakt in den Motor vordringen. Doch die Nässe löst womöglich lokale Kurzschlüsse in den Hochvoltkomponenten aus. Diese werden bei Hochwasser aber automatisch abgeschaltet, sodass keine erhöhte Stromschlaggefahr zu befürchten ist. Stecker, Kontakte und Batterien sind zudem wasserdicht ausgelegt. Dennoch: Stand das E-Auto länger im tiefen Wasser oder hat die Batterie mechanische Schäden davongetragen, sollte besser ein Sicherheitsabstand von etwa einem Meter eingehalten und die Bergung sachkundigen Fachleuten überantwortet werden.

Wie kommt das Auto in die Werkstatt?

Um zu vermeiden, dass aus einem verhältnismäßig einfachen ein teurer Folgeschaden wird, gilt es einen Abschleppdienst herbeizurufen. Was man nicht versuchen sollte, ist, den Motor wieder zu starten. Selbst wenn das zunächst funktioniert, kann es sein, dass Wasser in den Ölkreislauf gelangt ist und es so zu einem Kolbenfresser oder Kurbelwellenschaden kommt. Wenn das Auto überhaupt bewegt werden soll, dann nur, indem man es ins Trockene schiebt. Das Abklemmen der Batterie beugt einem Kurzschluss vor.

Wer zahlt für den Hochwasserschaden?

Prinzipiell die Teilkaskoversicherung. Aber es kommt auf die Umstände an. Soll die Assekuranz den Hochwasserschaden an einem geparkten Auto ausgleichen, wird sie überprüfen, ob das Fahrzeug an einem überflutungsgefährdeten Ort abgestellt und trotz einer Hochwasserwarnung nicht rechtzeitig aus der Gefahrenzone gebracht worden ist. “Wenn die Möglichkeit bestand, den Schaden zu verhindern, wird die Entschädigung entsprechend reduziert oder kann sogar komplett entfallen”, warnt der Auto Club Europa (ACE).

Auch wenn das Auto bewusst durch einen überschwemmten Bereich gesteuert wird, sind der Fahrer beziehungsweise die Fahrerin für den daraus resultierenden Schaden verantwortlich und können sich höchstens auf ihre Vollkaskoversicherung berufen. Einzige Ausnahme: Das Wasser ist so schnell gestiegen, dass eine Reaktion – zum Beispiel das Abschalten des Motors – nicht mehr möglich war.

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Was gilt bei Sturm?

Auch hier ist die Teilkasko zuständig. Sie zahlt für “unmittelbare Schäden”, die beispielsweise durch umstürzende Bäume oder herabfallende Dachziegel entstanden sind. In vielen Versicherungsverträgen steht allerdings, dass eine Schadensregulierung erst ab Windstärke 8 erfolgt. Wie heftig der Sturm zum fraglichen Zeitpunkt getobt hat, lässt sich über den Deutschen Wetterdienst herausfinden.

Anders läuft die Schadensregulierung ab, wenn etwa der Eigentümer oder die Eigentümerin eines Baumes seiner/ihrer Verkehrssicherungspflicht nicht nachgekommen ist. “Wenn beispielweise ein Schaden auf einen kranken Baum zurückzuführen ist, den der Besitzer nicht angemessen gesichert hat, haftet dieser oder seine Haftpflichtversicherung”, erklären die ACE-Experten. Das gleiche gilt für morsche Bäume, ungesicherte Bauzäune oder Verkehrsschilder, die sich in Gemeindebesitz befinden und bei einer stürmischen Wetterlage ein Fahrzeug beschädigt haben. Bei einem gesunden Baum, so der ACE, könne der Besitzer hingegen nicht zur Verantwortung gezogen werden, dies sei wiederum ein Fall für die Teilkasko.

Nicht zuständig ist die Teilkasko für “mittelbare” Schäden. Darunter sind Blessuren zu verstehen, die entstehen, wenn Autofahrer oder Autofahrerinnen über einen auf der Straße liegenden Ast fahren oder mit einem auf der Fahrbahn befindlichen Baum kollidieren. Derartiges wird als selbstverschuldet gewertet und allenfalls von der Vollkasko bezahlt.

Und was ist mit Hagel?

Hier ist wiederum die Teilkaskoversicherung die Ansprechpartnerin.

Was ist bei der Schadensmeldung zu beachten?

Sie sollte so schnell wie möglich erfolgen und möglichst detaillierten Angaben enthalten: Wo sich der Schaden ereignet hat, wann er eingetreten ist, um welches Wetterereignis es sich gehandelt hat. “Die Versicherungen können anhand dieser Informationen relativ genau nachvollziehen, welche Wetterbedingungen zu welchem Zeitpunkt herrschten und wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Schadens war”, stellt der ACE klar.

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Unheil durch Unwetter: Wie beuge ich vor?

Schäden zu vermeiden, ist natürlich nicht immer möglich. Doch manche Risiken lassen sich durch richtiges Verhalten bannen. “Keinesfalls sollte man mit dem Auto einfach ins Wasser fahren”, warnt etwa der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK). Weder weiß man verlässlich, wie tief es in die Flut hineingeht noch, ob sich unter dem Wasserspiegel irgendwelche Hindernisse verbergen. Für konventionelle Fahrzeuge beginnt die Gefahrenzone bei etwa 20 bis 25 Zentimetern Wassertiefe, nur bei geländefesteren SUVs und echten Geländewagen liegt die sogenannte Wattiefe höher und kann 40 Zentimeter bis sogar einen Meter betragen.

Vor überschwemmten Stellen sollte deshalb angehalten und am besten gewendet werden. Dies gilt besonders bei Starkregen und an Örtlichkeiten wie Senken oder Unterführungen. Ist Umkehren nicht möglich, empfiehlt sich Abzuwarten als die beste Strategie – entweder, bis das Wasser von alleine sinkt oder die Feuerwehr mit Pumpen eingreift.

Kündigt der Wetterbericht einen starken Sturm an, sollte eine solche Warnung ernst genommen und das Auto am besten stehen gelassen werden. Zumindest aber ist es ratsam, sich auf die risikoreiche Wetterlage einzustellen und eine Strecke zu wählen, die nicht gerade durch baumreiches Gebiet führt. Von selbst versteht sich eine vorausschauende, vorsichtige Fahrweise bei reduzierter Geschwindigkeit. Besondere Windgefahr droht auf Brücken und in Waldschneisen, wo es vor allem für Wohnmobile, Gespanne, Lkw und Autos mit Dachlasten wie Fahrrädern oder Transportboxen kritisch werden kann – denn sie bieten dem Sturm eine große Angriffsfläche.

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