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Nach Stau-Studie: Warum der ADAC mehr Straßenbahnstrecken fordert

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Eine Straßenbahn der Linie M10 am Hauptbahnhof. Seit September führt die Strecke weiter zur Turmstraße. Ein Großteil der Strecke verläuft auf einem eigenen Gleiskörper getrennt von Autos.

Ernüchternd, aber keineswegs überraschend. So schätzt der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) Berlin-Brandenburg die Ergebnisse der jüngsten Staustudie ein. Der Datendienstleister Inrix hatte errechnet, dass Berliner Autofahrer bei Verkehrsverzögerungen durchschnittlich 55 Stunden pro Jahr verlieren. Der ADAC nimmt das Ergebnis zum Anlass, für Berlin ein besseres Baustellenmanagement zu fordern. Doch die Automobillobby verlangt auch einen besseren öffentlichen Verkehr – unter anderem die Erweiterung des Straßenbahn- und U-Bahnnetzes der BVG.

Mehr Tramstrecken in Berlin? Dabei empfinden gerade West-Berliner Autofahrer die Straßenbahn, die in ihrer Stadthälfte 1967 abgeschafft und seitdem nur auf wenigen Kilometern wieder eingeführt wurde, als Platzkonkurrentin – sogar als Gefahr. Doch der ADAC hat dazu eine klare Einschätzung. Der Verband fordert die „Errichtung neuer und die Ausweitung bestehender Straßenbahnlinien und die Erweiterung der U-Bahn“, wie Sprecherin Claudia Löffler auf Anfrage der Berliner Zeitung mitteilte.

Nach wie vor steige die Anzahl der Pkw in Berlin, wenn auch seit 2022 auf einem moderaten Level, bilanzierte der ADAC. Zugleich würden immer mehr Parkplätze entfallen, ohne dass die Abhängigkeit der Menschen vom eigenen Auto angemessen verringert werde, kritisierte der Verband. „Der öffentliche Nahverkehr scheitert in den Spitzenzeiten an den zu niedrigen Kapazitäten und unzureichenden Taktzeiten. Zudem ist das Park-and-Ride-Angebot im Speckgürtel und an strategisch wichtigen Punkten in Brandenburg nicht genügend ausgebaut“, erklärte Löffler. Die eingeplanten Gelder reichten nicht im Ansatz aus, damit die Menschen ihr Auto stehen lassen können.

Nicht nur in den ÖPNV müsse investiert werden. Notwendig wäre auch die Erweiterung des Fußgänger- und Radverkehrsnetzes, so der ADAC, der sich für die „weitere Verfolgung des Berliner Mobilitätsgesetzes“ aussprach. Gäbe es mehr sichere Radwege und Fußgängerüberwege, könnten mehr Menschen dazu motiviert werden, sich umweltfreundlich fortzubewegen. Das würde den Autoverkehr reduzieren, hieß es.

Der Verband mahnte weitere Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur an. „Straßen und Brücken sind marode. Natürlich muss hier gehandelt werden“, stellte ADAC-Sprecherin Löffler klar. „Jedoch ist das Baustellenmanagement noch immer nicht bezirksübergreifend koordiniert. Was fehlt, ist ein zentrales Baustellenmanagement, in das sowohl der Senat als auch die Bezirke eingebunden sind.“ Immer wieder wird kritisiert, dass auf parallel verlaufenden Verkehrsadern gleichzeitig gebaut wird.

Der ADAC mahnte, stärker auf moderne Technologien zum Verkehrsmanagement zurückzugreifen. Echtzeit-Verkehrsdaten würden Autofahrern helfen, auf alternative Routen auszuweichen, rief der Verband in Erinnerung. Wichtig seien auch mehr grüne Ampelwellen auf Hauptverkehrsstraßen, „um den Verkehr effizienter zu steuern und Stop-and-Go-Verkehr zu minimieren“, forderte der Verband. Auf langen Strecken wie den Bundesstraßen B1, B2 und B96, die quer durch Berlin führen, komme es immer wieder zu Staus. Von den Autobahnen seien vor allem die A100, A111 und A115 betroffen.

„Doch auch, wenn die Verkehrspolitik nun hoffentlich mehr Vernunft als Ideologie walten lässt, brauchen solch umwälzende Veränderung vor allem eines: Zeit“, schätzte ADAC-Sprecherin Löffler ein. „Wir gehen davon aus, dass Staus daher auch bis auf Weiteres das Stadtbild prägen werden.“

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