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Fahrbericht Porsche Cayenne: SUV-Coupe Hybrid mit vergrößerter Batterie

Porsche renoviert den Cayenne und skaliert dabei vor allem den Hybridantrieb anders als bisher. Wie macht sich das unterwegs bemerkbar? Ein erster Ausflug. ​

fahrbericht porsche cayenne: suv-coupe hybrid mit vergrößerter batterie

(Bild: press-inform)

Pragmatikern muss es eiskalt den Rücken runterlaufen: Autos wie der Porsche Cayenne erfüllen als Coupé mit Plug-in-Hybrid recht zuverlässig zahlreiche Vorurteile von SUV-Coupés mit Ökoanstrich. Die Wuchtbrumme kann ein paar Kilometer elektrisch fahren, was eine akustische Entlastung bei geringem Tempo bringt – der Verkehrslärm innerorts sinkt. Doch mit einem geringen Verbrauch von Ressourcen und Fahrenergie hat das selbstverständlich nichts zu tun. Was treibt also den Hersteller, diesen Motorenzweig nicht nur zu pflegen, sondern perspektivisch sogar auszubauen? Ein erster Fahrbericht des überarbeiteten .

Beliebter PHEV im Cayenne

Porsche hat mehrere gute Gründe dafür, das Plug-in-Hybrid-Angebot im Cayenne Coupé aktuell zu halten. Im vergangenen Jahr wurden hierzulande 5039 Cayenne insgesamt erstmals zugelassen, und mit 2440 hatten fast 50 Prozent von ihnen den Plug-in-Hybrid eingebaut. Eine rege Kundennachfrage gibt es also. Wie anderswo in diesem Segment sind auch hier die meisten Zulassungen gewerblich, was die PHEV-Zulassungen zumindest zum Teil erklärt. Denn die 0,5-Prozent-Regel, mit der sich die private Nutzung eines Dienstwagens lukrativ ausgestalten lässt, gilt ja unabhängig vom Listenpreis des Fahrzeugs. Je teurer das Auto, desto größer der Steuervorteil. Es macht schon einen Unterschied, ob wie im Falle des Testwagens rund 1600 oder 800 Euro versteuert werden müssen. Porsche kann außerdem mit dem PHEV den wichtigen Flottenverbrauch schminken.

Das alles reicht, um den bisherigen Plug-in-Hybrid zu überarbeiten und mit zwei noch stärkeren PHEV-Modellen das Angebot zu erweitern. Der hier von uns gefahrene Cayenne wird das PHEV-Basismodell. Darüber wird Porsche eine Version mit stärkerem V6 anbieten, an der Spitze soll eine Plug-in-Hybrid-Version mit V8 stehen. Mit einem sorgsamen Umgang von Ressourcen haben alle drei nichts zu tun, doch das dürfte der Zielgruppe auch herzlich egal sein. Andernfalls wäre die Wahl wohl eher nicht auf ein 2,5-Tonnen-SUV-Coupé gefallen – Plug-in-Hybrid hin oder her.

Porsche Cayenne Coupé außen (3 Bilder)

fahrbericht porsche cayenne: suv-coupe hybrid mit vergrößerter batterie

Porsche hat das Cayenne Coupé leicht überarbeitet. Ein wesentlicher Teil der Neuerungen liegt im Antrieb. (Bild: press-inform)

E-Motor kräftiger als bisher

Für die Überarbeitung hat Porsche die Batterie vergrößert und die beiden Antriebskomponenten anders als bisher skaliert. Der V6 leistet statt 250 künftig “nur noch” 226 kW. Gleichzeitig wird der E-Motor ertüchtigt: Statt 100 bietet er künftig 130 kW. Die Systemleistung steigt von 340 auf 346 kW, also in einem Umfang, der in diesem Umfeld als Messtoleranz durchgeht und in Summe auch nicht zu spüren ist. Die Fahrleistungen verbessern sich auf dem Papier minimal: 254 statt 253 km/h, 4,9 statt 5,1 Sekunden im Standardsprint. Damit gehört schon der am wenigsten kräftige Cayenne Hybrid zu den sehr schnellen Autos im Lande.

Unruhige Automatik

In den Fahrprogrammen “Sport” und “Sport Plus” reagiert das SUV-Coupé wie erwartet, Durchzug und Beschleunigungsvermögen sind, gemessen an den Erwartungen, die mit dem Namen Porsche verbunden werden, zufriedenstellend. Das schwere Auto legt in diesen Modi sehr flink an Tempo zu. Das Bild wandelt sich etwas, wenn der Fahrer in den “Hybrid”-Modus wechselt. Die Achtgangautomatik agiert hektisch, als wolle sie ein Manko an Kraft überspielen, was unnötig erscheint. Der V6 dreht oftmals höher als es angemessen erscheint, was den Eindruck von Unruhe noch verstärkt. Zudem dringt er auch akustisch deutlich durch. Etwas mehr Gelassenheit würde der Schaltstrategie guttun.

Batterie mit größerem Energiegehalt

Zweimal nachgeschenkt wurde bei der Batterie. Der Energiegehalt stieg von 17,9 auf 25,9 kWh. Die elektrische Reichweite steigt damit – je nach Ausstattung – auf 66 bis 74 km. Für Porsche war die Senkung des Verbrauchs im WLTP wichtiger als für den Nutzer. Statt 2,5 bis 2,6 Liter sollen es im Zyklus nun 1,5 bis 1,8 Liter/100 km sein. Im rein elektrischen Modus spricht Porsche von 28,6 bis 30,8 kWh/100 km. Sehen Sie diesen Wert, der die Ladeverluste inkludiert, als untere Grenze.

Porsche Cayenne Coupé Technik (5 Bilder)

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Porsche verteilt die Antriebsleistung neu: Der V6 bietet etwas weniger Leistung als bislang, …

Serienmäßig ist nun ein dreiphasiger 11-kW-Lader, bislang war bei 7,4 kW Schluss. In einem Plug-in-Hybrid sind 11 kW Ladeleistung alles andere als selbstverständlich. In rund 2 Stunden und 15 Minuten soll die zuvor leere 25,9-kWh-Batterie wieder komplett gefüllt sein. Schneller geht das nur bei wenigen Firmen, die eine DC-Ladung ihrer Plug-in-Hybrid-Modelle anbieten. Zu ihnen gehören Wey, Land Rover/Jaguar, Mitsubishi und Mercedes.

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Feiner abgestimmtes Fahrwerk

Veränderungen gibt es auch im Fahrwerksbereich. Die Entwickler kombinieren jetzt eine Zweikammer-Luftfeder mit adaptiven Dämpfern und ersetzen die vor fünf Jahren eingeführte Dreikammer-Luftfeder. Das ist gelungen. Der Kompromiss zwischen Rückmeldung und Komfort hat sich leicht zugunsten letzterem verschoben. Fahrbahnunebenheiten werden noch souveräner kaschiert. Der Cayenne wirkt etwas weniger mitteilsam, was ein vielfacher Kundenwunsch gewesen sei, sagt Porsche. Zum besseren Komfort trägt auch eine andere Reifendimensionierung bei. Etwas mehr Flankenhöhe nimmt der Federung Arbeit ab.

Das veränderte Fahrverhalten ist auch in den beiden Dynamik-Fahrprogrammen “Sport” und “Sport Plus” spürbar. Schaltet man den Cayenne auf diese Weise scharf, ist es nach wie vor beeindruckend, wie agil das leer schon 2455 Kilogramm schwere Schiff um die Ecken pfeffert. Bei der Lenkung liefert Porsche ohnehin einen guten Job ab: Sie arbeitet präzise und gibt ein ordentliches Maß an Rückmeldung. Dabei verzichtet Porsche auf den weitverbreiteten Trick, mit hohen Lenkkräften eine Art Sportlichkeit vorzutäuschen.

Wählhebel hinter dem Lenkrad

Weiterentwickelt wurde auch das Umfeld des Fahrers. Das Design erinnert nun an den Taycan, was gewiss kein Fehler ist. Der Instrumentenbildschirm ist gekrümmt und misst jetzt 12,6 Zoll, der Touchscreen in der Mitte bleibt bei 12,3 Zoll und das aufpreispflichtige Beifahrerdisplay ist 10,9 Zoll groß. Der Wählhebel wurde von der Mittelkonsole ins Armaturenbrett verlagert. Mit 15 Watt ist die induktive Ladeschale für Smartphones kräftiger als bisher. Bis zu 61 Watt liefert ein USB-C-Anschluss, was für manch ein Notebook reichen wird. Da die Batterie etwas mehr Platz als bisher braucht, wurde der Boden des Kofferraums um 1 cm angehoben. Er fasst 434 Liter.

Porsche Cayenne Coupé Innenraum (3 Bilder)

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Das Armaturenbrett wirkt moderner als bisher.

Stolze Preise

Porsches Selbstbewusstsein drückt sich unter anderem in der Kalkulation aus. Das Cayenne Coupé kostet als Plug-in-Hybrid mindestens 106.352 Euro. Trotz umfangreicher Serienausstattung wird es dabei vermutlich kaum jemand belassen. Hier gibt es noch die Möglichkeit, sich aus unzähligen Einzeloptionen sein Wunschfahrzeug zusammenzustellen. Porsche verlangt für einige Optionen allerdings ungeniert hohe Preise. Die Scheinwerfer haben serienmäßig Matrix-Licht. Mit der Überarbeitung kann der Cayenne-Coupé-Interessent auch eine Version mit höherer Auflösung bestellen. Wer das mit abgedunkelten Blenden im Scheinwerfer haben will, legt dafür 2700 Euro auf den Tisch.

Für ein “Leichtbau Sport-Paket Carbon” verlangt Porsche 17.100 Euro und lässt dabei geschickt offen, um wie viel leichter das SUV-Coupé mit dieser Option wird. Der Preis je Kilogramm Ersparnis würde vielleicht nachdenklich machen, doch sorgen muss man sich diesbezüglich nicht allzu sehr. Vorrangig geht es hier nicht um einen fassbaren Gegenwert, sondern ums Gefühl. So schließt sich gewissermaßen der Kreis, denn das passt schlüssig ins Konzept. Der Cayenne ist ein Statement, dem sich mit einem Plug-in-Hybrid ein zeitgeistiges Gefühl verleihen lässt. Das wird einem Teil der Zielgruppe reichen, den Rest holt der Staat mit der entgegenkommenden Besteuerung für Porsche ab.

(mfz)

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