Ein US-Forschungsinstitut hat einen Taycan ohne Kabel mit 270 kW geladen. So schnell wurde noch kein E-Auto induktiv mit Strom versorgt.
Verbrenner werden das nie schaffen: Energieversorgung per Induktion. Beim Elektroauto ist man offenbar recht nah dran, per Induktion – also ohne Kabel – mit hoher Ladeleistung den Akku zu füllen. So, wie es schon seit Jahren bei Smartphones oder elektrischen Zahnbürsten funktioniert. Allerdings waren die Ladeleistungen bislang zu gering, um damit auch die großen Batterien von Elektroautos in überschaubarer Zeit füllen zu können.
Jetzt haben Wissenschaftler des größten staatlichen Forschungsinstituts der USA, dem „Oak Ridge National Laboratory“ (ORNL) in Tennessee, einen neuen Weltrekord aufgestellt. Das ORNL (Motto: Solving Big Problems“) wurde 1943 im Rahmen des geheimen Atombomben-Plans „Manhattan Project“ gegründet, um angereichertes Uran zu produzieren. Seitdem hat es sich durch unzählige Entwicklungen im Bereich der Physik einen Namen gemacht.
Technik könnte in 4 bis 5 Jahren marktfähig sein
Kunstvoll Beim kabellosen Laden wird die Energie über ein Magnetfeld durch die Luft übertragen. Zwei Spulen – eine unter dem Auto und eine im Untergrund – übertragen die Energie in den Akku. Bislang wurden mit induktiven Ladetechniken nur geringe Leistungen übertragen, bei einem Wirkungsgrad immerhin zwischen 93 und 95 Prozent.
Nach dem Umbau erreichte die Induktiv-Ladeleistung von bis zu 270 kW. Das war auch die maximal mögliche Ladeleistung der ersten Taycan-Generation am Gleichstrom-Ladekabel – und erheblich mehr, als die meisten Elektroautos mit Kabel am Gleichstrom-Schnelllader zapfen können. Inzwischen kann der Stromer von Porsche Gleichstrom mit bis zu 320 kW aus dem Netz ziehen.
Kooperation mit VW-Konzern wird fortgesetzt
Porsche ist an dem Entwicklungsprojekt nicht direkt beteiligt. Die US-Forschungseinrichtung arbeitet mit dem Volkswagen-Konzern zusammen – beide Seiten wollen die Kooperation fortsetzen, um noch größere induktive Ladeleistungen zu erreichen. Bei einem offiziellen Besuch am ORNL-Standort im Bundesstaat Tennessee besichtigten VW-Manager kürzlich das Resultat des Projekts.
Bei Porsche verfolgt man die Arbeiten in den USA „mit Interesse“, so ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage. Wann eine solche Schnelllade-Vorrichtung per Induktion als Feature beim Taycan und weiteren Elektrofahrzeugen der Marke erhältlich sein wird, will man beim Sportwagenhersteller in Stuttgart allerdings nicht abschätzen. Allerdings liege der Fokus der eigenen Entwicklungsarbeit nicht auf Gleichstrom-Induktionsladen. Infrage kämen eher, so der Porsche-Sprecher, Wechselstrom-Ladevorrichtungen für das bequeme induktive Laden zu Hause. An derartigen Techniken arbeitet in Deutschland unter anderem die Mahle-Gruppe.