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Uwe Gemballa: Der Aufstieg und Fall des Porsche-Tuners

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Uwe Gemballa Uwe Gemballa gehörte zu den größten Sternen am deutschen Tuning-Himmel. Im Jahr 2010 wurde er in Südafrika ermordet. Foto: Gemballa

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Gemballa 1001 SEL Sehr speziell: Gemballa 1001 SEL mit 24-karätiger Vergoldung. Foto: Gemballa

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Gemballa 1001 SEL Vorbote der Knöpfchenlenkräder: Der Leonberger konnte schon 1985 liefern. Foto: Gemballa

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Gemballa Porsche 911 Schnelle Verbindung: Besonders Porsche hatte es Gemballa angetan. Foto: Gemballa

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Gemballa Mirage GT Gemballa Mirage GT (2007): auf 25 Exemplare limitiertes Modell ab 230.000 Euro. Foto: Gemballa

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Gemballa Porsche Cayenne Tiefer, härter, mehr: Bis zu 310 km/h schneller Cayenne-Umbau mit 750 PS (552 kW) starkem V8-Zylinder. Foto: Gemballa

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Gemballa Porsche Cayenne Rotlicht-Bezirk: Gewissenhafte Sattlerarbeit trifft auf bemerkenswerten Kundengeschmack. Foto: Gemballa

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Gemballa Showroom Geschlossen: Geschäftsräume in Leonberg nach dem Verschwinden des Chefs im Februar 2010. Foto: DPA

Die Geschichte der Autoindustrie steckt voller Krimis. Einer handelt vom Aufstieg und Fall des Porsche-Tuners Uwe Gemballa. Er wurde im Jahre 2010 Opfer eines brutalen Mordes.

Der Schritt vom Tuner zum Hersteller, wie ihn auch Uwe Gemballa ging, ist in der Autobranche so etwas wie ein Ritterschlag. Zwar gab und gibt es ganz famose Autoveredler, die aufs Beste ihr Handwerk verstehen. Doch gab und gibt es eben auch die anderen, die Bastelbuden und Chiptuner, die ein Auto selten schöner, dafür aber häufig kurzlebiger machen. Etwa, wenn mit der PS-Dröhnung keine Modifikation der Kraft übertragenden Bauteile einhergeht und das aufgebrezelte Prachtstück samt der erloschenen Herstellergarantie ruhmlos am Abschlepphaken endet. Wer allzu grobschlächtiges Spoilerwerk spazieren fährt, zieht ähnlich mitleidige Blicke auf sich wie Menschen, die unentwegt auf ihr Mobiltelefon starren. Seriöse Tuner haben es noch schwerer, seit ihr Geschäftsmodell, die oft sündteure Individualisierung von Standardfahrzeugen, durch Hersteller wie Audi, BMW oder Mercedes selbst betrieben wird.

Das war nicht immer so. Im September des Jahres 1985 traf der automobile Ritterschlag ein mittelständisches Tuning-Unternehmen in Leonberg. Die “Klinge” des Kraftfahrbundesamtes erreichte Uwe Gemballa – zu jener Zeit 30 Jahre alt und Chef eines der schillerndsten europäischen Autoveredler – in Form eines amtlichen Schreibens. Mit Zuteilung der sogenannten Weltherstellernummer WMI (“World Manufacturer Identifier”) verwandelte sich der 1979 gegründete 50-Mann-Betrieb vom Autotuner zum Autohersteller. Kreativer Kopf war Gemballa selbst, ein kleiner drahtiger Mann mit fast schulterlangem blondem Haar und einem gewinnenden Lächeln. Rund 13 Mio. Mark setzte Gemballa im Jahr 1985 um, die durch die Veredelung von Porsche-, BMW- und Mercedes-Fahrzeugen ins Haus kamen.
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Uwe Gemballas Weg vom Porsche-Tuner zum Hersteller

Die Erhebung in der Herstellerstand war nötig geworden, weil Gemballas Mitarbeitende viele der Autos so gründlich neu aufbauten, dass Lieferanten der Basisfahrzeuge schließlich die Verwendung ihrer Markenzeichen untersagten. Kennzeichnend für die Gemballas jener Zeit war das – vorsichtig ausgedrückt – artifizielle Design, das dem Geschmack einer Kundschaft huldigte, die kein Problem hatte, damit aufzufallen. In Umbauprozeduren, die nicht selten Monate in Anspruch nahmen, verwandelten sich Staatskarossen in rollende Staatstheater. Ein ehrwürdiger Mercedes W126 verließ als Gemballa 1001 SEL die Werkstätten, samt 24-karätigen Vergoldungen an Grill, Stoßleisten, Felgen und Innenraum.

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Besonders Porsche hatte es dem leistungsbegeisterten Schwaben angetan. Aus dem Elfer wurde der Cyrrus: “Die Leute sind verrückt nach diesem Auto, vor allem nach der Cabrioversion”, sagte Uwe Gemballa über den seinerzeit mindestens 210.000 Mark teuren Ex-Porsche. Dieser war statt mit 231 Serien-PS (170 kW) auch mit 375 PS (276 kW) Leistung erhältlich. Das typische Elfer-Gesicht mit seinen stehenden Rundleuchten wurde gegen eine Fassade mit Klappscheinwerfern ausgetauscht, die dem sogenannten Flachbau nachempfunden war, den Porsche für den 930 anbot. Die Meinungen zeitgenössischer Autotestenden dazu gingen weit auseinander. Während die handwerkliche Ausführung der Innenausbauten Lob fand, hagelte es auch Kritik vor allem für mitunter zickiges Fahrverhalten und vorzeitigen Exitus der leistungsgesteigerten Motoren.

1992 geht Gemballa erstmals das Geld aus

Der Autoveränderer machte auch vor Ferrari nicht Halt. “Ein Ferrari ist eine Schönheit”, sagte Gemballa, “aber wir bieten die perfekte Faszination.” Der Preis: 108.300 Mark – nur für den Umbau wohlgemerkt. Kleingeld für die häufig aus Öl-Staaten stammende Kundschaft, sehr viel Geld hingegen für Gemballa, der sich wie viele der Tuner jener Zeit mit einem Problem herumschlagen musste: einer chronisch dünnen Eigenkapitaldecke. Blieben neue Bestellungen aus, konnte es schnell knapp werden. Da halfen auch Spezialaufträge wenig wie etwa der für eine automatische Falkenabwurfanlage, die sich ein Scheich in seinen Mercedes montieren ließ. Im Jahr 1992 meldete die Gemballa Automobilinterieur GmbH Konkurs an.

Aber Gemballa machte weiter, suchte weltweit neue Vertriebspartner – und wurde in Südafrika fündig. Ein Deal, den der Tuner mit seinem Leben bezahlen sollte. Seine letzte Geschäftsreise führte den mittlerweile 54-Jährigen nach Johannesburg. Kurze Zeit nach seiner Ankunft rief er erkennbar erregt seine getrennt von ihm lebende Frau an und bat auf Englisch um die sofortige Überweisung von einer Million Euro. Wegen eines Unfalls, wie es später in der Ermittlungsakten stand. Dann legte er auf. Es war das letzte Lebenszeichen Uwe Gemballas.

Was hinter dem Mord steckte und wie Gemballas Vermächtnis weiterlebt

Zunächst gingen die Behörden von einer Entführung aus. Da aber keine Lösegeldforderungen gestellt wurden, zogen zwei aus Deutschland entsandte Kripobeamte bald den schlimmstmöglichen Fall ins Kalkül. Offenbar hatte sich ihr Landsmann mit den falschen Leuten eingelassen. Der Verdacht: Geldwäsche. Gemballa exportierte modifizierte Autos nach Südafrika, in denen große Mengen Schwarzgeld versteckt gewesen sein sollen. Als ein präparierter Porsche Cayenne im Februar 2010 jedoch ohne die erwartete Million hinter der Türverkleidung am Zielort ankam, drehten die Partner durch, darunter eine osteuropäische Unterweltgröße.

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Foto: Gemballa

Erst sechs Monate später gab es Gewissheit: Die Leiche des Tuners aus Leonberg wurde in Atteridgeville westlich von Pretoria gefunden, eingehüllt in Zellophanfolie, die Hände auf den Rücken gefesselt. Der mutmaßliche Täter, ein damals 28-Jähriger aus Pretoria, wurde in einem Schnellverfahren zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt. Er soll Uwe Gemballa grausam erstickt haben. Weshalb und in wessen Auftrag, ist bis heute ungeklärt. Das alte Unternehmen ging pleite. Der Name Gemballa indes lebt bis heute weiter – als Markenzeichen eines neuen Tuning-Unternehmens. Zudem ist auch sein Sohn Marc Philipp Gemballa in die großen Veredelungs-Fußstapfen getreten: Seit 2024 baut er unter eigenem Namen den Marsien, einen Offroad-tauglichen Porsche 911 Turbo S.

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