Porsche

Tests

Entgleitet Porsche die WM? - MOTORSPORT

Zwei Siege aus den ersten drei WEC-Rennen, jetzt maximal noch dritte Kraft - Porsche setzte in Austin einen besorgniserregenden Trend fort

Entgleitet Porsche die WM? - MOTORSPORT

Der Optimismus vor dem Rennen war groß, doch die Porsche 963 taten sich beim Lone Star Le Mans auf dem Circuit of the Americas überraschend schwer. Zwar konnte der Porsche #6 (Estre/Lotterer/L. Vanthoor) mit Platz sechs die Tabellenführung verteidigen. Und weil Toyota den Sieg verpasste, beträgt der Vorsprung zwölf statt fünf Punkte. In der Herstellerwertung führt nun Toyota.

Aber auch Porsche gab zwei Punkte ab, weil die #6 die gleiche Strafe erhielt wie der Toyota #7 (Conway/Kobayashi/de Vries). Die #5 (Campbell/Christensen/Makowiecki) verlor zu Beginn des Rennens an Boden, weil das Penske-Team vergessen hatte, die Abdeckung eines Pitot-Rohrs zu entfernen. “Keines unserer Autos hatte ein sauberes Rennen”, resümiert Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport.

Doch, wie es so schön heißt: “The trend is your friend.” (Der Trend ist dein Freund). Oder eben dein Feind. Und dieser Trend zeigt eindeutig, dass Porsche abfällt – auf ausgesprochen hohem Niveau, aber deutlich sichtbar. “Insgesamt glaube ich nicht, dass wir heute die Pace hatten, um um den Sieg zu kämpfen”, sagt Diuguid.

“Ferrari und Toyota scheinen eine Menge Pace gefunden zu haben, und die LMDh-Autos kämpften nur darum, welches Hypercar an diesem Tag gewinnen wollte. Ferrari und Toyota scheinen die Pace zu haben, wenn sie es wollen, und wenn sie das Rennen gewinnen wollen, müssen wir perfekt sein, um auch nur in die Nähe zu kommen.”

“Wir sind mit hohen Erwartungen angetreten und vom Endergebnis enttäuscht”, bilanziert Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport. Er sieht das Problem weniger im Rennen, sondern mehr im Qualifying.

“Der enge Wettbewerb über sechs Stunden hat klar gezeigt, wie viele Autos mittlerweile bei der Musik sind – auch jene, die erst in diesem Jahr neu hinzukamen Die reine Rundenzeiten-Performance im Rennen war okay. Unter den aktuellen Wettbewerbsbedingungen musst du weiter vorn starten, um auf das Podest fahren zu können.”

Was wäre ein realistisches Ergebnis gewesen? Laut Diuguid ein dritter Platz – für die #5: “Ich denke, ein dritter oder vierter Platz wäre wahrscheinlich möglich gewesen. Wir haben 43 Sekunden verloren, weil wir das Teil ausbauen mussten, ganz zu schweigen von der Leistung, die wir beim Start verloren haben.”

“Im Grunde blockierte das Teil den Ansaugtrakt des Motors, sodass die Temperaturen zu hoch waren. Da haben wir etwas Zeit verloren. Wenn wir 40 Sekunden von dem abziehen, was wir jetzt erreicht haben, ist das wahrscheinlich unser Potenzial.”

Haben die LMH-Boliden mehr Reserven?

“Seit Le Mans sind Ferrari und Toyota schneller als wir”, hält er fest. “Es liegt nun an uns, für das kommende Rennen in Japan die richtigen Schlüsse zu ziehen und dort wieder ganz vorn anzugreifen. Wir müssen für Fuji mehr Speed finden. Es geht nach wie vor in allen Meisterschaftswertungen eng zu. Unser Ziel bleibt unverändert: Wir wollen beide Titel gewinnen.”

Ungewöhnlich ist auch, dass das eigentliche Nummer-1-Auto #6 von Porsche diesmal das langsamere Fahrzeug war. “Das Schwesterauto war ziemlich stark. Sie haben sich gut qualifiziert und hatten im Rennen die bessere Pace. Wir müssen verstehen, was passiert ist”, sagt Andre Lotterer.

“Wir hatten ein wenig mit dem Auto zu kämpfen. Einmal mehr haben wir gezeigt, dass wir durch gute strategische Entscheidungen Schadensbegrenzung betreiben können. Es war natürlich kein ideales Qualifying mit Startplatz 14 und der Strafe. Aber wir haben es trotzdem geschafft, P6 zu erreichen, was in Anbetracht dieser Umstände ein gutes Ergebnis ist.”

Doch auch er sieht den besorgniserregenden Trend: “Wir hatten einen Traumstart in die Saison, hatten Glück in Spa. Dort hätten wir Fünfter werden müssen, aber dann schafften wir es, auf Platz zwei zu kommen [vorbehaltlich der Ferrari-Berufung, die am Dienstag in Paris verhandelt wurde, zu der aber noch kein Ergebnis vorliegt].”

“In Le Mans sind wir da gelandet, wo unser Auto hingehörte. Da hatten wir nicht das Material, um zu gewinnen. Uns fehlte einfach Topspeed. In den regulären WEC-Rennen können wir mittels der Strategie und ‘Race-Execution’ immer das Beste rausholen. Das war jetzt das erste Rennen, in dem nicht alles optimal lief.”

Positiver ist Frederic Makowiecki aus der #5: “Leider mussten wir ganz früh im Rennen einen ungeplanten Boxenstopp einlegen. Das war schade. Dennoch gibt es auch viele positive Aspekte: Unser Tempo war wirklich gut. Ich finde, wir dürfen auf unsere geleistete Arbeit stolz sein.”

“Zu Beginn des Wochenendes ließ sich unser Auto sehr schwierig fahren. Uns sind bis zum Rennen erhebliche Fortschritte gelungen. Jetzt freuen wir uns schon auf Fuji.” Dort muss sich zeigen, ob Porsche das Ruder wieder herumreißen kann oder ob die LMH-Boliden von Toyota und Ferrari über doch zu viele versteckte, konzeptbedingte Vorteile verfügen.

TOP STORIES

Top List in the World