Fisker

Elektroauto-Firma Fisker kämpft ums Überleben

Jahresabschluss nicht eingereicht, Zinsen nicht gezahlt, Produktion gestoppt. Fisker fehlen Finanzmittel.

elektroauto-firma fisker kämpft ums überleben

Ein Fisker Ocean auf Ausfahrt in der Steiermark

(Bild: Fisker, Inc.)

Das Elektroauto-Unternehmen Fisker Inc. steckt in Geldschwierigkeiten. Eine vergangenen Freitag fällige Zinszahlung hat das Unternehmen nicht geleistet, obwohl das Geld dafür noch vorhanden wäre. Auch beim Jahresabschluss 2023 ist Fisker säumig. Umsatzangaben in früheren Quartalsberichten dürften inkorrekt sein. Die in Österreich bei Magna Steyr laufende Produktion des einzigen Fisker-Fahrzeugs, einem elektrischen SUV namens Fisker Ocean, hat Fisker am Montag für vorerst sechs Wochen gestoppt. Derweil droht die New York Stock Exchange (NYSE) mit dem Delisting. Ein bestehender Investor stellt etwas Geld in Aussicht, pocht dabei aber auf großen Einfluss.

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Zwar sitzt Fisker auf 4.700 unverkauften Autos, doch verkaufen sich die nicht so leicht, wenn der Hersteller wankt. Einerseits ist bei ungewisser Aussicht auf Softwareupdates und Ersatzteile die Nachfrage nach neuen Elektroautos bescheiden. Andererseits war Fisker gerade dabei, sein Betriebsmodell von Direktvertrieb auf Verkauf über Autohändler umzustellen. Diese Umstellung sollte eigentlich helfen, den Lagerbestand unverkaufter SUVs abzubauen. Der Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes war doch schwieriger als erwartet.

250 Autohändler sollen Interesse bekundet haben; doch welcher Händler investiert schon in einen vielleicht bald nicht mehr vorhandenen Partner? Noch dazu, wenn dieser Fisker heißt. Denn das erinnert nicht nur an Firmengründer Henrik Fisker, einen ehemaligen BMW-Designer, sondern auch an das Vorgängerunternehmen Fisker Automotive, welches 2013 den Vertrieb einstellen musste.

Hohe Zinsen

Stand Freitag hatte Fisker Inc. nach eigenen Angaben noch knapp 121 Millionen US-Dollar in der Kasse. Mit einem bestehenden Kreditgeber und Teilhaber hat sich Fisker auf eine neue Wandelanleihe verständigt, die in vier Tranchen insgesamt 150 Millionen Dollar zuschießen würde. Der Zinssatz übersteigt 17 Prozent per annum, und der Investor könnte die Anleihe jederzeit in Aktien umtauschen.

Deren Kurs ist so niedrig, dass die New York Stock Exchange bereits mit dem Ausschluss vom Börsenhandel droht. Seit mehr als 30 Tagen liegt der Kurs unter einem Dollar, was an der NYSE verpönt ist. In den jüngsten fünf Monaten hat sich Fiskers Aktienkurs ebenso oft halbiert.

Fisker Ocean (8 Bilder)

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Die Öffnung des Schiebedachs ist lang, aber schmaler als gewohnt.

Kein Wunder, dass sich der Investor – laut Reuters der polnische Fonds CVI – doppelt und dreifach absichern möchte. Fisker haftet mit praktisch allem, was es hat, für die neue Wandelanleihe, die vor allen anderen Schulden rangiert (soweit rechtlich zulässig). Das Budget muss vom Gläubiger genehmigt sein und wird laufend überprüft. Ohne Zustimmung des Gläubigers darf Fisker keine neuen Partnerschaften eingehen.

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Hohe Hürden

Bevor die erste Tranche der Wandelanleihe in Höhe von 35 Millionen US-Dollar fließen kann, muss Fisker zudem eine Due Diligence Prüfung bestehen und seinen Jahresabschluss 2023 bei der US-Kapitalmarktaufsicht SEC (Securities Exchange Commission) einreichen. Dabei wird Fisker unter anderem beichten müssen, um wie viel es den Umsatz für das dritte Quartal 2023 (und eventuell weitere Quartale) zu hoch angegeben hat.

Hinzu tritt eine weitere Bedingung, bevor das frische Geld kommt: Fisker muss sich mit einem großen Autohersteller auf eine Partnerschaft verständigen. Entsprechende Verhandlungen laufen seit Monaten, laut Medienberichten ist Nissan interessiert. Das, so hofft Fisker, würde die Herstellung von Fahrzeugen in den USA ermöglichen.

Die Produktion scheint allerdings nicht das Nadelöhr zu sein, durch das Fisker seine Paarhufer zu treiben sucht. 2023 hat Magna Steyr gut 10.000 Fisker Ocean gebaut, doch konnte Fisker nicht einmal 5.000 davon verkaufen. Im laufenden Jahr sah es etwas besser aus, mit rund 1.000 gebauten Fahrzeugen und zirka 1.300 verkauften. Damit hat das Unternehmen aber immer noch rund 4.700 unverkaufte Fahrzeuge auf Halde, die es meint, um 200 Millionen Dollar verkaufen zu können. Sofern die Autohändler mitmachen. Eine solide Analyse des Nettoveräußerungswert liegt dieser Zahl ausdrücklich nicht zugrunde.

(ds)

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