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Model S aus deutscher Tesla-Fabrik, gemischte Stimmung: Angebliche Insider-Infos kursieren

model s aus deutscher tesla-fabrik, gemischte stimmung: angebliche insider-infos kursieren

Bild: Tesla

Tesla selbst informiert nur sehr gelegentlich über den Fortschritt seiner Gigafactory in Grünheide bei Berlin – nach dem offiziellen Start im März wurde das Erreichen von 1000, dann 2000 und zuletzt 3000 Model Y pro Woche gemeldet (s. Foto), ansonsten aber liefern hauptsächlich Beobachter und Behörden die Informationen. Im Dezember aber haben offenbar mehrere Beschäftigte der Elektroauto-Fabrik geplaudert, und auch von Tesla selbst kamen zumindest halboffizielle Auskünfte zu ihr.

Tesla bestätigt 8500 Beschäftigte

Zunächst erschien Anfang des Monats ein Artikel in dem Technologie-Magazin Wired, der ein unschönes Bild der deutschen Gigafactory zeichnete. Die Produktionsziele würden verfehlt, und Tesla verliere wegen schlechter und ungleicher Bezahlung ständig Personal, heißt es darin unter Berufung auf frühere und aktuelle Beschäftigte der Gigafactory. Eine dort noch arbeitende Quelle haben von „totalem Chaos“ gesprochen, eine andere über die nachträgliche Aufnahme regelmäßiger 3-Schicht-Arbeit in seinen Vertrag geklagt.

Wie als Antwort auf den auch von deutschen Medien viel zitierten Wired-Bericht folgte am vergangenen Wochenende ein Gigafactory-Beitrag des Tagesspiegel. Das US-Magazin hatte von erst 7000 Beschäftigten in der Fabrik geschrieben, gegenüber der Zeitung aus Berlin aber gab Tesla nach deren Bericht an, dass es schon 8500 seien. Außerdem soll das Unternehmen bestätigt haben, dass in der Gigafactory ab Januar 2023 in drei Schichten gearbeitet wird.

Damit war Tesla ungewohnt auskunftsfreudig, was an dem Wunsch gelegen haben könnte, der negativen Wired-Darstellung etwas entgegenzusetzen. Tatsächlich ist Personal-Mangel der Schwerpunkt des US-Berichts, und die dann genannte viel höhere Zahl hebelt die Argumentation weitgehend aus. Allerdings hatte auch der Tagesspiegel neben dieser Neuigkeit nicht nur Positives aus der Tesla-Fabrik zu berichten.

„Ausbeutung“ in deutscher Tesla-Fabrik

Auf der einen Seite wird ein „Tesla-naher Insider“ zitiert, der bestätigte habe, dass es Fluktuation gibt, die aber im üblichen Rahmen liege. „Andere Stimmen“ hätten jedoch von chaotischen Verhältnissen in Teilen des Werks berichtet, schreibt der Tagesspiegel ähnlich wie Wired. Das gelte vor allem für die Gießerei, die schon in drei Schichten arbeite. Ein Arbeitnehmer-Vertreter habe von „knallharter Ausbeutung“ und „Zwangsverpflichtung“ gesprochen.

Beide Berichte zusammen könnte man also so interpretieren, dass es Tesla durchaus gelingt, seine Personal-Zahl in Grünheide zu steigern, dass aber nicht jeder mit seiner Arbeit und den Verhältnissen dort zufrieden ist. „Die Stimmung ist mies“, fasst der Tagesspiegel in einem Vorspann zusammen. Eine Reihe von Fragen von teslamag.de zu den Darstellungen in dem deutschen und dem amerikanischen Medium ließ Tesla unbeantwortet.

Mehr Glück hatte kurz vor dem Erscheinen des Tagesspiegel-Berichts nach eigenen Angaben ein deutscher YouTuber. Per Zufall habe er mit einem Mitarbeiter der Gigafactory sprechen können, berichtete er am Wochenende auf Twitter, und gab dann Inhalte daraus wieder. Demnach ist die Stimmung in der Fabrik zumindest „gemischt“, obwohl die Arbeit an sich Spaß mache. Unzufriedenheit herrsche wegen der Bezahlung, die er auf etwa 2800 Euro brutto in der Produktion bei einer 37-Stunden-Woche bezifferte. Aussicht auf mehr Geld gebe es erst nach einem Jahr, aber tatsächlich sei es bei Tesla möglich, ohne viele Hürden aufzusteigen.

Außerdem konnte @FelixKern2 interessante Neuigkeiten über weitere Pläne für die deutsche Fabrik wiedergeben – die allerdings zum Teil auf Unglauben stießen. So sei in Grünheide auch eine Produktion des Model 3 in Planung, zitierte er den anonymen Tesla-Mitarbeiter. Das ist nach dem Start mit dem Model Y und angesichts der Tatsache, dass Tesla weitere Produktionsgebäude plant, plausibel. Jedoch sollte aktuell auch schon eine „Factoryline“ für das Model S gebaut werden, und dieser Teil wurde von mehreren Beobachtern als unwahrscheinlich angesehen.

Nicht alle Gigafactory-Infos korrekt

Der in China ansässige @ChrisZheng001 zum Beispiel erklärte, auch dort gebe es eine Gigafactory, und die Zölle für den Import von Auto-Teilen seien viel niedriger als für ganze Autos. Tatsächlich würden die aufgefrischten Model S und Model X, die derzeit erste Märkte außerhalb Nordamerikas einschließlich China erreichen, für sein Land schon vor Ort endmontiert. Etwas Ähnliches könnte Tesla für Europa in der deutschen Fabrik vorhaben, nachdem während der langen Pause für Model S und Model X ein Standort dafür in den Niederlanden geschlossen wurde, aber eher keine Produktion von Grund auf.

Aus der Tesla-Fabrik in Grünheide kamen zuletzt also bemerkenswert viele Informationen, von denen nicht alle zu stimmen scheinen. Die Zahl von aktuell 8000-9000 Beschäftigten und den Start der Tesla-Nachtschicht im Januar bekam aber auch @FelixKern2 bestätigt, und auch gegenüber teslamag.de bezeichnete eine informierte Person beides als korrekt.

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