- Thermal Runaway bei Lkw: Tesla Semi verunglückt, 190.000 Liter Wasser benötigt
- Lkw-Batterien potenzieren die Gefahren
- 190.000 Liter Wasser eingesetzt
- Apropos eLkw: Durchbruch rückt laut Strategy& näher
- Neue E-Lkw-Generation bereit für den Fernverkehr
- Depot-Ladepunkte als Lösung für Transformation
- Spieltheorie: Warum das VW-Desaster und der Zusammenbruch der Dresdnder Brücke zusammenhängen
- Prof. Dr. Christian Riecks Analysen
- Das VW-Desaster: die Prinzipien des Scheiterns | Prof. Dr. Christian Rieck
- Alternative Fortbewegung: HOPPER soll „optimiert“ werden
- Weiterentwicklung schon „eingetütet“
Thermal Runaway bei Lkw: Tesla Semi verunglückt, 190.000 Liter Wasser benötigt
Die Elektro-Lkw haben defintiv das Rennen um die Nachhaltigkeit bei den Schwertransporten gewonnen. Mercedes-Benz, Renault, Volvo, MAN und Co. haben sich inzwischen weitgehend vom Wasserstoff verabschiedet. Mercedes-Benz, aka Daimler Truck fährt weiterhin zweispurig, ist aber bei den elektrischen Lkw bereits äußerst weit gekommen. Teslas Einstieg in den Schwerlastverkehr wird auch in Europa erwartet. Nun ist in Kalifornien im vergangenen Monat ein Semi verunglückt und in Flammen aufgegangen. Zwar kommt ein Fahrzeugbrand bei Elektrofahrzeugen seltener vor, als bei Verbrennerfahrzeugen. Wenn der Stromer allerdings brennt, ist Löschen äußerst problematisch, da die gespeicherte Energie tatsächlich eine explosive Mischung (im wahrsten Sinne des Wortes) darstellen kann.
Lkw-Batterien potenzieren die Gefahren
Klassische Lkw-Brände sind schlimm genug. Bei Elektro-Lkw mit ihren vergleichsweise gigantischen Batterien im Megawatt-Bereich ist die gespeicherte Energie um so gefährlicher. Ein Thermal Runaway kann hier Stunden, wenn nicht Tage dauern. So passiert 30 Meilen vom Lake Tahoe entfernt auf der Interstate 80. Tatsächlich war ein Tesla-Mitarbeiter mit de Semi unterwegs nach Sparks, Nevada, wie die NTSB, das National Transportation Safety Board, berichtet. Die Behörden waren laut NTSB gezwungen, den Highway 14 Stunden lang zu sperren, um den Brand zu löschen und das Wrack zu versorgen. Der Tesla Semi wurde dann auf ein Freigelände verbracht und 24 Stunden lang unter Beobachtung gehalten, um sicherzustellen, dass die Batterien nicht wieder Feuer fangen.
190.000 Liter Wasser eingesetzt
e-engine meint: Solange nichts passiert, bzw. die gigantische Batterie eines Elektro-Lkw nicht gefährdet ist, sind die emissionslosen Fahrzeuge in der Tat eine Wohltat für den Verkehr. Von der ausbleibenden Lärmbelastung ganz zu schweigen. Der obige Fall zeigt jedoch eindruckvoll, dass der Fall des Falles hier weitgehend unterschätzt wurde. Es stellt sich die Frage, wie verhindert werden soll, dass dies in dicht besiedelten urbanen Bereichen passiert. Menschliches Versagen ist bekanntlich immer ein Faktor.
Apropos eLkw: Durchbruch rückt laut Strategy& näher
Die Elektrotransformation der Transportbranche nimmt Fahrt auf und steuert auf einen Kipppunkt vor 2030 zu. Das prognostiziert die Studie „Battery-Electric Trucks on the Rise” von Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC. Weltweit jeder fünfte Bus und Lkw wird demnach im Jahr 2030 batterieelektrisch angetrieben werden. Zehn Jahre später sind voraussichtlich bereits 90% des Transports elektrifiziert.
Während das Produktionsvolumen der drei größten Märkte Nordamerika, Europa und Großchina im Jahr 2030 bei etwa 600.000 E-Lkw (Battery Electric Truck, BET) liegen wird, schießt es im Jahr 2040 auf mehr als 2,7 Millionen BETs in die Höhe. Diese Beschleunigung wirkt sich auch auf den globalen Batteriemarkt aus. Im Jahr 2030 werden bereits 13% der gesamten Batteriekapazität von Fahrzeugen in BETs verbaut (ca. 450 GWh), 2035 liegt der Anteil bereits doppelt so hoch. Angetrieben wird die Elektrotransformation des Transportsektors vor allem von technologischen Fortschritten, sinkenden Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership, TCO) sowie strikterer Regulatorik.
Neue E-Lkw-Generation bereit für den Fernverkehr
Depot-Ladepunkte als Lösung für Transformation
Für den Elektrodurchbruch ist die Ladeinfrastruktur vor allem deswegen entscheidend, weil Energiekosten in der Logistik traditionell einen Löwenanteil der Gesamtbetriebskosten ausmachen. Da Strom im Normalfall günstiger ist als Diesel, fahren E-Lkw ihren TCO-Vorsprung vor allem durch die geringeren Energiekosten ein. Dieser Vorteil schlägt sich allerdings nur dann nieder, wenn es ausreichend schnelle und günstige Ladepunkte gibt. Dafür sind laut Studie erhebliche Investitionen notwendig – sowohl von öffentlicher Hand, vor allem aber von der Logistikbranche selbst. Bis 2035 liegt der öffentliche Investitionsbedarf in Europa demnach bei 6,1 Mrd. Euro, um 720 Ladeparks zu errichten und damit eine flächendeckende Ladeinfrastruktur zu gewährleisten. Hinzu kommen 28,6 Mrd. Euro, die der private Sektor für etwa 28.500 Depot-Ladepunkte aufbringen müsste.
e-engine meint: Auch hier zeigt sich wieder einmal der große Haken, der vor allem Deutschland betrifft: Die Stromkosten. Zwar glaubt strategy&, dass die Stromkosten günstiger seien als Diesel, was jedoch nur dann der Fall wäre, wenn die Dieselpreise nicht weiter fallen (teilweise sind bereits 1,45 Euro an den Tanstellen pro Liter zu beobachten) und die Strompreise an den Hubs und Ladepunkten dramatisch fallen. Ansonsten könnten die Transformation hierzulande wieder entgegen dem Trend stocken. Länder wie Norwegen, China und selbst die USA zeigen hier eine positivere Bilanz.
Spieltheorie: Warum das VW-Desaster und der Zusammenbruch der Dresdnder Brücke zusammenhängen
Über das Desaster bei VW wurde in den letzten Wochen eine Menge geschrieben. Die Meinungen und Überzeugungen darüber, wie das Ganze zustande gekommen sei, differieren teilweise heftig. Es spielt halt eine Rolle, ob man die derzeitige Regierung befragt oder die Wirtschaft. Beide zeigen gerne mit dem Finger auf den anderen. Die Schuldzuweisungen bringen allerdings niemanden weiter, am wenigsten die tausenden von VW-Beschäftigten, die um ihre Existenz fürchten müssen.
Prof. Dr. Christian Riecks Analysen
Sehr empfehlenswert, mal wieder über den Elektomobilitäts-Teller hinauszusehen.
Das VW-Desaster: die Prinzipien des Scheiterns | Prof. Dr. Christian Rieck
Alternative Fortbewegung: HOPPER soll „optimiert“ werden
Wenns um alternative Fortbewegung geht, steht das Augsburger Start-up HOPPER ganz oben. Das Unternehmen verkündet gerade, dass die „First Edition“ fast ausverkauft sei. Billig ist das Vergnügen allerdings nicht, denn die Fahrzeuge der „First Edition“ kosten ab 13.500 Euro und wurden in einer Auflage von rund 60 Exemplaren aufgelegt. Die Fertigung läuft bekanntlich in Hamburg.
Weiterentwicklung schon „eingetütet“
Tausende von Kilometern habe man mit Pilotkunden zurückgelegt. Dadurch habe man bereits Erkenntnisse um Verbesserungen gewonnen. So soll in der Serie zukünftig einige weitere Features zur Standardausstattung gehören.
- Überarbeitung der Sitze mit Federung und weicheren Polstern für mehr Komfort
- Aktualisierte und verbesserte Fahrsoftware
- Optimiertes Lenkradkonzept zur leichteren Bremsbetätigung auch mit kleineren Händen
- Stärkere Batterie
- Bessere Transportkapazitäten durch Sicherungsmöglichkeiten und Kofferraumoptimierungen
- Weitere Verbesserungen an Fahrkomfort und Fahrdynamik
Außerdem befinden sich die Seitenverkleidung, das Solardach und eine On-Board-Charging-Möglichkeit als Sonderausstattungsoptionen in der Entwicklung.
e-engine meint: Zum x-ten Mal weisen die „Startupper“ darauf hin, dass die Vorbereitungen zum Produktionsstart auf „Hochtouren“ laufen. Das erinnert uns an die Durchhalteparolen von Sono Motor und dem SION. Wir hoffen nicht, dass den HOPPER das gleiche Schicksal ereilt. Derzeit scheint die Finanzierung weiter gesichert. Im Mai 2024 startete das JUnternehmengemeinsam mit dem Investorennetzwerk Companisto eine dritte Investmentrunde. Etwa 310 Investoren haben seitdem insgesamt mehr als 1,6 Millionen Euro aufgebracht.
Fotos: Prof. Dr. Christian Rieck (Youtube Stills), Tesla, istock, MAN/E.ON, Hopper Mobility