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Tesla-Woche 36/24: Neue Kaufprämien, VW in der Krise, FSD für Europa, Trump-Job für Musk

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Bild: Tesla

Das Referral-Programm bei Tesla als Anreiz für Weiterempfehlungen hat eine lange Geschichte, in der es bereits zweimal beendet wurde – und jetzt ist es wieder zurück. In den USA Ende August und in Europa Anfang September führte Tesla unter dem Namen „refer and earn“ das wiederbelebte Programm ein, neuerdings mit Bar-Prämien. In Deutschland scheint das auch dringend nötig, denn hier sind die Tesla-Verkäufe bis August um 45 Prozent gesunken. Der VW-Konzern schnitt in dieser Hinsicht merklich besser ab – schockte aber am Montag mit der Mitteilung, Fabrik-Schließungen bei der Kernmarke nicht auszuschließen. Tesla begeisterte wenig später mit der Ankündigung, die KI-Software FSD bald in Europa und China einzuführen. Und CEO Elon Musk soll einen Regierungsjob bekommen, falls Donald Trump zum Präsidenten gewählt wird.

1000 Euro Rabatt mit Tesla-Referral

In früheren Zeiten konnte man mit Tesla-Empfehlungen wertvolle Prämien bis hin zu einem Roadster verdienen und dem Käufer unbegrenzt kostenloses Supercharging verschaffen, bis das Programm deutlich sparsamer und in diesem April zum zweiten Mal ganz ausgesetzt wurde. Zuletzt bezahlte Tesla Werbende mit Guthaben-Punkten. Die Geworbenen bekamen ebenfalls solche Credits zur Einlösung gegen Zubehör oder Ladestrom und zeitweise Rabatt auf den Elektroauto-Preis. Das Ende im April dürfte damit zusammenhängen, dass CEO Musk kurz zuvor breite Entlassungen bei Tesla angekündigt hatte.

Erneut zeigt sich jedoch, dass das Unternehmen nicht dauerhaft ohne Referral-Programm auskommen kann oder will. In den USA erfolgte die Neueinführung schon Ende August, in der zurückliegenden Woche war Europa an der Reihe. Neu ist, dass Tesla statt Credits jetzt stets Beträge in bar gutschreibt. Wer einen neuen Käufer anwirbt, verdient 500 Euro, die man für Zubehör, aber auch für Software-Upgrade, Service-Leistungen oder Supercharging ausgeben kann. Angeworbene Neukunden erhalten beim Kauf von Model 3, Model Y, Model S oder Model X über einen Referral-Code 1000 Euro Rabatt (s. Bildschirm-Foto oben).

Tesla wächst in China wieder

Neuen Schwung im Verkauf mit Referral-Hilfe könnte Tesla gut gebrauchen. Besonders schwach sahen die Neuzulassungen in diesem August in Deutschland aus – bei Tesla sanken sie um fast zwei Drittel auf 2370 Stück. Bei Elektroautos insgesamt war der Rückgang mit knapp 69 Prozent noch etwas stärker ausgeprägt. Mit August 2023 endete in Deutschland die Umweltbonus-Förderung für gewerblich angeschaffte Elektroautos, was der Branche einschließlich Tesla noch einmal kräftigen Schub verlieh. Vor diesem Hintergrund ist der jüngste Absturz zu sehen. Doch auch im ganzen bisherigen Jahresverlauf wurden in Deutschland 32 Prozent weniger Elektroautos verkauft als von Januar bis August 2023; allein bei Tesla beträgt das Minus 45 Prozent.

In China dagegen wächst der Elektroauto-Markt weiterhin rasant, und Tesla konnte seine Verkaufszahlen dort in diesem Jahr bislang zumindest annähernd halten. Nach einem schwächeren ersten Halbjahr nahmen die Verkäufe von Model 3 und Model Y aus der chinesischen Gigafactory, die zum Teil auch exportiert werden, im Juli und August wieder zu, berichtete am Montag Bloomberg. Landesweit wurden zuletzt erstmals mehr als 1 Million reine Elektroautos und Plugin-Hybride (zusammengefasst als NEV) in einem Monat verkauft, 42 Prozent mehr als im August 2023; zuvor hatte der NEV-Anteil im Juli zum ersten Mal die Marke von 50 Prozent überschritten.

VW verliert an neue Elektroauto-Hersteller

In diesem Umfeld schafft es selbst Volkswagen, mit rund 120.000 deutschen Beschäftigten ein etwa zehnmal so wichtiger Arbeitgeber wie Tesla mit seiner Fabrik in Brandenburg, seine Elektroauto-Verkäufe deutlich zu steigern. Im zweiten Quartal 2024 waren es auf Konzern-Ebene in China insgesamt 49.600 Stück, 21 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Weltweit verkaufte Volkswagen 180.800 Elektroautos – ein Plus von 0,1 Prozent, während die Tesla-Verkäufe in Q2 2024 um rund 5 Prozent sanken. Der deutsche Konzern aber verkauft immer noch weit überwiegend Verbrenner, und insgesamt ging es zuletzt abwärts: weltweit im zweiten Quartal um 3,8 Prozent auf 2,24 Millionen Pkw und allein in China als dem zweitgrößten VW-Markt um 19 Prozent.

Schon 2023 hatte VW die Gesamtmarkt-Führung in China dem lokalen Konkurrenten BYD überlassen müssen. Zudem werden einheimische Hersteller nicht nur mit ihren Volumen-Elektroautos zur Bedrohung, sondern auch im Premium-Segment, wo sie mehr Computer-Luxus bieten als westliche Unternehmen wie Audi oder Porsche aus dem Volkswagen-Konzern. Probleme macht aktuell allerdings vor allem die Kernmarke, wie ab Montag bekannt wurde. Mangels Nachfrage in Europa werden laut Vorstand zwei VW-Fabriken im Prinzip nicht mehr gebraucht. Schließungen und betriebsbedingte Kündigungen sollen deshalb nicht mehr ausgeschlossen sein.

VW-Krise trotz oder wegen Elektroautos?

Die Branche verkaufe derzeit 2 Millionen Autos pro Jahr weniger als vor der Corona-Zeit, rechnete laut einem FAZ-Bericht nach minutenlangen Pfiffen der Beschäftigten der Konzern-Finanzvorstand Arno Antlitz bei einer Versammlung in Wolfsburg am Mittwoch vor. Bei einem VW-Marktanteil von 25 Prozent bedeute das, dass die eigene Kapazität um 500.000 Fahrzeuge oder zwei Fabriken zu hoch sei. Insbesondere bei der Marke VW könne es nicht weitergehen wie bisher. Sie brauche jetzt Geld, um kräftig zu investieren, sagte ihr Chef Thomas Schäfer. Die Betriebsrat-Chefin Daniela Cavallo warf dem Management vor, die Krise mit Fehlern bei Preis- und Modell-Politik sowie Software herbeigeführt zu haben.

Werksschließungen in Deutschland schloss die mächtige Gewerkschafterin aus, auch wenn sie die Einschätzung teile, dass man „vor heftigen Problemen“ stehe. Dem Vernehmen nach klafft eine Lücke von 4 Milliarden Euro in dem Sparprogramm von 10 Milliarden Euro, das die Marke VW im vergangenen Jahr im Einvernehmen mit dem Betriebsrat beschlossen hatte. Politiker äußerten sich überwiegend ähnlich – mit Kritik an wahlweise zu wenig oder zu viel Elektroauto-Ambition bei VW und in der Regierung. Wie in einer Reaktion beschloss das Bundeskabinett neue Förderungen für dienstliche Elektroautos – was laut Wirtschaftswoche aber schon vorher auf der Agenda stand.

Tesla punktet mit FSD-Ankündigungen

Das Thema Volkswagen beherrschte vor allem am Mittwoch als dem Tag der Betriebsversammlung die Nachrichten – und allein an diesem Tag und dem darauf gewann die Aktie von Tesla mehr, als der deutsche Konzern insgesamt wert ist. Das Plus von zusammen gut 9 Prozent machte etwa 60 Milliarden Dollar aus, während ganz Volkswagen zuletzt umgerechnet knapp 53 Milliarden Dollar kostete. Am Donnerstag wurde der Aufschwung von der Mitteilung getragen, dass Tesla seine FSD-Software in Q1 2025 auch in Europa und China einführen will.

Weiterhin gilt dafür die Einschränkung, dass das Autopilot-Extra auch bei nur überwacht autonomem Tesla-Fahren wie bislang in den USA vorher behördlich zugelassen werden muss, doch die Chancen dafür scheinen sich zuletzt verbessert zu haben. Während in Deutschland weiter über VW gestritten und der Untergang der gesamten alten Auto-Industrie befürchtet wurde, ging es bei dem US-Unternehmen an der Börse am Freitag aber wieder um rund 8,5 Prozent nach unten, also erneut etwa einmal den gesamten Volkswagen-Wert. Auslöser dafür dürften neue Konjunktur-Sorgen gewesen sein, die auch den Gesamtmarkt stark drückten.

Musk bereit für Job in Trump-Regierung

Wenn es nach dem stets optimistisch auftretenden Tesla-Chef Elon Musk geht, sind solche Ausschläge nur unbedeutende Schwankungen auf dem Weg zu einem Börsenwert, der viele Male über dem heutigen liegen könne. Erreicht werden soll er mit autonomem Fahren und noch stärker mit dem humanoiden Roboter Optimus, den Tesla jetzt ab 2025 zunächst für interne Zwecke produzieren will. Von Millionen solcher Roboter würde laut Musk die gesamte Volkswirtschaft massiv profitieren – aber am Donnerstag sagte er vor einem ganz anderen Hintergrund „gewaltige Prosperität“ für die US-Wirtschaft voraus.

In den vergangenen Monaten eckte der Tesla-Chef zunehmend mit Nähe zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump an, lässt sich davon aber nicht beirren. Im August interviewte Musk den Kandidaten live auf X und brachte dabei die Idee einer Kommission für staatliche Effizienz ins Spiel. Am Donnerstag bestätigte Trump, dass er ein solches Gremium einrichten und Musk zu seinem Chef machen will, berichtete die New York Times. Schon bevor das offiziell wurde, kam von Musk auf X der Kommentar, dass die Kommission enormes Potenzial für die USA freisetzen werde. Er stehe bereit, schrieb er wenig später, und verlange keine Bezahlung, keinen Titel und keine Anerkennung dafür.

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