Bild: Tesla (Musk bei Tesla-Veranstaltung in Fremont im Juni 2021)
Mittlerweile ist Elon Musk selbst der Besitzer von Twitter, aber im August 2018 nutzte er den Dienst als einfaches Mitglied (wenn auch bereits mit Millionen Followern) für eine folgenreiche Nachricht: Er denke darüber nach, Tesla von der Börse wegzukaufen, kündigte Musk überraschend an, und schickte ein definitives „Finanzierung gesichert“ hinterher. Aus der Transaktion wurde bekanntlich nichts, und die SEC warf dem Tesla-Chef Betrug vor, was später mit einer Einigung mehr oder weniger aus der Welt geschafft wurde. Doch auch Aktionäre klagten gegen Musk, und kommende Woche beginnt der Prozess darüber – gegen den Willen des Beklagten wie geplant in seiner früheren Heimat Kalifornien.
Richter sucht neutrale Jury für Tesla-Chef
Mit abfälligen Äußerungen über den Bundesstaat, in dem früher sowohl er selbst als auch Tesla ihren Sitz hatten, sowie mit seiner Parteinahme für die Republikaner hat sich Musk im eher liberalen Kalifornien zuletzt gewiss nicht beliebter gemacht. Ab vergangenem Oktober kamen die Folgen der Twitter-Übernahme hinzu: Tausende Beschäftigte in San Francisco wurden entlassen, und gleichzeitig schien Musk über den neuen CEO-Job Tesla aus den Augen zu verlieren, was – zusammen mit weiteren Verkäufen durch ihn – zu der verheerenden Kurs-Entwicklung der Tesla-Aktie im vergangenen Jahr beigetragen haben dürfte.
Dennoch sah der Richter in San Francisco laut dem WSJ-Bericht keine Veranlassung, den Prozess nach Texas zu verlegen. Zuvor hatte er Fragebögen an 190 potenzielle Jury-Mitglieder verschicken lassen, um ihre Meinung gegenüber Musk herauszufinden. 49 davon hätten eine gemischte Haltung gezeigt, 27 eine eher positive, 76 eine negative, und der Rest sei neutral erschienen. Die für die Jury benötigten 15 unvoreingenommenen Personen seien deshalb nicht schwierig zu finden, erklärte der Richter.
Musk-Prozess ohne Chef von Saudi-Fonds
Dabei geht es insbesondere um die Frage, ob er die Finanzierung wirklich als „gesichert“ bezeichnen konnte. Schriftliche Vereinbarungen dazu konnte der Tesla-Chef nicht vorlegen, erklärte aber wiederholt, mündliche Zusagen vom Chef des Staatsfonds Saudi-Arabiens bekommen zu haben. Den wollte Musk bei dem Prozess eigentlich zur Entlastung aussagen lassen, doch wie Bloomberg berichtet, lehnten dessen Anwälte die Vorladung mit dem Hinweis ab, er sei rechtlich nicht zum Erscheinen verpflichtet. Auf diese Unterstützung kann der Tesla-Chef in dem Prozess also nicht hoffen – aber nach Ansicht des Richters zumindest auf eine faire Jury in Musks früherer Heimat, die er jetzt als feindselig empfindet.