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Wieder ein Tesla mit Fehlfunktion beim «Autopilot»-System

wieder ein tesla mit fehlfunktion beim «autopilot»-system

Tesla hat sein Full Self Driving-System am 24. November 2022 als funktionsfähig freigegeben. Doch noch am gleichen Tag kam es erneut zu einer Fehlfunktion mit Unfallfolge. Aly Song / Reuters

Es ist zwar bereits mehr als sechs Wochen her, aber nun wurden Segmente der Videoüberwachung bekannt, die einen Auffahrunfall auf der Bay Bridge in San Francisco zeigen.

Zu sehen ist ein weisser Tesla, der auf der vierspurigen Schnellstrasse im dichten Verkehr in langsamer Fahrt unterwegs ist und plötzlich die Spur nach links wechselt. Gleichzeitig bremst der Wagen stark ab und kommt zum Stillstand.

Hinter dem Tesla kommt es zu einer Auffahrkollision von neun Fahrzeugen. Eines kann nach Berührung mit dem stillstehenden Elektroauto noch nach rechts ausweichen und vorbeifahren. Die anderen Autos stehen nach dem Aufprall ebenfalls still. Es kommt zu leichteren Verletzungen der Insassen, darunter auch bei einem zweijährigen Kind.

Der Tesla-Fahrer gab der California Highway Patrol zu Protokoll, dass er im autonomen Modus unterwegs war, als es zu der Fehlfunktion kam. Der Zwischenfall geschah, als der Tesla vom Tageslicht in die Dunkelheit einfuhr. Da die Bay Bridge zweistöckig befahren wird, befindet sich die stadtauswärts fahrende Spur unten. Sie ist überdacht wie in einem Tunnel.

Denkbar wäre, dass die Kameras des «Full Self Driving»-Systems (FSD) aufgrund der plötzlichen Dunkelheit falsche Informationen lieferten. Dafür spricht, dass der Tesla beim Eintritt in die überdachte Fahrbahn bereits langsam fuhr.

Ein pikantes Detail der Geschichte: Der Unfall geschah am 24. November 2022, also an dem Tag, als Elon Musk verkündete, das FSD sei nun in ganz Nordamerika freigegeben und könne uneingeschränkt genutzt werden.

Was Musk nicht erklärte, ist die Tatsache, dass FSD dem Fahren auf Autonomiestufe 2 entspricht. Der Fahrer muss also jederzeit bereit sein, die Kontrolle über den Wagen zu übernehmen.

Möglicherweise hat der Pilot des Unfall-Tesla genau dies getan, als das System das Auto zum Abbremsen zwang. Im Video ist zu erkennen, dass der weisse Tesla einmal die Spur wechselte, allerdings nach links, also direkt an die Stützmauer. Nachfolgende Fahrzeuge waren im dichten Verkehr bereits zu nahe aufgefahren, um noch einen Aufprall zu vermeiden. Ein Ausweichen nach links war wegen der Mauer nicht möglich.

Vielleicht aber sind auch die anderen Unfallbeteiligten nicht ganz unschuldig. Bei grösserem Abstand zwischen den Fahrzeugen und hoher Aufmerksamkeit hätten manche Fahrer der involvierten Fahrzeuge möglicherweise noch rechtzeitig bremsen können, um einen Auffahrunfall zu vermeiden.

Einerlei, einiges deutet auf eine Fehlfunktion des FSD-Systems hin, für das Tesla-Käufer einen Aufpreis von 15 000 Dollar bezahlen. In der Produktbeschreibung gibt es zwar Hinweise, dass der Fahrer auf dieser Autonomiestufe 2 nach wie vor jederzeit die Kontrolle über den Wagen behalten muss. Doch diese werden oft übersehen, ignoriert oder falsch interpretiert.

Das von Tesla eingeführte «Autopilot»-System wird seit August 2021 von der amerikanischen Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA unter die Lupe genommen. Die Untersuchung bezieht sich auf Fehlfunktionen des Systems in knapp 40 Fällen, davon 19 mit Todesfolge. Hinzu kommt eine Vielzahl von Unfällen mit Rettungsfahrzeugen. Noch dauert die Prüfung an, weil die NHTSA derzeit 830 000 Tesla-Fahrzeuge mit Autopilot-Option untersucht.

Immerhin sollte man nicht ausser Acht lassen, dass die Einführung neuer Systeme nicht selten ähnlich funktioniert wie bei Medikamenten. Irgendwann ist die Wahrscheinlichkeit von Fehlfunktionen oder eben Nebenwirkungen so gering, dass eine Einführung vertretbar ist. Elon Musk und seine Ingenieure haben so spekuliert. FSD funktioniert also nach «Bananenprinzip» – es reift beim Kunden.

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