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Deutsche Tesla-Fabrik soll mit Unzufriedenheit und Personalmangel kämpfen

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Bild: Tesla

Teslas Brandenburger Elektroauto-Fabrik nahe Berlin hat laut einem Bericht weiter Probleme beim Anwerben des benötigten Personals. Das Management soll auch damit zu kämpfen haben, die bereits angeheuerte Belegschaft zu erhalten.

Der US-Konzern sei weit davon entfernt, die Ziele für seine deutsche „Gigafactory“ in der Gemeinde Grünheide zu erreichen, da er große Probleme bei der Personalbeschaffung habe, berichtet das Portal Wired. Von den geplanten 12.000 Mitarbeitern habe Tesla bisher nur 7000 einstellen können. Der Personalmangel gehe einher mit verfehlten ehrgeizigen Produktionszielen.

Ein aktueller Mitarbeiter beschrieb die Berliner Gigafactory gegenüber Wired als „totales Chaos“. Manche Leute seien länger krankgeschrieben, als sie tatsächlich gearbeitet haben. Die mangelnde Motivation liege bei vielen an den schlechten Arbeitsbedingungen. Die Problematik der Abgänge betreffe sowohl Zeitarbeiter als Festangestellte, die seit über einem Jahr dort tätig sind und bereits vor der Eröffnung der Gigafactory eingestellt wurden.

Kenner des Arbeitsmarktes halten es Wired zufolge für unwahrscheinlich, dass Tesla weitere qualifizierte Arbeitskräfte finden wird, um die Lücken zu schließen. Denn das Unternehmen gelte in der stark gewerkschaftlich organisierten deutschen Automobilbranche als unattraktiver Arbeitgeber und konkurriere mit Autohersteller Volkswagen um Talente im Raum Berlin.

Nach Angaben der IG Metall zahlt Tesla 20 Prozent weniger als vergleichbare Unternehmen. Dass die Einstellungen in Deutschland nicht so schnell wie erhofft gelingen, liegt laut Holger Bonin, Direktor am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Bonn, auch an dem generellen Fachkräftemangel hierzulande. Das werde dadurch verstärkt, dass viele qualifizierte Arbeitskräfte aus der Region Berlin bequem ins VW-Stammwerk nach Wolfsburg pendeln können.

„Grundsätzlich hat der deutsche Arbeitsmarkt trotz Coronavirus und Inflation eine Rekordbeschäftigung. Es mangelt überall an qualifizierten Arbeitskräften“, sagte Bonin zu Wired. „Jeder, der beschäftigt werden könnte, ist bereits beschäftigt. Das macht es sehr schwierig, Stellen zu besetzen.“ Zehn Prozent der Arbeiter in der deutschen Gigafactory sind laut dem Bericht Ausländer, vor allem Polen. Tesla habe sich mehr Mitarbeiter aus dem Land erhofft, dem stehe aber die Sprachbarriere im Weg.

Hochlauf hinter Plan

Stand Ende September liefen nach Angaben von Tesla in Grünheide wöchentlich 2000 Batterie-Pkw vom Typ Model Y vom Band. In der zuvor eröffneten ersten China-Fabrik des Unternehmens gelang der Hochlauf der Produktion deutlich schneller. Das liegt Wired zufolge insbesondere daran, dass die Einführung einer dritten Schicht sich verzögert. Eigentlich hätte diese schon im September gestartet werden sollen.

Die dritte Schicht bedeute, dass die Produktionsmitarbeiter ihren Schichtplan jeden Tag über einen Zeitraum von sieben Arbeitstagen ändern müssen, so ein Insider. Einige seien damit unzufrieden und beschwerten sich darüber, dass diese Arbeitsbedingungen nicht in ihrem Vertrag stehen und die bereits bestehenden Personalprobleme verschärfen. Die Unzufriedenheit führt laut dem Bericht zu Abgängen, was auch an mangelndem Engagement der Personalabteilung mit Fokus auf ihre Einstellungsziele liege.

Ein ehemaliger Mitarbeiter beschrieb Wired gegenüber plötzliche, unangekündigte Änderungen der Arbeitsbedingungen. Kurz vor seinem Arbeitsantritt habe er einen aktualisierten Vertrag mit einer neuen Stellenbezeichnung erhalten. Darin sei verlangt worden, dass er Früh-, Nacht- und Wochenendschichten übernimmt. „Nach zwei Monaten änderten sie meine Schicht in ein 24/7-Dreischichtsystem. Ich habe einen kleinen Sohn, und für uns war das schwer zu bewältigen“, erklärte der ehemalige Mitarbeiter. Auf eine Beschwerde sei vonseiten Teslas mit einem Mangel an Empathie reagiert worden.

Teslas Versuch, die Anwerbung und Bindung von Mitarbeitern mit höheren Gehältern zu verbessern, wird in dem Bericht als weiterer Reibepunkt aufgeführt, da schon länger beschäftigte Mitarbeiter für dieselbe Tätigkeit weniger Geld bekommen sollten als Neueinstellungen. Dies führte zu Konflikten mit der IG Metall und zu negativer Presse. Tesla hob aufgrund des Drucks durch die Gewerkschaft die Vergütung für alle um sechs Prozent an. Laut der IG Metall bestünden jedoch weiter Ungleichheiten.

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