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Tesla-Fahrer will nur noch eins: sein Auto verkaufen

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Eine Montage zeigt den CEO von Tesla, Elon Musk, und das Model X des E-Autobauers.

Tesla-Fahrer will nur noch eins: sein Auto verkaufen

Tesla und Elon Musk: Das gehört unweigerlich zusammen. Mit jeder neuen Eskapade des Chefs leidet das Image mehr. Den eigenen Tesla loszuwerden, ist aber nicht ganz einfach.

Köln – Vor vier Jahren sah die Welt für Thomas Feltges (Name geändert) noch anders aus. Damals, im Jahr 2019, freute er sich auf ein neues Auto. Nein, auf ein Versprechen. Tesla Model X, Neupreis zu dieser Zeit: 130.000 Euro. Wer Tesla kaufte, bekam auch ein Image: innovativ, fortschrittlich und qua Vehikel ein Teil der sagenumwobenen Tech-Szene. „Der Tesla war und ist ein reizvolles Auto“, sagt Feltges heute am Telefon. „Die Screens und die Flügeltüren machen schon was her.“ Dennoch will er nur noch eins: verkaufen.

Wie ihm geht es vielen Tesla-Besitzern. Umfragen zeigen, dass die Marke immer schlechter beleumundet ist. Im Auftrag des Spiegel befragte das Forschungsinstitut Civey potenzielle Autokäufer in Deutschland Anfang Dezember nach ihrer Meinung zu Tesla. Fast die Hälfte sagte: Das aktuelle Verhalten des CEOs Elon Musk habe ihre Einstellung zu Tesla eindeutig ins Negative gedreht. Rund 69 Prozent der Befragten bewerteten Tesla als sehr unsympathisch.

Tesla enttäuscht auf dem Börsenparkett

Dass das nicht nur Momentaufnahmen sind, zeigt die Situation an der Börse. Das Jahr 2023 startete für das US-Unternehmen gleich mit einem Dämpfer: Nach enttäuschenden Auslieferungszahlen rutschte Tesla als Schlusslicht im Technologie-Index Nasdaq 100 um 12,2 Prozent ab. Im letzten Quartal 2022 lieferte Tesla weltweit 405.278 Fahrzeuge aus. Experten hatten allerdings im Schnitt mit circa 421.000 Auslieferungen gerechnet, berichtete Bloomberg. Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden in Deutschland zwischen Januar und September 38.458 Teslas verkauft. Das sind 48 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Allerdings legte Musk im letzten Quartal 2022 in Sachen Skandale auch erst richtig los.

Wie schlecht es um das Unternehmen steht, merkt auch Tesla-Besitzer Feltges gerade. Er ist Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens. Feltges will sein Auto verkaufen, doch das könnte kompliziert werden. Das Portal „Wir-kaufen-deinen-Tesla“ teilt auf seiner Homepage mit: Erst ab dem zweiten Quartal nehme man wieder Anfragen entgegen. Feltges hat seinen Wagen noch nicht online gestellt. Die bekannte Internetseite „wirkaufendeinauto.de“ scheidet für ihn aus. „Die kaufen keine Teslas mehr“, sagt Feltges. Das bestreitet eine Sprecherin des Portals auf Nachfrage der Frankfurter Rundschau von IPPEN MEDIA. Man kaufe „nachfrageorientiert“ weiterhin Teslas. Wie hoch die Nachfrage aktuell ist? Dazu will sich die Sprecherin nicht äußern.

Die Gründe für den Niedergang seien hausgemacht, sagt Feltges. „Mich nervt, dass Tesla seine Kunden bevormundet“. Was er damit meint: Wie ein Tesla ausgestattet ist, bestimme in erster Linie Tesla, nicht der Kunde. „Wenn gerade eine kleinere Schrift im Menü angesagt ist oder Radar deaktiviert wird, dann hat das der Kunde gut zu finden“, sagt Feltges.

Die Hardware lässt sich modifizieren. Mit dem Image ist es schwieriger. Wer will schon einen schwerreichen Narzissten oder wahlweise trotzigen Teenager repräsentieren, fragen die einen. Musk ist ein Genie, sagen die anderen. Feltges steht in der Mitte, wenngleich er sich in den letzten Monaten klar in eine Richtung bewegt hat.

Elon Musk: Parallelen zu Donald Trump?

„Musk ist sehr egoistisch. Seine jüngsten Eskapaden erinnern mich an meine Jugend, als ich am Computer ‚Sim City‘ gespielt habe. Der Unterschied ist: Der Typ macht das in der Realität“, sagt Feltges, der in Berlin wohnt und die Entwicklungen rund um die nahegelegene Fabrik in Grünheide genau verfolgt. „Da stellt er sich allen Ernstes hin und negiert die Wasserknappheit. Es würde ja Bäume geben, als sei das ein Gegenbeweis. Ich sehe da manchmal schon Parallelen zu Donald Trump.“ Musks Verhalten sei der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe. Er ist nicht der Einzige. „Ein Freund von mir sagt ganz klar: Wegen Elon Musk würde er sich jetzt keinen Tesla mehr kaufen“, sagt Feltges.

Dazu kommt: Das Angebot sei heute viel besser als vor einigen Jahren, als Tesla noch die unangefochtene Macht im E-Auto-Markt war. „Als ich meinen Tesla gekauft habe, war die Auswahl klein. Einen Audi E-Tron zu kaufen, war mir damals zu riskant“, sagt Feltges. Heute sieht er das anders. Die anderen Hersteller hätten nachgezogen. BMW, Hyundai, Skoda – alles Optionen, die für Feltges in Betracht kommen. Doch dafür will er seinen Tesla erstmal loswerden.

Risse in der Tesla-Community: „Der Wunsch, den Mittelfinger zu zücken, wird immer größer“

Dabei könnte ihm die aktuelle Situation auch in die Karten spielen – allen Negativschlagzeilen zum Trotz. Allerorten ist gerade Rezession angesagt. Energiepreise explodieren, Lieferketten brechen zusammen, die Wirtschaft lahmt. Das dämpft die Nachfrage, aber auch das Angebot im E-Auto-Markt geht zurück. Wer gerade ein neues E-Modell kaufen möchte, muss sich auf monatelange Wartezeiten einstellen. „Deswegen bin ich überzeugt, dass ich meinen Tesla schnell loswerde“, sagt Feltges. Schnell verkaufen ist das eine. Die entscheidendere Frage lautet: zu welchem Preis? Feltges hofft auf 90.000 Euro.

Ihren Tesla zu verkaufen – das kommt für eingefleischte Fans nicht in Frage. Feltges zählt nicht dazu: „Ich war nie der Tesla-Fanboy, habe in Foren auch kritische Meinungen vertreten. Da wird man direkt abgewatscht.“

Doch es gibt Risse in der Community. Wer sich durch die Tesla-Foren klickt, der liest zwar nach wie vor viel Lob, Bewunderung und Rechtfertigungen für Musk, aber auch Kommentare wie diesen: „Ich fahre mehrmals in der Woche am Werk in Grünheide vorbei. Der Wunsch, den Mittelfinger zu zücken, wird immer größer.“

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