Tesla

Tesla: Elon Musks Elektroauto-Hersteller hat derzeit einige große Probleme

Aktienkurs, Image und Nachfrage schwächeln, die Modelle altern, und die Konkurrenz unter E-Auto-Herstellern wird immer stärker: Bei Tesla häufen sich die Probleme.

Gibt es eine Krise bei Tesla? Falls der Aktienkurs ein Anzeichen dafür ist, besteht daran kein Zweifel: Nach jahrelangem Gipfelsturm gehören die Anteile 2022 zu den Verlierern. Notierte das US-Papier im vergangenen Frühjahr noch bei über 384 Euro, so stürzte es in weniger als einem Jahr auf kaum mehr als 100 Euro ab – mehr als 60 Prozent minus, und einen Verlust an Börsenwert von mehr als 750 Milliarden Euro. Auch bei den Verkäufen blieben die Amerikaner hinter ihren Erwartungen zurück, gerade auf dem chinesischen Markt. Dort wurden bereits zum zweiten Mal die Preise von Model 3 und Model Y um insgesamt bis zu 20 Prozent gesenkt. Keine große Überraschung, dass chinesische Kunden, die ihren Tesla kurz vorher erworben hatten, vor den Stores protestierten.

Tesla: Elon Musks Elektroauto-Hersteller hat derzeit einige große Probleme

Auch wenn Tesla seit dem dritten Quartal 2019 profitabel ist, sehen viele Analysten derzeit kaum ein Grund, den Daumen zu heben. Denn aktuell läuft es alles andere als rund bei dem Elektroauto-Pionier. Die Gründe liegen nicht nur bei CEO Elon Musk, der seit der Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter gern seine konservative Welt-Ansicht in die Welt hinausposaunt und das Image des Autobauers bei seinen liberalen Kunden ruiniert – die mittlerweile viele attraktive E-Autos bei der Konkurrenz finden. Denn ihren technologischen Vorsprung haben die Texaner eingebüßt. Das gilt für Europa, wo Marken wie Audi, BMW, Mercedes, Polestar oder Porsche aufgeholt haben, und für die USA. Dort haben sich die einstigen Elektroschläfer von General Motors und Ford aufgerafft und Modelle auf den Markt gebracht, die es mit den Tesla-Modellen aufnehmen können. Auch der 14-Marken-Konzern Stellantis (u. a. Opel, Peugeot, Jeep) kündigte gerade an, weltweit auf Elektromobilität zu setzen.

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Starke interne und externe Konkurrenz: Das Model S gehört zu den Sorgenkindern von Tesla. © Tesla Motors/SP-X

Tesla: Die Konkurrenz wird stetig stärker

In China sprießt sogar alle paar Wochen ein neuer Elektrohersteller aus dem Boden, oder einer der Großkonzerne gründet eine neue Stromer-Marke. Viele haben neben den etablierten deutschen Herstellern vor allem einen Gegner fest im Visier: Tesla. Dabei fahren die chinesischen Hersteller nicht nur technologisch längst auf Augenhöhe, sondern müssen sich auch beim Design nicht verstecken. Den Sprung zur zeitgemäßen 800-Volt-Ladetechnik hat Tesla ganz nebenbei verpasst. Diese ist aktuell unter anderem bei Fahrzeugen von Audi, Porsche, Kia und Hyundai zu bekommen, andere wollen noch 2023 folgen. Zu allem Überfluss liegen die Verkaufspreise der chinesischen Wettbewerber – nicht nur aufgrund der lokalen Fertigung – deutlich unter denen von Tesla. Die Amerikaner produzieren ebenfalls im Großraum Shanghai und bemühen sich, den Anteil lokaler Komponenten sukzessive nach oben zu schrauben.

Das seit langem von Musk angekündigte Fahrerassistenzsystem der Stufe drei (wie Mercedes es anbietet) ist nach wie vor nicht im Angebot, und die proklamierte Coast-to-Coast-Fahrt durch die USA ohne Hände am Steuer ist nach wie vor nicht in Sicht. Außerdem rächt es sich mittlerweile, dass man das überschaubare Modellprogramm erst einmal auf international solide Füße stellen musste und – nach Lada – nun das zweitälteste Auto-Portfolio überhaupt hat. Das Model S hätte im Kampf gegen Audi e-Tron GT, BMW i7 oder Mercedes EQS längst abgelöst werden müssen, der verspätete Marktstart des Topmodells Plaid in Europa bremste Image und Verkaufszahlen. Das Model X ist auch für einen Luxus-Crossover zu teuer und zu schwer, und trifft auf starke Konkurrenz aus Asien, Europa und den USA. Viele Tesla-Fans, die früher zum Model S oder X gegriffen hätten, begnügen sich dazu mittlerweile mit den günstigeren, aber moderneren Model Y und Model 3, die deutlich weniger Rendite abwerfen.

Tesla: Bei elektrischen Pick-up-Trucks ausgebremst

Dass Tesla sich dazu auf dem Heimatmarkt USA die Butter bei den Fullsize-Pick-Ups vom Brot nehmen ließ, überraschte auch manche Branchenkenner. Der Ford F-150 Lightning bremste den polarisierenden Cybertruck aus, bald kommt mit dem Chevrolet Silverado EV der nächste Bestseller-Truck mit Elektroantrieb, und Stellantis-CEO Carlos Tavares kündigte den Marktstart des Ram 1500 Revolution BEV noch für 2023 an. Schwere Zeiten für Tesla, die selbstbewusst kommunizieren, dass vom Cybertruck mehr als eine Million Vorbestellungen existieren würden. So mancher Kunde ist mittlerweile auf den F-150 Lightning umgeschwenkt, der, anders als der Cybertruck, nach wie vor große Europa-Chancen hat. Der elektrische Lastwagen Tesla Semi kam nach einigen Verzögerungen eben erst in homöopathischen Dosen auf den US-Markt. Bis es nennenswerte Stückzahlen macht, dürfte es bis weit ins Jahr 2024 dauern.

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Noch später dürfte, wenn überhaupt, ein kleiner Bruder des Model Y anrollen. Der hätte zu Preisen unter 35.000 Euro indes beste Chancen, auch in Europa ein Bestseller zu werden und das Blatt zu wenden. Bleibt die Frage, ob Tesla einen Chef-Wechsel noch lange hinauszögern kann. Denn viele Tesla-Kunden sind von den Produkten überzeugt, wünschen sich jedoch einen neuen Kopf am Steuer. Oder zumindest einen CEO, für den Tesla wieder der einzige Job ist. Immerhin will Elon Musk nach einem User-Votum die Twitter-Führung abgeben. Ob er sich danach auch aus der Geschäftsführung dort heraushält, darf jedoch bezweifelt werden. (Stefan Grundhoff/press-inform)

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