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Spätes Eingeständnis: FSD-Demo von Tesla aus 2016 brauchte 3D-Karte und viele Versuche

spätes eingeständnis: fsd-demo von tesla aus 2016 brauchte 3d-karte und viele versuche

Bild: Tesla

Ab sofort würden alle neuen Elektroautos von Tesla über sämtliche Hardware verfügen, die für die Fähigkeit zum völlig selbstständigen Fahren auf deutlich höherem Sicherheitsniveau als ein Mensch nötig sei, teilte das Unternehmen im Oktober 2016 mit – verfrüht, wie sich herausstellte, denn 2019 folgte die Einführung einer neuen Recheneinheit dafür, die wie die Autopilot-Option als FSD (kurz für Full Self-Driving) bezeichnet wird. Dennoch veröffentlichte Tesla schon damals ein Video, das die Fähigkeiten der zu der Zeit aktuellen Autopilot-Ausstattung zeigen sollte. Wie jetzt verspätet bekannt wurde, brauchte es für die Fahrt ohne Fahrer-Eingriff allerdings vorher aufgezeichnete 3D-Karten und mehrere Versuche, und es gab sogar einen kleinen Unfall dabei.

Tesla-Video von 2018 war „inszeniert“

Das Video ist noch heute auf der Website von Tesla zu finden, ebenso wie der Blog-Beitrag, in dem erklärt wird, dass die Sensoren (damals noch einschließlich Radar und Ultraschall) sowie ein neuer Computer mit 40facher Rechenleistung als Hardware genügen. Gezeigt wird darin aus der Perspektive einer Kamera im Cockpit und mit Aufnahmen der Tesla-Kameras selbst, wie ein Model X selbstständig über öffentliche Straßen fährt und am Ende einparkt. Die Person am Steuer hat die Hände auf dem Schoß und die Füße vor den Pedalen (s. Foto oben). In einer Einblendung am Anfang wird erklärt, dass sie nur aus rechtlichen Gründen dort sitzt – „das Auto fährt sich selbst“.

Das könnte bezogen auf das konkrete Video sogar stimmen. Doch schon Ende 2021 berichtete die New York Times in einem langen Beitrag, dass für die Route des Tesla darin vorab 3D-Karten erstellt wurden. Auch von einem Unfall auf einem Tesla-Parkplatz war darin bereits die Rede, aber das Unternehmen und sein CEO Elon Musk sagten auf Anfrage nichts dazu. Doch wie in dieser Woche bekannt wurde, hat der aktuelle Chef für Autopilot-Software bei Tesla in einem Gerichtsverfahren um einen tödlichen Unfall mit einem Model X schon Mitte 2022 beides bestätigt.

Full Self-Driving Hardware on All Teslas from Tesla on Vimeo.

Außerdem sagte Ashok Elluswamy aus, dass mehrere Versuche nötig waren, um das Video mit dem problemlos und unfallfrei von Start bis Ziel fahrenden Tesla zu bekommen. Damals war er einfaches Mitglied des Autopilot-Teams, heute tritt er als Direktor für Autopilot-Software auf. Über seine Aussage in einem Prozess, den die Familie eines 2018 ums Leben gekommenen Tesla-Fahrers angestrengt hat, berichtete am Dienstag zuerst die Nachrichten-Agentur Reuters. Das Video von November 2016 sei „inszeniert“ gewesen, fasst sie die neuen Informationen von Elluswamy zusammen, die erst jetzt öffentlich wurden.

Auftrag für Autopilot-Video von Musk

Wie der heutige Autopilot-Direktor laut dem Protokoll sagte, war er selbst an der Produktion des Videos beteiligt. Dem Anwalt der Kläger war der Bericht der New York Times offenbar bekannt, denn er fragte gezielt, ob für die Route vorab 3D-Karten erstellt wurden, was Elluswamy bejahte. Ebenfalls bestätigte er, dass das Model X beim abschließenden Einparken einen Unfall hatte – es sei dabei gegen einen Zaun auf dem Tesla-Parkplatz gefahren. Die Produktion des Videos hat CEO Musk laut Elluswamy selbst in Auftrag gegeben, um die Möglichkeiten des Systems zu demonstrieren – aber nicht seinen damaligen Stand.

Ob jemand im Team versucht habe, Musk zu informieren oder auch zu verheimlichen, dass dazu 3D-Karten gebraucht wurde, konnte er nach eigenen Angaben nicht sagen, erklärte er auf Nachfrage weiter. Außerdem bestätigte Elluswamy, dass es mehrere Versuche gab, das ungeschnittene Video von der Autopilot-Fahrt aufzunehmen: Um eine gute Demonstration zu bekommen, habe man einen „Entwicklungsprozess“ durchlaufen. Für die letztlich gezeigte Fahrt ohne Interventionen des Fahrers seien mehrere Iterationen nötig gewesen. Es gab auch Versuche, bei denen das nicht gelang, bestätigte der Autopilot-Direktor.

Wenn man genau hinsieht, wies Tesla bei seiner Autopilot- und FSD-Werbung stets darauf hin, dass das System eine menschliche Überwachung erfordert. Auf der anderen Seite hat CEO Musk in der Vergangenheit mehrfach erklärt, dass eine Lösung für autonomes Fahren kurz bevorsteht, und nicht nur die Familie des 2018 getöteten Tesla-Fahrers klagt, weil er Autopilot-Fähigkeiten übertrieben dargestellt haben soll. Einen Hinweis auf die Umstände der Erstellung mit Vorab-Kartierung und mehreren Versuchen enthält jedenfalls das Video von 2016 nicht.

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