Volkswagen stellt die siebte Version seines Transporters vor. Es soll der letzte mit Verbrennungsmotor werden. Der Chef der Nutzfahrzeugsparte prophezeit schon die „große Dominanz des elektrischen Geschäfts“. Die Konkurrenz wird dabei für VW absehbar größer.
Für Handwerker oder Lieferdienste gedacht: Volkswagens „New Transporter“ picture alliance/dpa/Volkswagen Nutzfahrzeuge/Achim Hartmann
Die Ähnlichkeit mit den Vorgängern ist nicht zu übersehen. Volkswagen hat auf der Messe IAA Transportation in Hannover einen neuen „Bulli“ vorgestellt, die Version Nummer sieben. Äußerlich trägt der Wagen unverkennbar die Züge einiger seiner Vorgänger. Dabei steckt unter der Haube des „New Transporter“ bei Weitem nicht nur Technik aus Deutschland. Im Gegenteil: Das Auto ist in Kooperation mit Ford entstanden, es ist eine Schwester des Ford Transit und wird im Werk des US-Herstellers in der Türkei gebaut.
Bemerkenswert beim Bulli ist das Angebot an Antriebsvarianten. Anders als den rein elektrischen ID.Buzz oder dem Multivan, den es nur mit Verbrennungsmotor gibt, bietet Volkswagens Nutzfahrzeugsparte den Transporter als Verbrenner, Hybrid und rein elektrisch an. Der Wagen ist als Nutzfahrzeug gedacht, mit allerlei unterschiedlichen Aufbauten, für Handwerker beispielsweise oder Lieferdienste.
Aus dem früheren Bulli sind damit drei verschiedene Produkte geworden, jeweils mit unterschiedlicher Technologie und Anwendungsfeldern. Den Multivan bietet VW vor allem für den Personentransport und als Großraumtaxi an, den ID.Buzz eher für Privatkunden. Wobei es von beiden auch Camping- und Transportervarianten gibt.
VW geht mit diesen drei Fahrzeugen in die Übergangszeit vom Verbrenner zum Elektroauto, nach derzeitigem Stand in Europa bis 2035. Klar ist schon heute, dass ab Ende des Jahrzehnts neue Modelle auf den Markt kommen sollen, die dann rein elektrisch sein werden.
Für sie arbeitet VW-Nutzfahrzeuge an einer neuen technologischen Plattform namens Space, die auf der gemeinsamen Technologie des VW-Konzerns aufbauen soll. Der Plan: Während die Space-Fahrzeuge nach und nach auf den Markt kommen, sollen die Verbrenner langsam verschwinden. Zehn Jahre sind eine übliche Lebensdauer für eine Nutzfahrzeug-Generation, der Transporter würde es also genau bis zum von der EU beschlossenen Verbrennerausstieg schaffen.
Das Segment wird hart umkämpft
Die Konkurrenz bei elektrischen Transportern wird absehbar groß. Auf der Nutzfahrzeug-Messe IAA Transportation stellen nicht nur die üblichen VW-Konkurrenten wie Stellantis (mit Marken wie Peugeot, Fiat, Opel) oder Renault ihre elektrisch betriebenen Lieferwagen aus, sondern auch Toyota, Kia und einige chinesische Anbieter.
Anders als bei den schweren Lkw ist für die leichteren Transporter der Aufbau des Ladenetzes kein großes Problem. Ein ID.Buzz von VW kann wie ein Pkw an einer öffentlichen Ladesäule oder im Depot geladen werden. Für Lieferfahren im Innenstadtbereich brauchen die Wagen auch keine übermäßig großen Reichweiten.
Der elektrische Bulli, einst ein Herzensprojekt von VW-Chef Herbert Diess, hat sich bisher eher schleppend verkauft, was man bei der Nutzfahrzeug-Tochter des Konzerns in Hannover mit dem „Hochlauf“ der Produktion erklärt. In diesem Herbst startet nun der Verkauf des ID.Buzz in den USA, wo er in einer längeren Version mit zwei Sitzreihen hinten angeboten wird.
Außerdem hat VW die Zahl der Varianten deutlich erweitert, unter anderem mit einer Einstiegsvariante als reine Cargo-Version ab 42.710 Euro und einer GTX-Version, die deutlich teurer sein wird. In Hannover hofft man, auch von der neuen Dienstwagen-Förderung der Bundesregierung für Elektroautos zu profitieren.
Die Regierung will nicht nur die Abschreibungsmöglichkeiten für Flottenbetreiber erweitern, sondern hat auch beschlossen, die Listenpreis-Grenze für die Dienstwagen-Förderung auf 95.000 Euro anzuheben. In diesem Bereich kommt ein gut ausgestatteter ID.Buzz durchaus auch.
So wie die Mutter-Marke Volkswagen muss auch die kleinere Nutzfahrzeug-Schwester in Hannover derzeit hart sparen. Im Sommer wurden die Verträge von mehr als 1000 Leiharbeitern in Hannover beendet, die Zahl der Schichten im Werk wurde auf zwei reduziert. Derzeit werden in der Fabrik der Multivan und der ID.Buzz montiert, mehr Modelle dürften es auf absehbare Zeit nicht werden.
Die Verhandlungen des Unternehmens mit der Gewerkschaft IG Metall über einen neuen Haustarifvertrag betreffen auch das Bulli-Werk in Hannover. Auch hier ist die Beschäftigungsgarantie aufgekündigt und theoretisch gilt die Drohung einer Werkschließung auch für Hannover. In der Realität wird Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) es aber wohl kaum zulassen, dass ausgerechnet die VW-Fabrik in der Landeshauptstadt geschlossen wird.
Neben dem Sparkurs stellt Intra für die Zukunft auch neues Wachstum in Aussicht. Und zwar vor allem in den USA. „Mit dem ID. Buzz gehen wir jetzt in die USA, immer produziert in Hannover. Und auch für künftige Fahrzeuge aus der Space-Fahrzeugfamilie könnte der Markt in Nordamerika sehr interessant werden. Die ersten Fahrzeuge wird es schon vor 2030 geben“, kündigt Intra an. Dann soll es dort nicht nur den ID.Buzz zu kaufen geben, sondern die gesamte Produktpalette von VW-Nutzfahrzeuge.
Daniel Zwick ist Wirtschaftsredakteur und berichtet für WELT über alle Themen aus der Autoindustrie.