- Zu hohe Preise und sineknde Qualität
- Volkswagen: Breites Angebot sorgt für hohe Kosten
- Porsche steht am Scheideweg
- Audi: Vorsprung durch Technik auf Raten
- Volkswagen muss sich bewegen
Zu hohe Preise und sineknde Qualität
Man muss jetzt kein großer Branchenkenner sein, um eine grundlegende Beobachtung zu machen: Neuwagen sind für den Durchschnittsbürger kaum noch erschwinglich. In fast jedem unserer Testberichte taucht dieser Kritikpunkt auf, ob es sich nun um eine Mercedes E-Klasse, einen BMW X1 oder einen Volkswagen ID.3 handelt – sie sind einfach zu teuer.
Volkswagen: Breites Angebot sorgt für hohe Kosten
Ein weiteres Problem ist die viel zu breite Angebotspalette. Volkswagen hat sich in den letzten Jahren in einem komplexen Modellprogramm verrannt, das zu verwirrenden Überschneidungen führt. Ein Beispiel: Die Unterschiede zwischen T-Roc, T-Cross und Taigo sind kaum noch zu erkennen. Da geht es bei der Karosserie um Zentimeter, bei der Ausstattung um die Frage, ob geschäumter Kunststoff oder nicht. Eine wirkliche Differenzierung ist für viele Kunden gar nicht mehr möglich. Dass zudem auch die Töchter Skoda, Seat und Audi ähnliche Modelle im gleichen Segment anbieten, macht die Orientierung nicht leichter, aber treibt die eigenen Kosten nach oben.
Wie wenig das Volkswagen-Management auf die Bedürfnisse der Menschen (u. a. nach bezahlbarer Mobilität) eingeht, zeigt auch die Entscheidung, den VW up! (inklusive der Nebenprodukte von Seat und Skoda) ersatzlos auslaufen zu lassen. Der Markt verlangt mehr denn je nach erschwinglichen Fahrzeugen – im urbanen Bereich gerne auch mit E-Antrieb. Und genau hier hat Volkswagen die Weitsicht vermissen lassen, die Stellantis, aber auch Renault bei ihren Produkten jetzt zeigen.
Porsche steht am Scheideweg
So wurde etwa der für Porsche wichtige Verbrenner-Macan, noch basierend auf dem ersten Audi Q5 von 2008, ohne wesentliche Weiterentwicklungen einfach so lange weiterproduziert, bis das neue EU-Cybersicherheitsgesetz dem im Juli 2024 ein Ende setzte. Der neue Elektro-Macan kam aufgrund von Softwareproblemen dagegen nur mit deutlicher Verzögerung in den Handel und läuft eher verhalten an. Ebenfalls reduziert sind die weltweiten Absätze des Panamera; 718 Cayman und Boxster wurden wie der Verbrenner-Macan in der EU ersatzlos eingestellt. Erfolgreich sind aktuell vor allem die beiden Modellreihen Cayenne und 911.
Gleichzeitig verlässt Frank-Steffen Walliser, ein hochgeschätzter Ingenieur und Kenner des Unternehmens, der außerdem als aussichtsreicher Kandidat für den Chefposten bei Porsche galt, die Marke. Er übernahm im Juli die Leitung der Audi-Tochter Bentley, die nach einem Umsatzrückgang von 13 Prozent im Jahr 2023 dringend einer strategischen Neuausrichtung bedarf. Dieser personelle Wechsel wirft Fragen auf, gerade zu einem Zeitpunkt, an dem Porsche dringend neue Impulse benötigt, um sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen.
Audi: Vorsprung durch Technik auf Raten
Diese komplizierte Neuausrichtung wirkt wenig durchdacht und es ist fraglich, ob dies dazu beiträgt, das Kundenvertrauen in die Marke langfristig zu stärken. Während Audi zahlreiche “normale” Modelle im Programm hat, wurden emotionale Modelle wie der TT, der R8 und sämtliche Cabrios, die stark auf das Imagekonto von Audi eingezahlt haben, ohne Ersatz aus dem Programm gestrichen. Auch dieser Umstand lässt die vier Ringe zunehmend konturlos erscheinen.
Volkswagen muss sich bewegen
Volkswagen und seine Töchter stehen zweifellos vor großen Herausforderungen. Der Konzern fährt zwar aktuell noch Milliardengewinne ein, krankt aber zusehends an zu hohen Kosten, streitbaren Managemententscheidungen und einem überladenen Modellprogramm ohne Innovationskraft – und das über fast alle Tochterunternehmen hinweg. Ob es in dieser Situation hilft, Milliardenbeträge in den US-Autobauer Rivian zu investieren, wo das Geld doch zukünftig knapp zu sein scheint, ist ebenfalls fraglich. Eine einfache Lösung scheint nicht in Sicht, aber der Anfang könnte sein, sich wieder vermehrt auf die einstigen Markenwerte und den eigenen Namen zu konzentrieren. So muss ein Auto fürs Volk, ganz gleich ob mit Benzin, Diesel oder rein elektrisch betrieben, in erster Linie bezahlbar sein. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)