Amphetamine am Steuer gehörten im Amerika der 70er-Jahre zum guten Auspuffton. Car-Dealer hatten deshalb für jeden Benzinjunkie den passenden Stoff!
Die Ära der Muscle Cars erlebte 1970 gerade ihren Höhepunkt, da schob die Chrysler Corporation den Dodge Challenger auf den Markt der “Pony Cars”. Designer Carl Cameron, der 1966 bereits die erste Generation des Dodge Charger kreierte, verpasste dem neuen Sportcoupé eine fünf Zentimeter längere Karosserie als dem technisch identischen Plymouth Barracuda. Die Seitenlinie mit der zeittypischen Coke-Bottle-Linie sowie die markante Front- und Heckpartie kamen bei der angefixten Zielgruppe gut an. Bereits im ersten Verkaufsjahr rollten 83.000 Challenger aus den amerikanischen Showrooms.Dodge setzte in seiner psychedelisch-bunten Werbestrategie in diesem Jahr noch mal alles auf Performance, denn am Horizont zogen bereits dunkle Auspuffwolken auf. Versicherungen und Umweltverbände hatten die übermotorisierten Mittelklassewagen im Visier. Zur Beruhigung der spaßbefreiten Verkehrserzieher bot Dodge zwar den belanglosen 3,2-Liter-Sechszylinder für den Challenger an, echte Typen machten ihr Kreuz aber lieber bei Optionen, die heutzutage bei jedem Leasingnehmer vernünftiger Kleinwagen Herzrhythmusstörungen hervorrufen: 426 Hemi, Sixpack, High-Impact-Colour, Pistol Grip, Air Grabber, Shaker Hood, Road & Track, High-Performance-Package! So ein Package (Code A66) hatte der Erstbesitzer dieses Challenger auch geordert. Das bedeutete mehr Leistung aus dem 340er Small Block, Heavy-Duty-Fahrwerk, Scheibenbremsen und andere Goodies, die sonst nur für das Topmodell Challenger R/T verfügbar waren.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD Der in Los Angeles montierte Wagen lief in der High-Impact-Farbe “Top Banana” (FY1) vom Band und verbrachte seine frühen wilden Jahre in New Mexico. Entdeckt und nach Deutschland geholt hatte ihn Mopar-Experte und Chrysler-Suchdroid Carsten Woitenek. Rostfrei und nur einmal im Originalfarbton nachlackiert landete er schließlich bei Jens Dell'Ali in Norddeutschland. Der Fahrzeugbau-Techniker und Oldtimer-Gutachter hatte sich den Auto-Virus schon als Kind auf der Rückbank von Papas Opel Admiral A eingefangen und ihn bis heute nicht auskuriert. Seit einigen Jahren ist er “angekommen im Dodge Challenger”, wie er selbst diagnostiziert. Die Frage der Schuld lässt sich hier zweifelsfrei beantworten: Kowalski und sein 1970er Challenger in “Vanishing Point” (“Fluchtpunkt San Francisco”).
Überpotente Konkurrenz im Vergleich der US-Muscle Cars
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Bild: Christoph Börries / AUTO BILD Das funktionierte! Der 1970 vorgestellte neue Cuda hatte jede Gemeinsamkeit mit dem Valiant verloren. Der vom erst 27 Jahre alten Designer John Herlitz gezauberte Entwurf basierte auf dem neuen E-Body, einem verbreiterten und gekürzten B-Body-Fahrgestell. Die 1971 leicht veränderte Karosserie mit Doppelscheinwerfern, einem aggressiven Frontgrill und seitlichen Kiemen degradierten den Boss 429 Mustang zum braven Hobbysportler, und Chrysler verkaufte im Modelljahr 1971 über 50.000 Raubfische. Besitzer eines dieser Sportcoupés ist Christoph Nordmeyer. Der selbstständige Immobilienkaufmann ist seit den 90er-Jahren mit amerikanischen Fahrzeugen unterwegs, Plymouth GTX, Lincoln Towncar, AMC Javelin, Pontiac Riviera.Christoph ist markenoffen, hat „nie etwas Spezielles gesucht“, wie er sagt. Dieser Plymouth Hemi Cuda schwimmt seit knapp drei Jahren in seinem Fuhrpark und ist sein Traumauto, allerdings keines von den 652 gebauten originalen Hemis. Der Wagen wurde mit dem 340er Small Block ausgeliefert, inklusive Heavy-Duty-727-Getriebe, Power Brakes und Bucket Seats. Für die Mopar-Experten: E55, D32, B51, C55, verpackt in originalem GK6 (Autumn Bronze Metallic). Eine gute Basis für einen bezahlbaren Umbau auf einen 426 Hemi, denn Originalfahrzeuge mit dem hemisphärischen Kult-V8 und allen High-Performance-Optionen bringen heute gern 600.000 Dollar.
Die “vernünftige” Alternative
Finanziell etwas ökonomischer, aber ebenso cool fährt man mit einem Pontiac GTO. Die drei magischen Buchstaben hatten bei Pontiac zu der Zeit eigentlich nichts zu suchen, Autorennsport stand bei General Motors auf der roten Liste. Hintenrum holte sich Chefingenieur John DeLorean die Homologation für schnelle Straßensportler (Gran Turismo Omologato) und startete so schließlich den Muscle-Car-Hype. Das war 1964. Aus dem Basismodell Tempest Le Mans entstand zuerst die getunte Variante GTO. Konzept: wenig Ausstattung, viel Leistung! Weil es kein eigenständiges Modell war, winkten die GM-Bosse den Sportwagen durch. Kurz darauf wurde ein eigenes Modell daraus, das sich in den ersten beiden Jahren 95.000-mal verkaufte. Ein voller Erfolg.
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Bild: Christoph Börries / AUTO BILD So, und welches Muscle Car ist jetzt der Favorit? Auch wenn ich dem hier überlegenen Hemi Cuda (7 Liter) keinen 455er Pontiac GTO (7,5 Liter) und keinen Hemi Challenger (7 Liter) an die Fahrzeugseite gestellt habe, eine schwer zu beantwortende Frage. PS und Drehmoment im Überfluss haben sie alle. Entscheiden Sie selbst.