Den Wasserstoffantrieb sieht Toyota eher als Option für Nutzfahrzeuge. Auch für die kleineren. Wir waren mit dem Pick-up Hilux unterwegs – als Diesel, Elektroauto und mit Wasserstoff. Eigentlich sind die kommerziellen Erfahrungen mit wasserstoffgetriebenen Fahrzeugen bei Toyota nicht gerade überwältigend. Seit rund einem Jahrzehnt ist die Limousine Mirai auf dem Markt. Aber selbst in der mittlerweile zweiten Generation ist das Wasserstoffauto, so wie Wasserstoffautos im Allgemeinen, von den Verkäufen her keineswegs ein Renner. Weltweit kommen pro Jahr nur ein paar Tausend Wasserstoffautos neu auf die Straße. Tendenz fallend.
Da half auch nicht, dass der Sauberling von Toyota 2019 beim Besuch des Papstes in Japan als Papamobil quasi allerhöchsten Segen erhielt. Vielleicht aber stammt von da auch die göttliche Einsicht, dass Wasserstoffantriebe eher etwas für Nutzfahrzeuge sind.
Getreu seiner Multi Path-Devise ist Toyota dabei, weltweit gefragte Fahrzeuge wie den Hilux mit unterschiedlichen Antrieben auszustatten. Wir hatten jetzt die Gelegenheit, den Verbrenner, das rein elektrische Modell und einen mit Wasserstoff angetriebenen Hilux auszuprobieren.
Von den Dimensionen her unterscheiden sich die drei Varianten kaum mit einer Länge von rund 5,3 Metern, einer Breite von 1,9 und einer Höhe von 1,8 Metern. Auch die Optik ist gleich. Wenn nicht groß und deutlich die jeweilige Antriebsart an den Seitenwänden plakatiert wäre – niemand sähe einen Unterschied.
Der Elektro-Hilux surrt schneller durch die Kurven
Deutlich anders sieht es beim vollelektrischen Hilux aus. Der Stromer beschleunigt flott und ohne Schalten, wie es sich gehört. Die Geräuschkulisse des Diesel fehlt nicht wirklich. Durch die tief im Wagenboden verbauten Batterien liegt der Schwerpunkt tief – enge Kurven lassen sich deutlich komfortabler und schneller fahren. Überhaupt ist man im elektrischen Hilux viel harmonischer unterwegs. Was in dem Prototypen noch fehlt ist die Rekuperation. Nicht zuletzt deswegen ist die Reichweite noch arg begrenzt. Von 200 Kilometern ist die Rede. Gegen Ende kommenden Jahres soll der Elektro-Hilux in Produktion gehen.
Ähnlich fährt sich der im englischen Derby gebaute Hilux mit Wasserstoffantrieb: Flotte Beschleunigung, entspannende Ruhe. Nur gelegentlich hört man in unserem Prototypen das leise Sirren der Turbine. Die drei Hochdrucktanks für den Wasserstoff, deutlich leichter als die schweren Akku-Packs, sind im Leiterrahmen-Fahrgestell eingebaut. Jeder fasst 2,6 Kilogramm Wasserstoff. Auch hier: Dank des tiefen Schwerpunkts und des harmonischen Antriebs geht es fix und entspannt durch enge Kurven.
Die Brennstoffzelle liegt direkt über der Vorderachse. Ein Teil des erzeugten Stroms wird in einem Lithium-Ionen-Akku unter der Ladefläche zwischengespeichert. Angetrieben wird der Hilux per Elektromotor über die Hinterachse. Der leistet 182 PS und ein sofort verfügbares Drehmoment von 300 Nm. Insgesamt läuft alles geschmeidig ab – ohne die Vibrationen des Dieselmotors. Die Reichweite soll bei rund 600 Kilometern liegen – nachgetankt wird ähnlich schnell wie beim Benziner.
Toyota
Mirai hin oder her: Bei Toyota geht man davon aus, dass sich Europa bis 2030 zu einem der größten Märkte für Wasserstofffahrzeuge entwickelt. Und mit dem Hilux wollen die Japaner ein entsprechendes Arbeitstier im Portfolio haben.