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Wegen Überschwemmungsschäden: VW-Tochter Porsche AG senkt Prognosen

wegen überschwemmungsschäden: vw-tochter porsche ag senkt prognosen

Industrieroboter arbeiten an der Karosserie für einen vollelektrischen Porsche Macan im Werk Leipzig.

Oliver Blume muss als Chef des Sportwagenherstellers Porsche derzeit einen Rückschlag nach dem nächsten wegstecken. Gerade erst hat der 56 Jahre alte Manager den Leiter des Chinageschäfts getauscht, um auf Probleme in der Volksrepublik zu reagieren. Jetzt hat Porsche die Geschäftsprognose gekippt, nur einen Tag bevor das Management an diesem Mittwoch seine Halbjahreszahlen vorlegt. „When it rains, it pours“, frei übersetzt: Ein Unglück kommt selten allein. So kommentieren Analysten von Bernstein Research die Serie von Einschlägen, die die Situation seit dem Porsche-Börsengang vor knapp zwei Jahren „erheblich getrübt“ habe.

Wie Porsche am Dienstag mitteilte, sind mehrere Lieferanten von einem Engpass bestimmter Aluminiumlegierungen betroffen. Dies könne die Produktion des Sportwagenherstellers über mehrere Wochen beeinträchtigen und zu Stillständen im Bau „einzelner oder mehrerer Fahrzeugbaureihen“ führen, heißt es in einer Pflichtmitteilung. Im Gesamtjahr rechnet das Management jetzt mit einer operativen Rendite zwischen 14 und 15 Prozent statt der zuvor angepeilten 15 bis 17 Prozent. Der Umsatz soll zwischen 39 und 40 (zuvor: 40 bis 42) Milliarden Euro liegen. Gleichzeitig nimmt Porsche den Ausblick für elektrische Fahrzeuge zurück, deren Anteil an den Auslieferungen nun zwischen 12 und 13 (13 bis 15) Prozent liegen soll.

Anleger reagierten verschreckt. Am Vormittag sank der Aktienkurs der Porsche AG um fast 8 Prozent. Später lag er noch 4 Prozent im Minus. Auch der Kurs des Großaktionärs Porsche SE gab nach, wenngleich die Holding der Familien Porsche und Piëch betonte, an den eigenen Geschäftszielen festhalten zu wollen. Volkswagen teilte mit, die Lieferengpässe hätten „derzeit keine direkten Auswirkungen auf die Produktion von Fahrzeugen der anderen Marken des Konzerns“. VW hält die Aktienmehrheit des Sportwagenherstellers Porsche. Blume führt beide Unternehmen parallel.

Zusammenhang mit Unwettern im Kanton Wallis

Details zu betroffenen Lieferanten nennt Porsche nicht. Klar ist aber, dass die Schwierigkeiten mit Unwettern zusammenhängen, die Anfang Juli im Schweizer Kanton Wallis niedergegangen sind. Dort haben Regenfälle den Fluss Rhone über die Ufer treten lassen und Werke der Aluminiumhersteller Novelis und Constellium überflutet. Novelis liefert das zu Rollen gewickelte Metall, die Coils, an direkte Zulieferer von Porsche. Diese verarbeiten das Material zu Blechen und pressen Bauteile, die der Sportwagenhersteller in allen Baureihen einsetzt. Der Vorfall werfe weitere Fragen zum „Cluster-Risikomanagement“ auf, also zur Steuerung des Einkaufs, der Porsche „so anfällig für einen kritischen Lieferanten gemacht hat“, schreibt Bernstein Research. Die Analysten kündigen an, ihre Einschätzung zu Porsche nach den Halbjahreszahlen zu „überprüfen“.

Die Schwierigkeiten sorgen für weiteren Druck auf Blume, der auch in Wolfsburg mit Problemen kämpft, von der Softwareentwicklung über Marktanteilsverluste in China bis zu verspäteten Anläufen neuer Modelle. Dass sich nun auch beim erfolgsverwöhnten Sportwagenhersteller Porsche die Probleme häufen, wirft ein Schlaglicht auf seine Doppelrolle. Damit leisteten sich VW und Porsche einen „Teilzeitvorsitzenden“ und eine „Governance-Anomalie“, die keinem der beiden Unternehmen gerecht werde, lautete zuletzt die Kritik von Anlegern auf den Hauptversammlungen.

Im Unternehmen wird derzeit nicht mehr ausgeschlossen, dass er einen der Posten abgibt, wenngleich es bis dahin noch einige Zeit dauern kann. „Der merkt, dass er einen Höllenjob hat mit den zwei Funktionen“, heißt es in Aufsichtsratskreisen. „Die Situation verändert sich im Moment dramatisch.“ Gleichzeitig sei klar, dass die Aktionärsfamilien Porsche und Piëch die aktuelle Konstellation unterstützten und nichts überstürzen wollten. Frühstens im kommenden Jahr oder 2026, so ist zu hören, werde die Sache thematisiert.

Derzeit herrscht in der ganzen Automobilindustrie Unsicherheit. Neben China, dessen Autohersteller auch nach Europa drängen, sorgt der schleppende Hochlauf der Elektromobilität für Probleme. Auch Porsche war schon vor Tagen von seinen E-Auto-Zielen abgerückt, zumindest ein Stück weit. Bislang wollte der Sportwagenhersteller im Jahr 2030 mehr als 80 Prozent der Neuwagen mit E-Antrieb ausliefern. Jetzt heißt es noch, Porsche „könnte“ dieses Ziel erreichen – „abhängig von der Nachfrage der Kunden und der Entwicklung der Elektromobilität in den Weltregionen“. Auch VW betont, flexibel auf jede Entwicklung der Nachfrage reagieren zu können.

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