Auto

VW-Konzern: Bis 2030 drei Millionen E-Kleinwagen aus Spanien

Der Volkswagen-Konzern plant, zwischen 2025 und 2030 insgesamt drei Millionen vollelektrische Kleinwagen in den spanischen Werken Martorell und Pamplona zu produzieren. Um dies zu schaffen, investiert die Konzernmarke Seat mehrere Milliarden Euro in ihre Produktionsstandorte, um sie für die steigende Elektroauto-Produktion und neue Modelle fit zu machen.

Seat ist nicht einfach nur mehr ein spanischer Autobauer, der aus Wolfsburg gesteuert wird. Man kann wahrlich von einer Erfolgsgeschichte reden: Im Jahr 2018 erzielte Seat nach eigenen Angaben die besten Ergebnisse aller Zeiten. Der Gewinn nach Steuern stieg demnach auf 294 Millionen Euro, das waren 4,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Das machte Seat damals zur Marke mit dem schnellsten Wachstum. Dann, 2019, wurde angekündigt, dass Seat erstmals in der Unternehmensgeschichte in Zusammenarbeit mit der Kernmarke Volkswagen eine neue Fahrzeugplattform entwickeln werde, die eine kleinere Version des MEB-Baukastens darstellen soll und auf der mehrere Fahrzeuge verschiedener Marken mit rund vier Metern Länge gebaut werden können.

Auf dieser neuen Plattform sollen erschwingliche E-Autos mit einem Einstiegspreis von unter 20.000 Euro entwickelt werden. Mehr als 300 Ingenieure sollen in Spanien an diesem Projekt arbeiten. Man kann also durchaus sagen: Die Spanier haben sich Ihr Standing im VW-Konzern hart erarbeitet. Sie spielen eine neue Rolle im Volkswagen-Konzern und übernehmen mehr Verantwortung als jemals zuvor. Schon damals erklärte Ex-Seat-CEO Luca de Meo: „Seat nimmt jetzt eine klarere Rolle im Volkswagen-Konzern ein und aufgrund der erzielten Ergebnisse konnten wir uns diese neue Plattform für Elektrofahrzeuge leisten.“

vw-konzern: bis 2030 drei millionen e-kleinwagen aus spanien

Wie der VW ID.2 sollen auch drei weitere Elektro-Kleinwagen der Konzernmarken auf der Elektro-Plattform „MEB Entry“ aufbauen | Bild: Volkswagen

Aus Spanien werden vier neue Elektro-Kleinwagen kommen

Und nun ist es soweit: Jene Plattform hört auf den Namen „MEB Entry“. Auf ihr soll auch der neue VW ID.2 (2025) basieren, auf den Volkswagen mit der Vorserien-Studie „ID.2 all“ jüngst einen Ausblick gewährte. Die Serienversion des E-Kleinwagens sei übrigens eines von zehn neuen E-Modellen, die VW bis 2026 auf den Markt bringen möchte. Alleine in diesem Jahr starten der neue ID.3 als Facelift, gefolgt vom ID. Buzz mit langem Radstand und der Limousine ID.7. Im Jahr 2026 soll dann zudem ein elektrisches Kompakt-SUV folgen.

Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass die Wolfsburger trotz Herausforderungen an einem Einstiegsstromer für unter 20.000 Euro arbeiten. Spätestens 2027 soll das Auto, das dann ID.1 heißen könnte, anlaufen, sagte Markenchef Thomas Schäfer im Rahmen der ID.2-Premiere in Hamburg – also „nicht erst Ende der Dekade“, wie es weiter heißt. Weil ein Elektro-Einstiegsmodell dringend gebraucht werde und man darauf nicht ewig warten könne. Nach eigenen Angaben werde der Autohersteller „das breiteste E-Portfolio im Vergleich zum Wettbewerb haben“ und einen E-Auto-Anteil in Europa von 80 Prozent anstreben. Bisher kalkulierte die Marke Volkswagen mit einem Anteil von 70 Prozent.

Und auch hier hat Seat den Daumen drauf. Denn gebaut werden soll der Elektro-Kleinwagen im Polo-Format ab 2025 in Spanien, genauer gesagt Martorell. Und zwar zusammen mit dem Cupra-Ableger, der Raval heißen soll. Das Seat-Werk in Pamplona werde Berichten zufolge mit der Fertigung des Skoda-E-Kleinwagens Elroq sowie der Crossover-Variante VW ID.2 X vertraut. Alle vier Modelle sollen derselben Plattform „MEB Entry“ aufbauen. Das Cupra-Schwestermodell Raval soll kurz vor dem ID.2 anlaufen, kündigte Schäfer zudem an.

Laut Automobilwoche habe VW-Markenchef Thomas Schäfer zudem die angepeilte Stückzahl pro Jahr durchblicken lassen: „Mindestens 100.000 sollten es schon sein, um profitabel zu sein“. Und zwar „von jedem der vier Modelle“, insgesamt also mindestens 400.000. Anbieten möchte VW den ID.2 nach eigenen Angaben zunächst in Europa. Weitere Märkte seien aber nicht ausgeschlossen, so Schäfer weiter. Auch wenn der ID.2 das Potenzial zum Weltauto habe, werde der kleine Stromer nicht in den USA und auch nicht in China angeboten. Weil das das Fahrzeug da nicht funktionieren würde, ist man der Meinung. Dafür sehe man in anderen Regionen wie Indien und Südamerika durchaus Chancen für den E-Kleinwagen. Doch festlegen möchte man sich bisweilen noch nicht.

vw-konzern: bis 2030 drei millionen e-kleinwagen aus spanien

Anders als bei der Kernmarke Seat hat die Elektrifizierung bei Tochter Cupra höchste Priorität. Der E-Kleinwagen namens Raval soll noch vor dem VW ID.2 auf den Markt kommen | Bild: Seat/Cupra

Seats Werke spielen eine Schlüsselrolle

Ein wichtiger Meilenstein dieser neuen Elektroauto-Ära wurde letzte Woche mit dem ersten Spatenstich für die neue Gigafactory für Batterien in Sagunt gesetzt. Außerdem feiert das Unternehmen in diesem Jahr das 30-jährige Bestehen des Standorts Martorell. In diesen sollen bis 2025 insgesamt drei Milliarden Euro investiert werden, um ihn für die Elektroautoproduktion fit zu machen. Martorell werde einer der Produktionshubs des Volkswagen-Konzerns für Elektroautos und so zu einem wichtigen Teil der Wertschöpfungskette für vollelektrische Auto in Spanien werden. „Ein weiteres Schlüsselprojekt der Seat S.A. wird die Übernahme des Clusters des Volkswagen-Konzerns zur Entwicklung von Small BEVs sein – der Fahrzeugfamilie, die die nachhaltige urbane Mobilität demokratisieren wird“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung.

Ab 2025 laufen in Martorell Elektroautos für verschiedene Marken des Konzerns vom Band. Mittelfristig wird eine Produktionskapazität von 500.000 Fahrzeugen pro Jahr angestrebt. In einer zweiten Entwicklungsphase (2025 bis 2030) strebt der Konzern die Produktion von insgesamt drei Millionen BEVs in Martorell und Pamplona an. Seat arbeiten außerdem an einer zweiten Plattform für Martorell und einem Werk für die Montage von Batteriepaketen, um den Anteil an der Wertschöpfungskette für Elektroautos zu erhöhen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Unternehmen werde Seat im Jahr 2023 zudem seine neue ESG-Strategie lancieren. Eine der wichtigsten Säulen dieser Strategie stellt die Errichtung eines „Kreislaufwirtschaftshubs“ (Circular Economy Hub) in Barcelona dar. Dieser werde es dem Unternehmen ermöglichen, den materiellen Wert, den das Auto und die Batterie bieten, durch deren Wiederverwendung, Wiederaufbereitung und Recycling vollständig auszuschöpfen und einen nachhaltigen Industrieplan für den Standort des Unternehmens in Barcelona vorzulegen. Darüber hinaus bereitet sich die Schwestermarke Cupra derzeit auf ihre größte Produktoffensive vor, die im Jahr 2024 mit dem Launch des Cupra Tavascan und des Terramar beginnen wird, gefolgt vom UrbanRebel im Jahr 2025. Diese neuen Modelle sollen es der Marke ermöglichen, neue Segmente und Märkte zu erschließen und ihr bereits genanntes Ziel von 500.000 verkauften Fahrzeugen pro Jahr zu erreichen.

Bei der Jahrespressekonferenz der Seat S.A. gab das spanische Unternehmen aber auch die Geschäftsergebnisse für 2022 bekannt. Das Unternehmen verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 10,5 Milliarden Euro – und damit den zweitgrößten Umsatz in seiner 73-jährigen Geschichte. Der operative Gewinn belaufe sich auf 179 Millionen Euro, wobei die einmaligen Restrukturierungskosten in Höhe von 293 Millionen Euro nicht berücksichtigt wurden. Seat habe das Jahr 2023 mit bisher 71.500 Auslieferungen in den ersten zwei Monaten bereits stark begonnen. Dies entspricht einem Anstieg von 27 Prozent im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum. Auslieferungen der Marke Seat stiegen um zwölf Prozent. Die sportliche Schwester Cupra verzeichnet ein exponentielles Wachstum mit einem Anstieg von 75 Prozent.

Quellen: Automobilwoche – VW plant ID.1 für unter 20.000 Euro bis 2027 / Automobilwoche – Seat „spielt neue Rolle“ im VW-Konzern / Volkswagen – Pressemitteilung vom 15.03.2023 / Seat – Pressemitteilung vom 21.03.2023

TOP STORIES

Top List in the World