Mit der Fließhecklimousine Ora 07 beweist GWM Mut zum Design. Doch auch technisch ist das Modell ein echter Hingucker.
Mittlerweile heißt das stromende Kätzchen schlicht GWM Ora 03 und bekommt jetzt mit dem GWM Ora 07 einen großen Bruder. Eine kühn gezeichnete Fließhecklimousine im Stile eines viertürigen Coupés. In China stromert der Ora 07 bereits seit zwei Jahren über die Straßen, zu uns kommt er ab Juni und soll im D-Segment gegen Konkurrenten wie den Hyundai Ioniq 6 punkten. Mit 4,87 Metern ist der Chinese fast auf den Millimeter so lang wie der Koreaner und damit deutlich größer als der 03er. Trotzdem teilen sich beide die skalierbare Elektroplattform L.E.M.O.N., auf der ja auch der neue E-Mini steht.
Rahmenlose Türen und Panoramadach
Nach Deutschland kommt der Ora 07 in drei Ausstattungslinien und mit zwei Batteriegrößen. Die Einstiegsversionen Pure und Pro haben jeweils 150 kW (204 PS), Frontantrieb und einen 64 kWh-LFP-Akku, der deutliche Kostenvorteile besitzt, weil er unter anderem auf das teure Kobalt verzichtet. Die Reichweite soll bei 440 Kilometern liegen. Top-Performer wird Ora 07 GT mit 300 kW (408 PS), Allradantrieb, elektrisch ausfahrbarem Heckspoiler und einer 83 kWh NMC-Batterie, die bis zu 520 Kilometer mit einer Ladung durchhalten soll.
Nicht mehr State-of-the-Art ist die vergleichsweise lahme Ladeleistung von lediglich 95 kW. Am Gleichstromlader vergeht fast eine Dreiviertelstunde, bis sich der große Akku von 10 auf 80 Prozent erholt. Das können andere deutlich schneller. Bei den Modellen für Europa soll daher die Ladegeschwindigkeit erhöht werden. Die Batterien liefert im Übrigen noch CATL, alle künftigen E-Modelle aus dem Hause GWM bekommen ihre Akkus dann von SVolt, an dem der Autokonzern 40 Prozent hält.
Jede Menge digitale Helferlein
So extrovertiert und stylish sich der Ora 07 außen gibt, ist er auch innen. Dominiert von einer schwebenden Mittelkonsole, auf der fünf Tasten und drei Drehknöpfe die wichtigsten Funktionen steuern, darüber ein 12,3 Zoll-Touchscreen mit brillanter Auflösung. Der komplette Innenraum ist mit veganem Leder ausgeschlagen, alles scheint sauber zusammengesetzt und von guter Qualität zu sein. Dank des üppigen Radstands von 2,87 Metern lassen sich lange Beine auf allen Sitzplätzen gut verstauen, der Coupé-Optik geschuldet ist die eingeschränkte Kopffreiheit auf den Rücksitzen.
Jede Menge digitaler Helferlein fahren schon serienmäßig mit, wie etwa ein Parkassistent mit 360 Grad-Kamera. Per App wird sich der Ora 07 in Zukunft ferngesteuert einparken lassen. Im hier und jetzt gibt es wenig Anlass zur Kritik. Kraft hat der von uns gefahrene GT jedenfalls ohne Ende. Mit Druck auf den roten Gute-Laune-Knopf am Lenkrad wird der Power+ Modus aktiviert. Dann fliegen 2,2 Tonnen-Allradler gänzlich schwerelos in 4,5 Sekunden auf Tempo 100. Angeschoben von 680 Newtonmeter Drehmoment.
Der Ora 07 kann die immense Leistung nicht nur abrufen, sondern auch überraschend souverän auf die Straße bringen. Obwohl Performance nicht oben im Lastenheft stand, gelingt den Chinesen eine sehr akzeptable Balance zwischen Komfort und Sportlichkeit. Für eine Marke mit so geringer Erfahrung (Ora wurde erst 2016 gegründet) ist das jedenfalls fast schon erschreckend gut. Das Auto reagiert auch unter Stress absolut berechenbar, die elektrische Lenkung ist angenehm gefühlsecht. Bei den Preisen orakelt Ora Ora etwas von rund 43.000 Euro für den Einstieg und ca. 50.000 Euro für den GT. (SP-X)