Finanzen

Porsche

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

Porsche, René Benko, TSMC – das war Donnerstag, 18.07.2024

Jeden Abend sortieren wir die Wirtschaftsthemen und versorgen Sie mit exklusiven Informationen. Heute mit der Sorge um VWs Renditemaschine Porsche, Zoff um René Benkos ehemalige Luxusjacht „Roma“ und der Vorliebe eines Hedgefonds-Milliardärs für Fossilien.

porsche, rené benko, tsmc – das war donnerstag, 18.07.2024

Porsche, René Benko, TSMC – das war Donnerstag, 18.07.2024

Als Oliver Blume (56) im Herbst 2022 zusätzlich zu seinem Job als Porsche-CEO auch den Chefposten im Volkswagen-Konzern übernahm, hatte er für die Doppelrolle eine klare Zweiteilung im Sinn: die Kernsanierung des Weltkonzerns, den Höllenjob in Wolfsburg, als Pflicht. Die Pflege von Porsche, dem Renditeparadies in Zuffenhausen, als Kür und Garant für persönliche Stabilität. Doch diese Work-Work-Balance ging nicht auf: Auch Porsche wird zum Problem, und Blumes Doppelrolle zur fast übermenschlichen Belastung.

Das manager magazin fasst den Tag für Sie zusammen: Die wichtigsten Wirtschaftsnachrichten im Überblick als Newsletter. Jetzt kostenfrei abonnieren.

Wie rasant sich Porsche vom Paradies zum Problemfall entwickelt, hat mein Kollege Michael Freitag detailreich und nach vielen Gesprächen mit Konzern-Insidern in unserer aktuellen Titelgeschichte dokumentiert. Zu den viel beschriebenen Volkswagen-Baustellen China, Cariad und den schwächelnden Marken Audi und VW kommt nun auch die Sportwagen-Ikone hinzu. Die Verspätungen beim neuen E-Macan sind so groß, dass Porsche seinen einstigen Bestseller in Europa aktuell gar nicht anbieten kann. In China sind die Verkaufszahlen von Cayenne, Panamera und 911 im ersten Halbjahr eingebrochen. Porsche ist zwar noch satt profitabel, aber in Zuffenhausen, wo sich Blume von Finanzvorstand Lutz Meschke (58) als Di-Mi-Do-Chef vertreten lässt, wächst die Unruhe. „Olli muss sich kümmern um Porsche, sonst könnte das ein unschönes Ende nehmen“, sagt ein hochrangiger Porsche-Insider. Warum Blume intern bereits die Wachstumspläne angepasst und sogar ein Sparprogramm aufgesetzt hat, lesen Sie hier: Das Porsche-Problem.

Die Wirtschaftsnews des Tages:

  • Der arabische Staatsfonds Mubadala fordert von René Benko (47) und seiner insolventen Immobiliengesellschaft Signa gut 760 Millionen Euro zurück. Vor einem Schiedsgericht in Paris pocht der Fonds auf Notmaßnahmen: Den Verkauf von Benkos einstiger Luxusjacht „Roma“, die man jetzt für 400.000 Euro pro Woche mieten kann, sehen die Araber als Beispiel für die „Verschleuderung von Vermögenswerten“. Die Klageschrift liegt meinen Kollegen Margret Hucko und Martin Noé vor. Sie liest sich wie eine Inventarliste aus Benkos Leben, als es noch von Leichtigkeit und Luxus geprägt war.

  • Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins unverändert bei 4,25 Prozent und den Einlagensatz bei 3,75 Prozent belassen. Mit Blick auf die weiteren Zinsschritte wollte sich EZB-Chefin Christine Lagarde (68) nicht festlegen. Ist irgendjemand überrascht?

  • Der Pharmakonzern Merck hat unter Chefin Belén Garijo (63) sein Geschäft mit Materialien für die Halbleiterindustrie ausgebaut. Und Garijo zieht durch: Merck übernimmt den französischen Messgerätebauer Unity SC.

  • Der Meta-Konzern, bekanntlich Holding von Facebook, Instagram und WhatsApp, spielt einen Einstieg beim Ray-Ban-Hersteller Exilor Luxottica durch.

  • Der US-Finanzdienstleister Capital One will den Konkurrenten Discover übernehmen und zum weltgrößten Kreditkartenanbieter vor Visa, Mastercard und American Express werden. Um Kritiker zu beruhigen, hat Capital One ein Kredit- und Investitionsversprechen in Höhe von 265 Milliarden US-Dollar gegeben. Mit großen Zahlen kennt man sich in der Branche aus – doch an dem Versprechen haften Zweifel.

Die Personalien des Tages:

  • Er geht: Stephan Schuckmann (50), Vorstand bei ZF Friedrichshafen, steigt aus familiären Gründen beim angeschlagenen Autozulieferer aus. Schuckmann hat als Elektromobilitäts- und Asienchef zwei Schlüsselrollen bei ZF inne und wird zum Monatsende von seinem Amt zurücktreten. Zuvor hatte es bereits Abschiedsgerüchte gegeben, weil der Manager trotz seiner Aufgaben als Asienchef nicht nach Asien umgezogen war.

  • Sie bleibt: Ursula von der Leyen (65) ist wie erwartet als Präsidentin der EU-Kommission wiedergewählt worden. 401 Abgeordnete des Europäischen Parlaments stimmten am Donnerstag für von der Leyen, 284 gegen sie. Von der Leyen sind rund 32.000 Mitarbeiter unterstellt, die unter anderem Vorschläge für neue EU-Gesetze machen. Ihre zweite Amtszeit beträgt fünf Jahre. Kurz vor ihrer Wiederwahl versprach von der Leyen noch eine Ausnahmeregelung für E-Fuels, die auch für Porsche noch wichtig werden könnte.

Damit Sie mitreden können:

  • Oliver Blume (siehe oben) ist nicht der einzige Doppel-CEO: Auch Elon Musk (53) führt mit Tesla und SpaceX gleich zwei Unternehmen. Zuvor hatten Carlos Ghosn (Renault/Nissan), Jack Dorsey (Twitter/Square) und Steve Jobs (Apple/Pixar) eine vergleichbare Doppelrolle. Forscher der TU Dortmund und der Business School Lausanne haben nun am Beispiel Musk, Dorsey, Ghosn und Jobs untersucht, wie die Multi-CEOs ihren Einsatz gegenüber den Aktionären erklären. Spoiler: Es geht auch um Selbstdarstellung und ums Schönreden.

Warum Deutschland den Bach raufgeht:

  • Als Personalchefin von Mercedes-Benz weiß Sabine Kohleisen (60) aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn eine deutsche Schlüsselindustrie sich rasant und grundlegend verändert. Sie lehnt es jedoch ab, in das allgemeine Lamento über den Standort einzustimmen: „Wir werden gestärkt aus den wirtschaftlich schwierigen Zeiten hervorgehen, wenn wir als Gesellschaft offen über die Herausforderungen diskutieren“, sagt Kohleisen. Ein Schlüssel für Deutschlands künftigen Erfolg liegt für sie in der Stärkung des Bildungssystems.

Meine Empfehlung für den Abend:

  • US-Milliardär Ken Griffin (55) hat eine Vorliebe für Dinge, die aus der Zeit gefallen sind. Der Großspender von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump (78) investiert mit seinem Hedgefonds Citadel massiv in fossile Energien, die Ölkonzerne Pioneer und Hess gehören zu seinen Top-Holdings. Nun hat Griffin bei einer Auktion 45 Millionen Dollar für ein Dinosaurierskelett auf den Tisch gelegt: Die Knochen des Stegosaurus „Apex“ sind rund 150 Millionen Jahre alt, das sechs Meter lange Skelett ist damit das teuerste je versteigerte Fossil. Für Griffin, dessen privates Vermögen auf 38 Milliarden Dollar geschätzt wird, sind die Gaben für den Dino und für die Republikanische Partei ein lächerliches Kleingeld. Geschäftlich bedeutsamer sind für ihn da schon die Versprechen Trumps, im Fall eines Sieges die Klimaschutzgesetze von Präsident Joe Biden (81) zurückzudrehen und Ölförderung auch in aktuellen Schutzgebieten zuzulassen. Vor vier Jahrzehnten, Trump bereicherte sich bereits, sang Lonzo in der ZDF-Hitparade: „Die Dinosaurier wer’n immer trauriger.“

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend

Ihr Kai Lange

PS: Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter [email protected].

TOP STORIES

Top List in the World