Finanzen

Porsche

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

Plötzlich kämpft Porsche mit Problemen: Das Unwetter im Wallis und das kriselnde China-Geschäft beenden den Höhenflug

plötzlich kämpft porsche mit problemen: das unwetter im wallis und das kriselnde china-geschäft beenden den höhenflug

Dunkle Wolken über der Porsche-Zentrale ;in Stuttgart: Der Sportwagen-Hersteller kämpft derzeit mit Problemen in Produktion und Vertrieb. Arnulf Hettrich / Imago

Die Rekordfahrt von Porsche ist zu Ende. Das zeigen nicht nur die verschiedenen operativen Probleme und die Geschäftszahlen, auch die Aktien-Entwicklung der Porsche AG enttäuscht. Seit rund zwei Monaten liegt der Kurs der Volkswagen-Tochter mit derzeit 70 Euro seit dem erfolgreichen Börsengang im September 2022 unter dem Ausgabekurs von 82.50 Euro. Vor einem Jahr hatten die Titel noch 120 Euro gekostet. Zu hausgemachten Problemen gesellte sich jüngst noch Pech durch höhere Gewalt. In der Nacht auf Dienstag hat Porsche deshalb eine «Gewinnwarnung» herausgegeben.

Porsche stützt sich auf nur einen Aluminium-Lieferanten

Die Folgen des heftigen Unwetters und der grossen Überschwemmungen im Schweizer Kanton Wallis Ende Juni reichen inzwischen bis in die Porsche-Zentrale in Stuttgart-Zuffenhausen. Bei mehreren Zulieferern gebe es Engpässe beim Bezug spezieller Aluminiumlegierungen. Die Lieferprobleme seien die Folge der Überflutung einer Produktionsstätte eines wichtigen europäischen Aluminium-Lieferanten, der seine Abnehmer über einen Fall von Force Majeure informiert habe. Von den Lieferengpässen betroffen seien Aluminium-Karosseriebauteile, die in sämtlichen Porsche-Baureihen eingesetzt würden.

Namen nennt Porsche nicht, doch bei den Überflutungen im Wallis waren bekanntlich auch Produktionsstätten der beiden Unternehmen Novelis und Constellium betroffen. Beide mussten die Produktion vorläufig einstellen. Novelis soll der Lieferant sein, wie in der Branche zu hören ist, der viele Zulieferer von Porsche mit Aluminium-Vorprodukten versorgt. Eine Sprecherin von Novelis will auf Anfrage nicht über Kundennamen sprechen. Die Produktion sei aufgrund des Unwetters jedoch noch unterbrochen. Mit einem schrittweisen Wiederbeginn der Fertigung rechnet man bei Novelis derzeit für den September.

Bei Porsche würden die Beeinträchtigungen der Produktion voraussichtlich mehrere Wochen dauern und könnten sogar zu Produktionsstillständen einzelner oder mehrerer Modellbaureihen führen, heisst es aus Stuttgart. Voraussichtlich kann der Sportwagenhersteller die resultierenden Probleme im Verlauf des Geschäftsjahres nicht vollständig kompensieren.

Die Porsche AG korrigierte deshalb in ihrem Ausblick für 2024 die Zahlen nach unten, indem sie die erwartete operative Umsatzrendite, den Umsatzerlös und die Marge reduzierte. Einige Beobachter wunderten sich, dass sich Porsche beim Bezug des betreffenden Aluminiums nur auf einen Lieferanten stützt. Im Gespräch mit Journalisten erklärte Porsche-Chef Oliver Blume dies im Rahmen der Präsentation der Halbjahreszahlen am Mittwoch damit, dass Porsche ein vergleichsweise geringes Volumen beziehe und es sich um ein sehr spezielles Aluminium handle. Das Unternehmen suche aber nach Alternativen in allen Märkten.

Neuer Chef soll China-Geschäft wieder auf Kurs bringen

Es ist jedoch fraglich, ob das Unwetter im Wallis der einzige Grund für die Anpassung des Geschäftsausblicks ist. Das Unternehmen kämpft auch mit anderen Problemen. Im sehr wichtigen Markt China ist der Absatz jüngst deutlich zurückgegangen, was Porsche auf die Schwäche im chinesischen Luxussegment zurückführt. Blume hatte jüngst jedoch den Chef im Reich der Mitte ausgetauscht, sicher nicht ohne Grund.

Medien berichteten über einen Streit des Sportwagenherstellers mit einigen chinesischen Händlern. Diese sollen gezwungen worden sein, Autos mit Verlusten zu verkaufen, um die hohen Verkaufsvorgaben von Porsche zu erreichen. Ab September soll nun der bisherige Deutschland-Chef Alexander Pollich das Geschäft in China restrukturieren.

Die Häufung der Probleme kommt insofern überraschend, als sich Porsche mitten in einer Produktoffensive sieht. Die laut Blume «grösste Modelloffensive in der Geschichte» – fünf von sechs Modellreihen wurden überarbeitet – sei jedoch eine «komplexe Aufgabe». Die Modellerneuerung wirkt sich nämlich auch auf Absatz und Bestand aus.

Darüber hinaus führte Porsche am Mittwoch einen starken Anstieg bei den Forschungs- und Entwicklungskosten sowie den Vertriebsaktivitäten für den Einbruch der Geschäftszahlen ins Feld. Der Konzern reagiert laut Finanzchef Lutz Meschke mit einem zusätzlichen Sparprogramm, bei dem besonders die Kosten für Forschung und Entwicklung gesenkt werden sollen. Meschke verwies darauf, dass diese in den letzten Quartalen jedoch wegen der Transformation zur Elektromobilität auch aussergewöhnlich hoch gewesen seien.

Ausserdem macht auch Porsche die Zurückhaltung der Kunden beim Kauf von Elektrofahrzeugen zu schaffen. Das Management kassierte das Ziel, im Jahr 2030 mehr als 80 Prozent der Neuwagen mit einem Elektroantrieb auszuliefern. Blume betonte zwar, dass Porsche in der Lage wäre, zu diesem Zeitpunkt 80 Prozent batterieelektrische Fahrzeuge zu liefern. Doch die Verlangsamung der Verkäufe in diesem Segment in Europa und den USA verlange eine grössere Flexibilität vom Unternehmen und eine Verlängerung des Verkaufs von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor oder Hybrid-Antrieb.

Immer mehr Kritik an Doppelfunktion von Oliver Blume

Angesichts des zunehmenden Malaises kommt inzwischen spürbar auch Kritik an Oliver Blume auf, vor allem aufgrund seiner Doppelfunktion. Der 56-Jährige führt seit knapp zwei Jahren den Volkswagen-Konzern sowie die prestigeträchtigste Marke Porsche und steht damit an der Spitze von gleich zwei DAX-Konzernen. Das ist äusserst ungewöhnlich.

Aus Sicht einer guten Unternehmensführung war die Doppelfunktion wegen der nicht immer deckungsgleichen Interessen des Volkswagen-Konzerns und der Porsche AG schon immer sehr problematisch. Doch die Konstruktion hatte und hat offenbar weiter die Rückendeckung der Besitzerfamilien Porsche und Piëch. Wenngleich es operativ verständliche Gründe für die Doppelfunktion gibt, so ist doch immer häufiger das Wort der «Teilzeitkraft» zu hören und zu lesen.

Die Kritiker der Konstruktion hatten wenig Ansatzpunkte, solange es zumindest bei Porsche operativ gut lief. Doch zu dem erheblichen Restrukturierungsbedarf bei Volkswagen nach der Ära von Ex-Konzernchef Herbert Diess zeigt in diesem Jahr auch die Gewinnmaschine Porsche erste Schwächezeichen. Die Aktionäre verfolgen dies mit Argusaugen, denn der Kurs der verschiedenen Volkswagen- und Porsche-Titel befindet sich jeweils in Mehr-Jahre-Tiefs.

Sie können dem Frankfurter Wirtschaftskorrespondenten Michael Rasch auf den Plattformen X, Linkedin und Xing folgen.

TOP STORIES

Top List in the World