Der BMW CE 02 ist mehr Stadtmotorrad als klassischer Roller. Dynamisch überzeugt der Zweirad-Stromer auf ganzer Linie. Das hat seinen Preis.
- Sauber abgestimmtes Fahrwerk
- Stromverbrauch von 6 kWh/100 km
- 70 Kilometer Reichweite im Testbetrieb
- Bei 8.500 Euro geht es los
- Ablagen kosten saftigen Aufpreis
Vor gut zwei Jahren waren wir mit der BMW CE 04 unterwegs. Das elektrische Batmobil auf zwei Rädern überzeugte uns zwar vom Fahrverhalten, aber für den Stadtverkehr war der Elektroroller doch etwas zu wuchtig. Das hat man bei BMW wohl auch so gesehen und den CE 02 nachgeschoben. Schon der erste Anblick verrät, wohin die Reise geht: Der kleine Bruder ist zierlicher und schon von der ganzen Anmutung her wendiger.
Wie den CE 04 gibt es auch den kleinen Bruder in zwei Leistungsstufen, mit 4 kW (5,5 PS) und 11 kW (15 PS) Antriebsleistung. Wir waren mit der stärkeren Version unterwegs. Um diese fahren zu dürfen, benötigt man den Führerschein der Klasse A1 oder die B196-Erweiterung der Pkw-Fahrerlaubnis. Dann kommt man in den Genuss einer Höchstgeschwindigkeit von 95 km/h, eines Drehmoments von 55 Newtonmetern und einer Sprintzeit von 3,0 Sekunden von null auf 50 km/h.
Tiefer Schwerpunkt Dank der Batterie hat der Münchner Stadtstromer einen tiefen Schwerpunkt, was der Straßenlage zugute kommt. Mit dem relativ kurzen Radstand von 1,35 Metern und den 14-Zoll-Reifen wieselt man entspannt durch die Stadt. Bilder: BMW
Sauber abgestimmtes Fahrwerk
Auf kurvigen Landstraßen vermittelt der Stromer eine gutmütige Souveränität, die es einem leicht macht, zügig über den Asphalt zu fliegen. Die Agilität ist keine Raketenwissenschaft. Die Techniker nutzen einen Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr, eine Einarmschwinge hinten und eine Hydraulik- Teleskopgabel vorne. Der Rest ist saubere Abstimmungsarbeit. Das Pfeifen des Elektromotors gibt die passende Geräuschkulisse. Allerdings bietet BMW nur ein ABS am Vorderrad und kein ESP an. Zwei Scheibenbremsen (vorne 239 Millimeter Durchmesser, hinten 220 mm) sorgen für eine standfeste Verzögerung.
Fest montiert Zwei Batterien mit einer Speicherkapazität von zusammen 3,92 Kilowattstunden sind unter der Sitzbank montiert. Zum Laden lassen sie sich leider nicht entnehmen.
Das Prinzip des Antriebsstrangs ähnelt dem des BMW CE 04: Ein fremderregter, luftgekühlter Synchronmotor treibt über einen Zahnriemen das Hinterrad an. Serienmäßig gibt es zwei Fahrmodi: „Surf“ mit einem starken Antritt und keiner Rekuperation für das Cruisen außerhalb der Stadt. Und „Flow“ mit Rekuperation zum Mitschwimmen im Verkehr. Unser Test-Bike war zudem mit dem optionalen „Flash“-Modus ausgestattet. Der Name ist Programm: schneller Antritt und maximale Rekuperation.
Stromverbrauch von 6 kWh/100 km
Alles auf einen Blick Das 3,5 Zoll große Farbdisplay am Lenker liefert dem Fahrer in wenigen Zeilen alle wichtigen Informationen über Fahrgeschwindigkeit, Ladestand und Reichweite. Navigationshilfen liefert das Smartphone über eine Bluetooth-Verbindung.
Ein Blick auf den Verbrauch von 6,8 kWh/100 km liefert die Erklärung. Vollgasetappen sind der Reichweite auch im Zeitalter der Elektromobilität alles andere als zuträglich. Und das System kalkuliert die Rest-Distanz aufgrund des Verbrauchs der letzten Kilometern hoch. Am Ende der Testfahrt, die uns überwiegend über Landstraßen und zu einem geringeren Teil durch die Stadt führte, meldete der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 6,0 kWh/100 km, was exakt dem Wert entspricht, den BMW angibt.
70 Kilometer Reichweite im Testbetrieb
Die Reichweite pendelte sich laut dem 3,5 Zoll-Informationsdisplay bei hochgerechneten 69,2 Kilometern ein. Elektro-Motorräder wie die britische Maeving RM1S kommen da weiter – bis zu 130 Kilometer. Außerdem kann man bei diesem Konkurrenten beide Akkus leicht entnehmen und unabhängig von dem Bike laden. Bei aller Kritik an der Reichweite muss aber auch erneut erwähnt werden, dass der BMW CE 02 als Stadtroller konzipiert ist. Und da sind solche Reichweite völlig ausreichend.
Alles zur Hand Die Techniker von BMW Motorrad nutzen einen Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr, eine Einarmschwinge hinten und eine Hydraulik-Teleskopgabel vorne, um das Fahren mit dem „eParkourer“ möglichst komfortabel und sicher zu machen.
Am besten hat man einen Stellplatz mit Stromanschluss – dann ist alles im grünen Bereich. Mit dem optionalen 1,5-kW-Schnellladegerät sind die Akkus in 210 Minuten von null auf 100 Prozent gefüllt, beim serienmäßigen 0,9 kW-Lader dauert es exakt 312 Minuten.
Bei 8.500 Euro geht es los
Der urbane BMW ist auch etwas für Menschen mit kürzeren Beinen, da die Sitzhöhe nur 750 Millimeter beträgt. Wer mehr Polsterung benötigt, wird im Zubehörhandel fündig. Dass es beim BMW CE 02 zwei Paar Fußrasten gibt, ist nicht nur einem potenziellen Sozius geschuldet, sondern auch der Option, die Füße nach hinten zu nehmen und so eine besonders sportliche Sitzhaltung einzunehmen. Wir haben es bei der bequemeren Standard-Position belassen und kamen damit wunderbar klar.
Eine Frage der Haltung Dass es beim BMW CE 02 zwei Paar Fußrasten gibt, ist nicht nur einem potenziellen Sozius geschuldet, sondern auch der Option, die Füße nach hinten zu nehmen und so eine besonders sportliche Sitzhaltung einzunehmen.
Mit einem Preis von 8.500 Euro ist der BMW CE 02 alles andere als günstig. Unser Modell kam mit der Zusatz-Ausstattung Highline für 840 Euro extra. Dafür gibt es unter anderem das 1,5-kW-Ladegerät, eine vergoldete Vorderradgabel, beheizbare Griffe, den bereits erwähnten dynamischen Fahrmodus „Flash“ sowie eine Bluetooth-Schnittstelle und eine Halterung für das Smartphone, das als Navigationsgerät dient. Über einen USB-C-Anschluss direkt unter dem Lenker kann das Handy mit Strom versorgt werden.
Ablagen kosten saftigen Aufpreis
Der Mangel an Ablagen ist ein dicker Minus-Punkt. Immerhin kann man bei BMW einen Gepäckträger ordern (kostet 200 Euro extra) und diesen mit unterschiedlich großen Taschen bestücken. Will man eine wasserdichte Gepäcktasche mit einem Volumen von 50 bis 60 Litern, muss man 360 Euro zusätzlich auf den Tisch des Händlers legen. Auch eine Seitentasche lässt sich montieren. Alles gegen Aufpreis, versteht sich. Aber das ist ja bei den Autos von BMW nicht anders.