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BMW: Riesen-Rückruf und Gewinnwarnung wegen defekter Conti-Bremsen

Wegen seit März anhaltender Probleme mit elektrischen Bremsen muss BMW jetzt eine Gewinnwarnung herausgeben. Betroffen seien über eineinhalb Millionen Autos.

bmw: riesen-rückruf und gewinnwarnung wegen defekter conti-bremsen

(Bild: Pillau)

Nicht nur Volkswagen produziert gerade schlechte Nachrichten: Wegen der seit Jahresbeginn anhaltenden Probleme mit seinen Brake-By-Wire-Bremssystemen musste BMW jetzt eine Gewinnwarnung herausgeben. Das Unternehmen wird voraussichtlich weit mehr Fahrzeuge mit der Bremsanlage des Zulieferers Continental nachbessern müssen als zunächst angenommen. Sie wurde in über eineinhalb Millionen Stück eingebaut, allerdings ist nur ein Bruchteil betroffen. Es handelt sich um Fahrzeuge aller Antriebsarten, auch Elektroautos. Eine Ausliefersperre gilt für rund 100.000 bereits fertiggestellte BMWs.

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Diagnoseprogramm kommt OTA

Damit nicht alle potenziell betroffenen Teile getauscht werden müssen, soll der Fehler mithilfe eines Diagnoseprogramms des Zulieferers gefunden werden, das über die Funkschnittstelle als Over-the-air-Update aufgespielt wird. Nur bei erkannten Defekten sollen die Kunden mithilfe einer Fehlermeldung auf dem Display in die Werkstatt gebeten werden. Continental rechnet mit zwei Prozent aller Fahrzeuge, BMW befürchtet mehr.

bmw: riesen-rückruf und gewinnwarnung wegen defekter conti-bremsen Teile des betroffenen Bremssystems MK C2 von Continental.

(Bild: Continental)

Als das Problem im März bekannt wurde, waren in den USA rund 80.000 und in Europa 47.000 Stück von einem entsprechenden Rückruf betroffen und bereits eine Schadenssumme von 400 Millionen Euro im Raum. Nun wurde der Rückruf auch auf China ausgeweitet. Dort verlangen die Behörden, wie in den USA, den Tausch der gesamten Bremsanlage und geben sich nicht mit einer Reparatur zufrieden. Das dürfte den finanziellen Schaden deutlich vergrößern.

Fahrassistenz betroffen

Bei den Autos können die über die Bremsanlage gesteuerten Fahrassistenzsysteme ABS (Antiblockiersystem) und das für die Spurstabilität zuständige ESP, bei BMW unter dem Namen “DSC” vermarktet, ausfallen. Da BMW keine vollständig elektromechanischen Bremsanlagen einbaut, soll ein Totalausfall der Bremsfunktion unmöglich sein. Eine hydraulische Rückfallebene sei vorhanden.

Der Autohersteller sieht statt des erwarteten leichten Plus einen leichten Rückgang, seine Gewinnmarge könnte von zwischen acht bis zehn auf nurmehr sechs bis sieben Prozent sinken. Daher muss BMW jetzt seine Aktionäre informieren. Die Börse strafte auf diese Mitteilung die BMW-Anteile mit einem Minus von neun Prozent ab und zog auch die von VW und Mercedes um rund drei Prozent nach unten, die des Zulieferers Continental verloren am Dienstagnachmittag fast zehn Prozent.

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Die Marke BMW baut die Brake-By-Wire-Bremssysteme in folgende Modelle ein:

  • 2er Active Tourer (Test)
  • X1, X2 und XM
  • X5, X5X und X6 nach der letzten Modellpflege

Betroffen seien aber auch Mini mit Cooper SE und Countryman sowie Modelle der Marke Rolls-Royce.

Trocken schneller

Brake-By-Wire (“BBW”) wird damit beworben, dass die Bremse ohne die Trägheit der hydraulischen Komponenten (“trocken”) schneller respektive feinfühliger ansprechen soll, weil sie direkt per Steuersignal und elektrischen Aktoren betätigt werden. Ironischerweise greifen moderne BBWs nun aber doch wieder auf hydraulische Elemente zurück. In Elektroautos soll ein BBW-System den Übergang vom rekuperierenden zum Reibungsbremsen einfacher gestaltbar machen. Nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem automatisierten Fahren werden von den Zulieferern immer wieder BBW ins Spiel gebracht.

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(fpi)

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