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Ein Auto, hundert Farben: BMW will Chamäleon-Karosserien einführen

Im Jahr 2022 faszinierte der bayerische Autobauer BMW mit einer aufregenden Neuerung die Besucher der Consumer Electronics Show (CES) in der Glücksspielerstadt Las Vegas: In einem TikTok-Video, das auch auf Twitter zu sehen ist, wechselt das seit November 2021 verfügbare Elektro-SUV BMW iX innerhalb von Sekunden seine Farbe von Schwarz zu Weiß. BMW nennt das Modell BMW iX Flow E-Ink.

Hinter dem Effekt steckt eine Technologie, die ganz ähnlich funktioniert wie der Farbwechsel bei einem Chamäleon oder bei manchen Tintenfischen: Eine auf die Karosserie aufgebrachte Folierung bringt durch elektrische Impulse unterschiedliche Farbpigmente an die Oberfläche, die dann zum Farbwechsel führen. Mit Aussagen der Chef-Entwicklerin überrascht BMW nun seine Kunden: Möglicherweise kommt E-Ink bereits früher auf die Straßen als bislang angenommen.

Wie funktioniert E-Ink?

Bei E-Ink handelt es sich um eine spezielle, eher widerspenstige Folie, die an den iX maßgeschneidert angepasst wird. Ein Laser schneidet die Folie in kleine Stücke, die anschließend auf die Karosserie aufgetragen werden. Je nachdem, welche Spannung angelegt ist, unterschiedliche Farbpigmente an die Oberfläche; diese Technik heißt Elektrophorese. Damit lässt sich nicht nur der Wechsel zwischen Schwarz und Weiß bewerkstelligen. Der 2023 vorgestellte BMW iVision Dee konnte bereits zwischen 32 Farben wechseln und lässt das Fahrzeug zu einem echten Chamäleon werden.

Das australische Automobil-Nachrichtenportal Drive schreibt in einem aktuellen Bericht, dass E-Ink bereits in drei bis fünf Jahren in die Serienproduktion gehen könnte. Diesen Zeitplan beschrieb Stella Clarke jüngst auf einem E-Ink-Media-Event in Melbourne.

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Nicht nur verspielter Schnickschnack, sondern echter Mehrwert

Das Ganze soll nicht nur eine beeindruckende kleine Spielerei sein, sondern könnte auch in der Anwendung auf der Straße handfeste Vorteile mit sich bringen:

Wenn es nach Stella Clarke geht, könnte die Folie als Kommunikationsmittel genutzt werden. Bei elektrischen Carsharing-Autos könne die Folie beispielsweise schnell und einfach von außen Informationen über den Ladestand des Akkus anzeigen oder es autonom fahrenden Autos ermöglichen, mit Passanten zu interagieren. Wer sein Auto auf einem überfüllten Parkplatz sucht, könnte es künftig mit der integrierten Blinkfunktion schneller finden. Überdies könnten sich schwarze Autos im Sommer weiß färben, damit sie in der Sonne nicht zu heiß werden. Das spart Strom, der sonst für die Klimaanlage draufgehen würde. Im Winter könnte man Heizenergie sparen, indem der BMW iX schwarz eingefärbt wird. Auch die Nutzung in Einsatzfahrzeugen schwebt der BMW-Entwicklerin vor. Anstatt mit lauter Sirene vorbeizurauschen, könnten in etwa Krankenwagen die gesamte Karosserie in unterschiedlichen Farben blinken lassen.

Aufgrund des aktuellen Stands der Technik geht Projektleiterin davon aus, dass E-Ink vorerst nicht für die breite Masse, sondern auf ausgewählten Märkten zum Einsatz kommt – nicht zuletzt, weil die Technik teurer ist als das klassische Lackieren. Während für die Anschaffung tiefer in die Tasche gegriffen werden muss, könnte der eigentliche Farbwechsel günstig sein. Für diesen benötigt das Auto lediglich eine Leistung von 20 Watt. Für das Halten der Farbe ist kein Extra-Stromfluss notwendig. Die Münchner scheinen, so Clarke auf dem Media-Event, nicht die einzigen Wettbewerber am Markt zu sein, die ihre Modelle mit Farbwechseln auf Knopfdruck versehen wollen. Namen der Konkurrenz nannte sie allerdings nicht.

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