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Stellantis-Chef Tavares über Tesla-Preiskampf: "Willkommen in meiner Welt, Elon"

Carlos Tavares hat Marken wie Opel und Peugeot auf Profitabilität getrimmt. Nun erklärte der Stellantis-Chef, warum er nicht in Teslas Preiskampf einsteigt und die größte Bedrohung in Wettbewerbern aus China sieht.

Stellantis-Chef Tavares über Tesla-Preiskampf: “Willkommen in meiner Welt, Elon”

Für Geplänkel hat Carlos Tavares (64) nichts übrig. Dem Stellantis-Chef eilt der Ruf des härtesten Automobilmanagers voraus. Wenn Tavares spricht, dann Klartext. So auch am Donnerstag, als er am Rande eines Kongresses in Bochum vor eine kleine Runde deutscher Journalisten trat. Ins Ruhrgebiet hatte er unter anderem eine Botschaft an Elon Musk (51) mitgebracht.

Teslas Chef sei “ein Visionär”, schmeichelte Tavares eingangs noch, er habe “großen Respekt”. Doch die zuletzt immer häufigeren Preissenkungen der Kalifornier wertet der Stellantis-CEO vor allem als: Nervosität. “Das Geld fliegt nicht mehr einfach so herein. Jeder muss sich sein Leben wieder verdienen.” Eine Entwicklung, die Kostenkiller Tavares offensichtlich schmeckt. “Elon ist jetzt in meiner Welt angekommen. Herzlich willkommen.”

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Musk fürchte wohl, sein Versprechen an Investoren nicht halten zu können, jedes Jahr beim Absatz um 50 Prozent zu wachsen. Um die Verkäufe anzukurbeln, habe er zu Preisnachlässen gegriffen – mit heftigen wirtschaftlichen Folgen.

Tesla hatte im ersten Quartal zwar mehr Autos denn je verkauft, dabei aber massive Einbußen bei der Rendite hinnehmen. Die Marge schmolz von 16 Prozent im vierten Quartal 2022 auf 11,4 Prozent. Kommentar Tavares: “Wow.”

Stellantis selbst hatte im Gesamtjahr 2022 eine Marge von 13 Prozent erreicht. Für das erste Quartal 2023 wies der Konzern, zu dem Marken wie Peugeot, Citroën, Fiat, Jeep und Opel gehören, keine Rendite aus.

Europas große Autokonzerne waren bislang nicht in einen Preiskampf mit Tesla eingestiegen. “Was passiert, wenn Hersteller mit 5, 7, 13 und 15 Prozent Marge in einen Preiskrieg treten? Derjenige mit der höchsten Marge überlebt, der mit der niedrigsten Rendite ist das erste Opfer”, sagte Tavares. Umgekehrt komme “immer irgendwann der Moment der Wahrheit, wenn man sich Marktanteile erkauft”.

Tavares rechnet nun damit, dass Überflieger Musk auf dem Boden der Tatsachen ankommt. “Er wird nicht noch einmal fünf Prozent Rendite auf einen Schlag verlieren wollen.” In Frankreich habe Tesla bereits damit begonnen, die Preise wieder etwas anzuheben.

Nach fetten Jahren für die Autobranche – knappe Ware wegen fehlender Teile, vor allem Halbleiter, hatte die Preise nach oben getrieben – gehe es nun wieder um die “Grundlagen” des Geschäfts. “Wir machen wieder vernünftige Dinge. Das ist gut für die Industrie.” Stellantis jedenfalls sei bereit für eine “spannende Schlacht” mit Tesla.

Die größere Gefahr wittert Tavares ohnehin woanders: Mit Argusaugen beobachtet er die Konkurrenz aus China. Die kann auch dank politischer Unterstützung Fahrzeuge kostengünstig herstellen und dementsprechend preiswert anbieten. Aktuell sind bezahlbare Elektroautos Mangelware, BYD und Co. könnten sich das zunutze machen. Auch Stellantis werde E-Modelle zu Preisen um 25.000 Euro auf den Markt bringen, “wir werden alle dort sein”, sagte Tavares. Entscheidend sei aber, wer am Ende damit Geld verdienen könne.

“Wie kämpfen wir gegen die chinesischen Wettbewerber?”

“Die entscheidende Frage ist deshalb, wie kämpfen wir gegen die chinesischen Wettbewerber?” In Europa sei es deutlich teurer als in China, Autos zu bauen. Die Herstellungskosten müssten in den kommenden fünf Jahren um 40 Prozent sinken, um wieder konkurrenzfähig zu werden. Wolle Europa als Automobilstandort nicht ausbluten, müsse man Wege finden, nicht weitere Teile der Wertschöpfung zu verlieren. “Ansonsten verarmen wir”, warnte Tavares, Europa drohe eine Rolle als beliebtes Reiseziel für die neuen Industriemächte. “In zehn Jahren bedienen wir chinesische und amerikanischen Touristen mit Kaffee.”

Handelsschranken lehnt Tavares als Lösung der Probleme ab. Protektionismus verursache “brutale Inflation”. Den Wettbewerb habe Europa in den vergangenen 30 Jahren mit der Verlagerung von Produktionsstätten in Länder mit niedrigen Lohnkosten selbst erschaffen. Das habe zwar die Preise und Lebenshaltungskosten niedrig gehalten. Gleichzeitig seien Länder wie China so erstarkt.

Als Konsequenz müsse Europa nun “den Wettkampf akzeptieren”, fordert der Portugiese. Das sei die einzige Lösung. “Wir müssen wieder mehr arbeiten.” Europa brauche “weniger Bürokratie, weniger Technokratie, weniger Powerpoints, weniger Meetings”, zu viele Ressourcen würden für Aufgaben verschwendet, die keinen Wert schaffen. “Wir können also mehr arbeiten”, glaubt Tavares, “indem wir besser arbeiten.”

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