Tesla-Chef Musk opfert die Gewinnmarge für mehr Absatz
Der US-Hersteller hatte zuletzt mit einer Serie von Preissenkungen auf sich aufmerksam gemacht – was Spuren in der Bilanz hinterlässt.
Die Tesla-Aktien gaben im nachbörslichen Handel sechs Prozent nach. “In den sauren Apfel zu beißen und die Margen zu opfern, um den Absatz in Schwung zu bekommen, ist oft der richtige Schritt, aber nur dann, wenn es vorsichtig gemacht wird und nicht für eine längere Zeit, sonst gerät die Marke in Gefahr” sagte Sophie Lund-Yates, Analystin bei Hargreaves Lansdown.
Musk hielt am offiziellen Auslieferungsziel von 1,8 Millionen Fahrzeugen in diesem Jahr fest, eine frühere Aussage, wonach zwei Millionen Autos übergeben werden sollen, wiederholte er nicht. Der weltweite Marktführer hat bei E-Autos einen Preiskrieg angezettelt, der insbesondere in China heftig tobt. Auch in den USA senkte Tesla die Preise seit Jahresbeginn sechs Mal. Damit will sich Tesla gegen die Konkurrenz von etablierten Autobauern wehren, die immer mehr Elektroautos auf den Markt bringen. In China kommt dazu der Aufstieg von Firmen wie BYD, der neuen Nummer eins auf dem weltweit wichtigsten Automarkt. Tesla steigerte zuletzt zwar seine Auslieferungen weiter, mit vier Prozent fiel das Plus zum Vorquartal aber deutlich geringer aus als zuvor.
Analysten sehen auch hausgemachte Probleme bei Tesla. “Unsere Experten sagen, dass Tesla zu stark abhängig ist vom Model 3 und dem Model Y”, sagte Orwa Mohamad, Analyst beim Analysehaus Third Bridge. Investoren warteten auf neue Produkte. “Tesla läuft Gefahr, Marktanteile an andere Marken mit innovativeren Produkten im Preissegment von 40.000 bis 60.000 Dollar zu verlieren”, sagte er. Das Unternehmen benötige unter anderem einen SUV, um das Model X abzulösen, und ein kleineres, günstigeres Model 3 im Volumensegement.
Dazu kommt, dass die Konkurrenz aufholt. Inzwischen haben auch etablierte Autobauer wie Ford oder Volkswagen wettbewerbsfähige Elektroautos im Angebot. Musk hat ein Auto für 25.000 Dollar angekündigt, sich aber noch nicht dazu geäußert, wann es auf den Markt kommen soll. Im wichtigen Einstiegssegment hat der chinesische Hersteller BYD bei der Automesse in Shanghai ein Fahrzeug für 11.600 Dollar vorgestellt – in der Volksrepublik hat BYD die Konkurrenz zuletzt weit abgehängt.