Volvo

Volvo EX30 Test – Die nicht makellose Fahrspaßmaschine

Der hier getestete Volvo EX30 ist seit Dezember 2023 auf dem Markt und gehört zur Kompaktklasse, welche von den Schweden mit ihrem Modell gehörig aufgemischt werden soll.

Der hehren Vorstellung nach, soll der EX30 das meistverkaufte Auto der Marke werden. Für Volvo Grund genug, um die Produktion des E-SUVs nicht nur in China zu belassen, sondern ab nächstes Jahr auch in Europa, genauer in Belgien, zu starten.

Bei unserem Testfahrzeug handelt es sich um die stärkste Variante „Twin Motor Performance“ mit Allradantrieb in der höchstmöglichen Ausstattung „Ultra“. Die Farbgebung wird von den Schweden „Vapour Grey“ genannt und steht für 650 Euro in der Optionsliste.

Das Wichtigste im Überblick

  • Viel Leistung und ein hervorragendes Fahrverhalten generieren Fahrspaß en masse.
  • Ein fragwürdiges Bedienkonzept und bevormundende Assistenten trüben den Gesamteindruck.
  • Viele Ausstattungsmöglichkeiten und der hohe Preis unterstreichen den Premium-Anspruch der Marke.

Exterieur – Eindeutig Volvo, eindeutig anders

Der Volvo EX30 offeriert tatsächlich ein unerwartet hohes Maß an Eigenständigkeit, die so von Volvo bislang nicht zu sehen war. Ein eher abgerundeter und zudem geschlossener Frontbereich, fast muskolös ausgeprägte Radläufe und ein sehr stramm erscheinendes Heck, welches in einer bulligen Manier etwas optische Dynamik versprühen kann.

volvo ex30  test –  die nicht makellose fahrspaßmaschine

Die geschlossene Front des EX30 lässt das SUV völlig anders wirken als mit einem Frontgrill.

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Doch die Lichtsignatur als „Thors Hammer“ ist eines der Hauptmerkmale, um den EX30 als Volvo zu erkennen.

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In der Seitenperspektive sorgt das SUV mit gegenläufiger Linienführung für einen dynamischen Auftritt.

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Damit jeder weiß, was er da für ein Auto vor sich hat, wird die Modellbezeichnung an den C-Säulen offeriert.

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Von hinten wirkt der EX30 kompakt und stramm, ohne großartig auf den Putz hauen zu müssen.

Und dennoch ist sofort ersichtlich, dass es sich um einen Volvo handelt. Thors Hammer in den Scheinwerfern, die nun durch LED-Bricks eine erfrischend neue Note tragen oder die in gleicher Manier angelegten LED-Rückleuchten, die ganz schwedentypisch in die C-Säulen hineinragen.

Insgesamt zeigt sich der EX30 sehr gefällig und zugleich mit einer angenehmen Zurückhaltung. Optisch also eher ein Underdog, was ihn so manchen unterschätzen lässt – dazu kommen wir später noch.

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Interieur – Design siegt über Funktionalität

Der erste Eindruck nach dem Türöffnen: edel und hübsch. Doch auf den zweiten Blick beginnen die Vermisstenanzeigen: Wo ist das Cockpit? Und da es dieses nicht gibt, warum kein Head-up Display? Wo sind die Schalter für die Fensterheber? Und so geht es weiter, nachdem der erste positive Eindruck zur nordisch nüchternen, aber sehr wertigen Erscheinung verflogen waren.

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All in one – Der Zentralbildschirm ist die einzige Bedienzentrale im Innenraum des EX30.

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Denn hinter dem Lenkrad finden sich weder Cockpit noch HUD; dafür ein kleines Feld mit Sensoren zur Fahrerüberwachung.

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Die Türgriffe wirken edel; die Verkleidungen dahinter erinnern ein wenig an Gestein.

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Vorne sitzen Fahrer und Beifahrer bequem und erleben ein gutes Raumgefühl.

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Hinten geht es deutlich enger zu und insbesondere die Beinfreiheit ist arg begrenzt.

Am Ende ist es tatsächlich nur der riesige Zentralbildschirm, der als Dreh- und Angelpunkt alle Bedienungsschritte und Anzeigen vereint. Da wurde offensichtlich Tesla als Vorbild herangezogen. Doch wir sind der Meinung, das hat Volvo erstens gar nicht nötig und zweitens treten sie ihre ansonsten extrem hoch angelegten Sicherheitsmaßnahmen bei ihren Autos mit Füßen. Doch dazu später mehr.

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Die Bedienung der Fensterheber wurde vor die Armauflage der Mittelkonsole positioniert.

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Diese hat unter der Armauflage kein Staufach, kann aber in…

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…Längsrichtung mehrstufig verschoben werden und bietet dann Getränkehalter und kleine Ablagen.

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Darunter ist eine Ablage, die vom Fond aus entnommen werden kann.

Das Handschuhfach ist nicht wie erwartet auf der Beifahrerseite, sondern mittig in der Instrumententafel und wird per Knopfdruck geöffnet. Das ist eine Spielerei, die man noch akzeptieren kann, doch die Größe des Handschuhfachs ist lächerlich klein. Aufgefallen ist auch die Liebe der Designer zum Detail, indem beispielsweise herausnehmbare Ablagen oder Innenseiten von Deckeln mit Elch- Auto, und Waldsymbolen versehen wurden.

Dank dem Paket „Pixel Knit & Nordico“ für 1.050 Euro extra, herrscht innen ein Materialmix aus vielen recycelten Materialien, die insgesamt anschaulich und wertig erscheinen, in jedem Fall aber eine Frage des Geschmacks bleiben.

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Patriotismus – Kleine Schwedenflaggen an den Sitzbezügen gibt es schon länger bei Volvo.

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Unter der vorderen Haube findet sich ein Frunk…

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…welcher nur wenig Platz bietet, aber für das Ladekabel vollkommen ausreicht.

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Liebevolle Details gibt es auch hier auf der Innenseite des Deckels.

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Darüber können Betriebsflüssigkeiten geprüft und nachgefüllt werden.

Das Platzgefühl auf den vorderen Plätzen ist wirklich gut, was im Fond aber nicht der Fall ist. Sitzen vorne Menschen über 1,80 Metern Gardemaß, haben derart große Menschen auf der Rückbank deutlich Mühe, ihre Beine in die schmalen Fußräume zu bringen.

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Dieses nützliche Detail findet sich auf der Innenseite der hochgeklappten Heckklappe.

Der Kofferraum bietet 318 Liter und einen sehr praktischen, weil variabel positionierbaren Einlegeboden. Maximal schluckt das Ladeabteil bei umgeklappten Rückenlehnen 904 Liter, was in Anbetracht der Fahrzeuggröße als akzeptabel erscheint. Eine Tafel mit Abmessungen des Kofferraums findet sich derweil an der Innenseite der Heckklappe. Wer übrigens den EX30 mit kleiner Batterie und Heckantrieb bevorzugt, darf sich über mehr Kofferraumvolumen freuen. Der Frunk unter der vorderen Haube ist mit seinen sieben Litern kaum praktikabel, kann aber immerhin ein Typ-2-Ladekabel aufnehmen.

Antrieb und Fahreigenschaften – Powermonster vom Feinsten

Die volle Punktzahl in fast allen Disziplinen dieses Kapitels sprechen vorab klar für diesen Volvo. Zunächst zu den theoretischen Daten auf dem Papier: Zwei E-Motoren – einer pro Achse – machen das SUV zum Allradler. An der Hinterachse werkelt ein PSM mit 272 PS – der gleiche, der beim RWD-Modell des EX30 zum Einsatz kommt. Zusätzlich sorgt ein 156 PS starker Asynchronmotor an der Vorderachse für noch mehr Feuer. Asynchron bedeutet, dass dieser Motor sich nur zuschaltet, wenn es nötig ist, wodurch auch Energie gespart wird.

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Wie alle E-Autos ist auch der Volvo EX30 an seiner Unterseite fast vollständig aerodynamisch vorteilhaft verkleidet.

In Summe fallen bei Bedarf 428 PS und 543 Newtonmeter über alle vier Räder her. Und das, was sich beim Treten des Gaspedals abspielt, ist wahrlich gewaltig. In sehr überschaubaren 3,6 Sekunden donnert der Volvo aus dem Stand los, bis er die 100 km/h-Marke knackt. Auch Zwischensprints sind extrem beeindruckend und allesamt auf waschechtem Sportwagenniveau.

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Den Wählhebel für den Fahrbetrieb findet der Fahrer rechts an der Lenksäule.

Das sieht man dem Schweden weder direkt an, noch rechnet irgendwer damit. Eine kleine Episode dazu gefällig? Da kann es schon vorkommen, dass ein sichtlich vom eigenen Untersatz überzeugter Fahrer eines aktuellen Alpina B4 fast ins Lenkrad beißt, als es an der Ampel wohl darum geht, den „E-Hobel“ nebenan den eigenen Schmutz „fressen“ zu lassen, nachdem durch den Fahrer mit abfälligem Blick das „gefälligst hintenanstellen“ befohlen wurde.

Nicht etwa, dass wir auf Ampelrennen stehen oder anderweitig proletenhafte Manöver provozieren, doch eine kleine Lektion konnten wir uns an dieser Stelle nicht verkneifen und nachdem wir das erlaubte Tempo 70 erreichten, ließen wir ab und den bis dahin auf der Nebenspur quasi an uns geleimten irritierten Kampfpiloten in seinem Allgäuer Gran Coupé davonziehen.

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Auch das Felgendesign wurde aerodynamisch optimiert.

Grandios darf auch die Abstimmung des Fahrwerks vom Volvo EX30 beschrieben werden, welches weder zu hart noch zu weich empfunden wurde. Schnelle Lastwechsel und harsche Manöver absolviert der Schwede erstaunlich gelassen und selbst bei brachialem Richtungswechsel und trotz einem spürbaren Nicken der Karosserie bleibt das SUV unbeirrbar in seiner Spur – grandios!

Dass bei 180 km/h auch hier die Volvo-Regel greift, ist dagegen bedauerlich, denn Konsorten wie Nissan Ariya oder Kia EV6 ziehen spätestens hier am Schweden vorbei. Doch diese Situationen sind zugegebenermaßen so selten geworden, dass man sie vernachlässigen darf. Freie Autobahnabschnitte sind fast so rar geworden wie Clownfische in deutschen Flüssen und wenn, ist der Traffic so hoch, dass diese kaum genutzt werden können und eine Diskussion über ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen ad absurdum führt.

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Auch wenn es Schnellzugriff heißt, wird der Fahrer auch beim Einstellen fahrrelevanter Dinge zu sehr abgelenkt.

Die Lenkung des Schweden ist bezüglich des Kraftaufwands dreistufig einstellbar und zudem wäre ein bisschen mehr Rückmeldung wünschenswert. Die Charakteristik schrammt gerade noch so an „zu synthetisch“ vorbei. Dafür liefern die Bremsen eine erstklassige Darbietung und bewährten sich neben einer exakten Dosierbarkeit durch ihre unerschütterliche Standfestigkeit, die auch nach mehreren aufeinander folgenden Vollbremsungen nicht ansatzweise nachließ.

Verbrauch, Aufladen und Reichweite im Volvo EX30

Bei so viel Power waren wir sehr gespannt, wie der tatsächliche Verbrauch des EX30 ausfallen würde. Kurz und knapp: Die von Volvo prognostizierten 17,5 kWh auf 100 Kilometer erreichten wir nicht. Die 19,5 kWh im Drittelmix ermittelten Durchschnitt sind aber aufgrund der angebotenen Leistung aus unserer Sicht gerade noch vertretbar.

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Beim Gesamtdurchschnitt kamen wir knapp unter 20 kWh auf 100 Kilometer.

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Auf der Sparrunde konnte der Stromverbrauch doch noch einmal deutlich reduziert werden.

Auf der Sparrunde ermittelten wir einen Minimalverbrauch von immerhin nur 12 kWh auf hochgerechnet 100 Kilometer. Wer dagegen auf Rundenzeiten aus ist und dem skandinavischen Kompakt-SUV alles aus den Energiezellen abfordert, erreicht schnell Werte, die nah an der 30 und darüber zu finden sind.

Dazu kommt, dass der Akku des EX30 auch in der größeren Ausführung wie bei unserem Testwagen der Fall war, nicht sonderlich groß ausfällt. Mit seinen nutzbaren 65 kWh ist die Reichweite entsprechend besonders stark abhängig, wie der Fahrer mit dem Gaspedal umgeht.

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Der Ladeanschluss des EX30 liegt hinten rechts.

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Von den beiden Anschlussmöglichkeiten Typ 2 und CCS empfehlen wir aus Zeitgründen den Letztgenannten zu nutzen.

Zum Aufladen sollte vorzugsweise eine DC-Ladesäule mit mehr als 150 kW genutzt werden, weil der Volvo theoretisch bis 172 kW Ladestrom verträgt. In unserem Test waren es maximal immerhin knapp 154 kW, doch der Ladestrom fällt mit zunehmend gefülltem Akku schnell ab. Bei 80 Prozent Füllstand lag er nur noch bei 46 kW und kurz darauf bei nur noch 25 kW. Dadurch dauert der Ladevorgang von 80 bis 100 Prozent besonders lang und sollte aus unserer Sicht eher bei 80 Prozent abgebrochen werden, was der Lebensdauer der Batterie zudem auch entgegenkommt.

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Fast 154 kW erreichten wir beim Aufladen als maximalen Wert.

Von zehn bis 80 Prozent benötigten wir 39 Minuten – Volvo verspricht hier 28 Minuten. Für den gesamten Ladevorgang bis 100 Prozent waren es letztendlich eine Stunde und 14 Minuten.

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Das Aufladen bis 100 Prozent dauerte dann doch länger als erwartet.

Wer seinen Volvo EX30 zu Hause aufladen möchte, benötigt an der Haushaltssteckdose langwierige und nicht empfehlenswerte 40 Stunden. Eine Wallbox mit 3,7 kW verkürzt dieses Unterfangen auf knapp 24 Stunden und wer sich einen 11 kW-Anschluss zu Hause sichern kann, darf sich über acht Stunden freuen. Der Onboard-Loader des EX30 mit der „Ultra“-Ausstattung erlaubt übrigens AC-Ladeströme bis zu 22 kW.

Die Reichweite des Volvo EX30 in getesteter Motorisierung ergab lediglich 310 Kilometer. Die nach dem Aufladen angegebene Reichweite ist an der Realität so nach dran, wie ein echter Auspuff unterm EX30. Die 450 Kilometer errechnet der Bordcomputer offensichtlich nach festgelegten Verbrauchsdaten.

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Die angegebene Reichweite des Bordsystems wich im Test immer nach oben von der reellen Reichweite ab.

Nur wer den Schweden ganz behutsam bewegt und gänzlich auf Autobahn und Schnellstraßen verzichtet, kann durchaus Reichweiten von reichlich 500 Kilometern erreichen. Aber auch nur, wenn es keine winterliche Gegebenheiten gibt und absolute Disziplin bei der Benutzung des Gaspedals angewendet wird.

Ausstattung, Komfort, Technik im Volvo EX30

Als „Ultra“ ausgestattet, bietet der Volvo EX30 jede Menge an Annehmlichkeiten. Dazu gehören unter anderem ganz in Volvo-Manier extrem helle Matrix-LED-Scheinwerfer mit hervorragender Reichweite und Matrix-Funktion, ein Android-Infotainment mit Onlineverbindung in 5G, eine Vielzahl an Assistenzsystemen, Klimaautomatik mit zwei Zonen und Wärmepumpe, um nur einige Dinge zu benennen.

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Das hervorragende LED-Scheinwerferlicht des Volvo gehört in seiner Klasse weltweit zu den besten Systemen.

Ein Harman/Kardon-Soundsystem, welches auf Lautsprecher in den Türen verzichtet und stattdessen eine Soundbar auf der Instrumententafel nutzt, ist ebenfalls ab Werk an Bord. Der Klang ist angenehm gefällig und warm, es fehlt aber an der räumlichen Präsenz, die eine Soundbar nun mal nur synthetisch erzeugen kann.

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Statt verteilter Lautsprecher sorgt im EX30 eine Soundbar für die akustische Untermalung.

Dank eines feststehenden Panoramaglasdachs wird der Innenraum mit Licht geflutet. Allerdings ist die halbtransparente Glasfläche nicht durch ein zusätzliches Rollo verdeckbar, was vor allem bei intensiver Sonneneinstrahlung nicht immer als angenehm empfunden wurde.

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Viel Licht aber keine Möglichkeit für das Verdunkeln – Das halbtransparente Glasdach besitzt keinen Sonnenschutz.

Das Keyless-System kann nur über einen Sensor an der Fahrertür bedient werden – mehr gibt es leider nicht. Dafür arbeitete die automatische Ver- und Entriegelung bei Annäherung oder Entfernen zuverlässig. Auch ein Ver- und Entriegeln mit entsprechender App auf dem Smartphone ist möglich, was selbiges zum Schlüssel macht. Das Lichtspiel bei Annäherung sieht toll aus, ist aber nicht deaktivierbar (wir haben es zumindest nicht gefunden).

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Smartphone statt Schlüssel – Handy an die B-Säule halten und das Auto öffnet sich.

Der adaptive Tempomat erledigte seine Funktionen sanft und zuverlässig im Test. Allerdings kamen uns alle wählbaren Abstände zum Vordermann als zu knapp vor. Selbst im größtmöglichen Abstandsmodus von insgesamt dreien, fuhr eine ständige Unruhe aufgrund des geringen Abstands mit. Bei nassen oder gar winterlichen Straßen würden wir uns daher die Nutzung des Abstandstempomaten lieber verkneifen.

Heftig Kritik üben wir derweil einmal an dem umständlichen und wenig sicherheitsfördernden Bedienkonzept und zum anderen an der völlig überzogenen Überwachung des Fahrers. Zum einen warnt der EX30 ab dem ersten überschrittenen Stundenkilometer penetrant. Dazu kommt, dass das System oft falsche Daten aus dem Kartenmaterial heranzitiert oder schlichtweg Schilder übersieht. Um diesen Assistenten auszuschalten, kann die Favoritentaste am Lenkrad mit dieser Funktion belegt werden, was wir dringend empfehlen.

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Quälgeist – Der Geschwindigkeitswarner im EX30 ist ein echter Nervtöter.

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Diese Taste am Lenkrad kann frei konfiguriert werden; wir empfehlen sie für die Deaktivierung des Geschwindigkeitswarners zu nutzen.

Andernfalls müssen diverse Verschachtelungen in den Menüs und Untermenüs via Bildschirm überwunden werden und dabei ermahnt die Fahrerüberwachung sogleich, dass der Blick nach vorne zu richten sei. Sehr gern Volvo, doch vorn sieht der Fahrer weder die aktuelle Geschwindigkeitsangabe noch irgend etwas anderes an wichtigen Fahrinfos. Kein Cockpit, kein HUD, daher muss der Blick immer weg von der Fahrbahn, hin zum Zentralbildschirm wandern.

Es reicht übrigens auch ein Gähnen, um sofort Alarm auszulösen, man solle eine Pause einlegen; auch wenn dieses Gähnen 30 Sekunden nach Fahrtantritt geschieht. Wer den Quälgeist abschalten möchte, benötigt sieben Touchbefehle am Bildschirm. Ablenkung par excellence.

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Diverse Ambientelicht-Themen bietet das System an.

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Die Lichtanimationen sind vielseitig und sorgen für diverse Atmosphären.

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Cool und hilfreich: Die Parksensoren zeigen die Abstände sogar mit Zentimeterangabe.

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Der Zentralbildschirm warnt auch bei Fahrzeugen im toten Winkel.

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Doch die klassischen LEDs in den Außenspiegeln erledigen dies ebenfalls weiterhin.

Doch auch das Einstellen der Außenspiegel oder der Klimatisierung ist ausschließlich über den Bildschirm möglich. Bei aller Überdigitalisierung finden sich die immerhin echten Tasten für die Fensterheber – in der Mittelkonsole. Diese suchte man auch nach zwei Wochen Testfahrten immer noch in den Türverkleidungen.

Positiv fiel hingegen die auf Google basierte Navigationslösung auf, die auch Lademöglichkeiten einbezieht und den Ladezustand der Batterie bei Ankunft und für den Rückweg prognostiziert – was übrigens deutlich genauer ausfiel als die Reichweitenangaben des Bordcomputers.

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Auf dem schwarzen Dekorstreifen kaum erkennbar: Die Teste für das Öffnen der Heckklappe.

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Die Rückleuchten sehen bereits bei Tageslicht sehr ansehnlich aus…

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…doch erst in der Dunkelheit präsentieren sie ihre ganze Pracht.

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Das auf Google basierende Navigationssystem erledigte jede Routenführung bravourös.

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Kabelloses Aufladen von Smartphones funktionierte im Test reibungslos.

Sehr cool: Der Park Assist arbeitete überaus exakt und kann mit einem Touchbefehl aktiviert werden. Er indem parallel, quer und diagonal angelegte Parklücken zuverlässig und manövriert das SUV passgenau in diese. Die Heckklappe öffnet und schließt elektrisch; auch per Fußschwenk. Die Taste zum Öffnen liegt etwas versteckt in einer schwarzen Dekorleiste.

Wer den EX30 als Zugpferd einsetzen möchte, darf das bei der Topmotorisierung mit bis zu 1,6 Tonnen als gebremsten Anhänger tun. Die kleinere Antriebsvariante darf immerhin 1,4 Tonnen an den Haken nehmen. Nicht schlecht für ein vollelektrisches SUV aus der Kompaktklasse.

Varianten und Preise des Volvo EX30

Für das Kompakt-SUV gibt es zwei Batterievarianten und zwei Antriebsstärken, die auf drei Ausstattungen aufgeteilt werden:

  • Core – Der Einstieg in die EX30-Welt gelingt mit 272 PS, Heckantrieb und einer 49 kWh-Batterie für 39.790 Euro; mit der größeren 65 kWh-Batterie werden 44.990 Euro verlangt. Zur Ausstattung gehören unter anderem der adaptive Tempomat, 18 Zoll-Räder, das 12.3-Zoll-Android-Multimediasystem mit 5G-Onlineverbindung, über 20 Assistenzsysteme, DAB+, LED-Scheinwerfer, ein 11 kW Onboard-Loader und vieles mehr.
  • Plus – Die mittlere Ausstattung ist ab 42.790 Euro mit kleiner Batterie und RWD im Angebot; mit größerer Batterie werden 48.590 Euro verlangt und für die 428 PS starke Allradversion, die es nur mit der großen Batterie gibt, sind mindestens 51.690 Euro aufgerufen. Zur Ausstattung kommen beispielsweise eine Ambientebeleuchtung, ein Luftreinigungssystem mit Fernbedienung per App und eine elektrische Heckklappe hinzu.
  • Ultra – Die Topversion ist als RWD mit großer Batterie – die Kleine gibt es in der Ausstattung nicht – ab 52.190 Euro erhältlich. Die stärkere Allrad-Variante wechselt ab 55.290 Euro den Besitzer. Zur Ausstattung hinzu kommen unter anderem ein Panoramaglasdach, eine Wärmepumpe, ein Park Pilot Assist mit 360 Grad Kamera, 19 Zoll-Räder, Außenspiegel mit Umfeldbeleuchtung und ein 22 kW Onboard-Loader.

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Wer den EX30 als „Ultra“ und mit AWD-Motorisierung erwerben möchte, sollte mindestens 55.290 Euro vorrätig haben.

Fazit – Fahren hui, Bedienung pfui

Es könnte so schön sein. Der Volvo EX30 überzeugte als eine echte Fahrmaschine mit bravourös abgestimmtem Fahrwerk, enormer Power und exzellenten, an ausgemachte Sportwagen erinnernde Fahrleistungen. Dabei blieb das SUV stets ausgewogen und taugte für jede erdenkliche Anwendungsgegebenheit.

Weniger verständlich war, dass das Bedienkonzept zum Großteil dem Design zum Opfer fiel und zwei überaus wichtige Dinge in puncto Sicherheit dabei verloren gingen: Blick möglichst auf der Straße lassen und so wenig Ablenkung wie möglich. Beides machen ein verwirrendes Bedienkonzept, der Verzicht auf Cockpitinstrumente respektive ein Head-up Display sowie völlig überreaktive Überwachungsassistenten zunichte. Insbesondere bei Volvo hätten wir das so nicht erwartet.

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Schade, denn bis auf das Bedienungs- und Warndebakel sammelte der EX30 extrem viele Bestnoten.

Dafür glänzt der EX30 als „Ultra“ mit einer umfassenden Ausstattung, was allerdings mit über 55.000 Euro auch einen gepfefferten Preis hat. Mit einem umfassend verbesserten Bedienkonzept und einer größeren Batterie für mehr Reichweite, wären wir optimistisch genug, um die Erwartungen von Volvo an die Verkaufszahlen als realistisch zu betrachten.

Auch wenn das Fahren selbst mit dem EX30 als herausragend in Erinnerung blieb, verdunkeln besagte Kritikpunkte das Gesamtbild nicht unerheblich. Dennoch: Das Potenzial des Skandinaviers ist exorbitant und auch wenn ein Facelift sicher noch weit entfernt ist, sollten diese Kritiken von den Schweden ernst genommen werden. Denn diese kommen nicht nur von uns, sondern – wie das Social Web zeigt – auch von der geneigten Kundschaft.

volvo ex30  test –  die nicht makellose fahrspaßmaschine

Nach dem Türöffner vergessen, um welches Auto es sich handelt? Praktisch unmöglich!

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Unkonventionell – Auch im Fond werden die Fensterheber mittig vom Ende der Mittelkonsole bedient.

Text & Fotos: NewCarz

Pro & Contra

Pro:

  • erfrischende Neuinterpretation des Volvo-Designs
  • herausragende Fahrleistungen auf Sportwagen-Niveau
  • ausgewogene und vielseitige Fahrwerkscharakteristik
  • umfassende Ausstattungsmöglichkeiten
  • mehrere Batterie- und Antriebsoptionen

Contra:

  • viel zu umständliches Bedienkonzept
  • maßlos bevormundende Fahrerüberwachung
  • geringes Platzangebot im Fond

Konkurrenz: Hyundai Kona Elektro, Jeep Avenger, Smart #1, Alfa Romeo Junior Veloce, Lexus LBX, VW ID.3

Technische Daten: Volvo EX30 Twin Motor Performance AWD Ultra

  • Farbe: Vapour Grey Uni
  • Fahrzeugklasse: untere Mittelklasse (Kompaktklasse) / SUV
  • Länge x Breite x Höhe (m): 4,23 x 1,84 (2,03 mit Außenspiegeln) x 1,55
  • Radstand (mm): 2.650
  • Antrieb: 2x E-Motor hinten Synchronmaschine, vorne Asynchronmaschine
  • Hybridart: –
  • max. Leistung: 315 kW (428 PS)
  • max. Drehmoment (Nm): 543
  • Akku Kapazität brutto/netto (kWh): 69/65
  • Ladeanschluss: CCS/Typ 2 kombiniert
  • Ladezeit von 10 bis 80 % DC mit max. 175 kW Werksangabe/gemessen (min): 26,5/39
  • Ladezeit von 10 bis 100 % AC mit max. 11 kW Werksangabe (min): 480
  • Reichweite Werksangabe/NewCarz (km): 450/310
  • Getriebe: stufenloses Reduktionsgetriebe
  • Antriebsart: Allrad (Vorderachse Asynchron-Maschine)
  • Durchschnittsverbrauch (WLTP): 17,5 kWh/100 km
  • Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 19,5 kWh/100 km
  • CO2-Emissionen (Werksangabe): 0 g/km
  • Abgasnorm: Elektroauto
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h (elektronisch begrenzt)
  • Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 3,6
  • Bodenfreiheit (mm): 165
  • Wendekreis (m): 10,6
  • Kofferraumvolumen (l): 318 bis 980 (plus 7 im Frunk)
  • Leergewicht (kg): 1.960
  • Zuladung (kg): 375
  • max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/1.600
  • max. Stützlast (kg): 100
  • max. Dachlast (kg): 75
  • Kraftstoffart: elektrische Energie
  • Neupreis des Testwagens: 53.940 Euro (aktuell in der Ausstattung 57.790 Euro)
  • Basispreis Einstiegsmodell: 39.790 Euro

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