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Ab 2030 nur noch E-Autos? Volvo kassiert großes Versprechen wieder ein

Kriselnder Absatz

Ab 2030 nur noch E-Autos? Volvo kassiert großes Versprechen wieder ein

Während Verbrenner im Aufschwung sind, verlangsamte sich der E-Auto-Absatz zuletzt europaweit. Nun muss der traditionsreiche schwedische Hersteller Volvo sein Absatzziel korrigieren.

Göteborg – Der Absatz von Elektroautos befindet sich in Deutschland wie auch europaweit auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Hierzulande sank die Zahl neu zugelassener E-Autos im Monat August um satte 69 Prozent, verglichen mit dem gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Spürbar wird der deutliche Rückgang innerhalb des E-Auto-Absatzmarkts jedoch auch im hohen Norden Europas.

Volvo muss sein Absatzziel für Elektroautos wegen „veränderter Marktbedingungen“ neu formulieren

Obwohl Schweden (38,7) nach Norwegen (82,4) und Island (50,1) Statista zufolge im Vorjahr den europaweit dritthöchsten prozentualen Anteil von Elektroautos an Pkw-Zulassungen insgesamt hatte, steht der E-Auto-Markt auch in Skandinavien vor Hürden. Wegen „veränderter Marktbedingungen“ musste nun auch der traditionsreiche schwedische Fahrzeughersteller Volvo Cars sein eigentlich ausgerufenes Absatzziel korrigieren, wie das Unternehmen am Mittwoch in einer Mitteilung auf seiner Website erklärte.

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Zuletzt verlangsamte sich der Absatz von E-Autos in Europa. Unter anderem deshalb musste der schwedische Fabrikant Volvo sein ursprüngliches Ziel für Elektroautos nun korrigieren.

Anstatt ab 2030 nur noch vollelektrische Autos zu verkaufen, will Volvo Cars nun doch länger als ursprünglich geplant auch Hybridfahrzeuge in seinem Repertoire anbieten. Entgegen des 2021 formulierten Ziels, sollen auch weiterhin Fahrzeuge mit hybriden Antrieben in die eigene Produktpalette aufgenommen werden. Auch wolle der Hersteller hinsichtlich einer gesunkenen Nachfrage „pragmatisch und flexibel“ bleiben, hieß es.

Volvo-Vorstandvorsitzender Rowan: „Wir sind fest davon überzeugt, dass unsere Zukunft elektrisch ist“

Bis 2030 sollen nun mindestens 90 Prozent der verkauften Volvo Autos vollelektrisch oder Plug-in-Hybride sein. Die übrigen Fahrzeuge sollen sogenannte Mild-Hybride sein, bei denen der Elektromotor den klassischen Verbrenner-Antrieb lediglich unterstützt. Neben veränderter Marktbedingungen entschied sich die Volvo-Geschäftsführung aber auch aufgrund von Kundenwünschen für diesen Schritt, wie der Göteborger Fahrzeughersteller mitteilte.

Bekräftigt wurde die Entscheidung über den neuen Kurs in Sachen Elektromobilität vom Volvo-Vorstandsvorsitzenden Jim Rowan. „Wir sind fest davon überzeugt, dass unsere Zukunft elektrisch ist“, erklärte er. Und führte aus: „Es ist jedoch klar, dass der Übergang zur Elektrifizierung nicht linear verlaufen wird und dass die Kunden und die Märkte sich in unterschiedlichem Tempo weiterentwickeln.“

Absatzeinbrüche bei Elektroautos wurden von Aufschwung des Verbrennermotors begleitet

Mit der Korrektur seines eigentlichen Absatzzieles folgt der schwedische Fabrikant anderen Unternehmen der Branche, die ihre Absatz-Ambitionen im Bereich der E-Autos bereits anpassen mussten. So kündigten auch hierzulande die Automobilhersteller Mercedes-Benz Group und Volkswagen bereits an, ihre jeweiligen Elektroauto-Strategien ändern zu wollen.

Hintergrund ist, dass sich die Nachfrage nach E-Autos – anders als die nach klassischen Verbrenner-Motoren – in den letzten Monaten markant verlangsamt hat. Während sich der Autoabsatz in Europa in diesem Jahr dem Manager-Magazin zufolge dem höchsten Stand seit fünf Jahren befindet und von anderen Stellen gar eine Renaissance des Verbrenners ausgerufen wurde, wirkten sich unterdessen die immer noch vergleichsweise hohen Preise von E-Autos schlecht auf ihren Absatz aus.

Grund für den gesamteuropäischen Rückgang des E-Auto-Absatzes in diesem Jahr könnte dem E-Auto-Branchenblatt Ecomento zufolge aber auch mit dem verlangsamten Ausbau von E-Auto-Ladestationen zu tun haben. Volvo Cars räumte auch ein, dass seine neue E-Auto-Strategie negative Folgen für die unternehmenseigene Klimabilanz haben dürfte. Ursprünglich hatte das Unternehmen ein Ziel von 75 Prozent angepeilt, nun sollen die CO₂-Emissionen bis 2030 immerhin noch um 65 bis 75 Prozent sinken, wie der Konzern mitteilte.

Reformulierung des Absatzziels hat auch negative Folgen für Volvos Klimabilanz

Dennoch plant Volvo weitere Fortschritte in seiner klimapolitischen Ausrichtung, unter anderem durch die Zusammenarbeit mit seinen Zulieferern, um die CO2-Emissionen von Materialien in der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens weiter zu reduzieren. In der ersten Jahreshälfte lagen die CO2-Emissionen pro Fahrzeug eigenen Angaben zufolge um 25 Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum 2018.

Obwohl Volvo sein eigens formuliertes E-Auto-Absatzziel korrigieren musste, formulierte Volvo-Vorstand Rowan zuversichtliche Erwartungen hinsichtlich der Entwicklung in der Elektroauto-Branche: „Wir sind fest davon überzeugt, dass unsere Zukunft elektrisch ist“, betonte er.

Bei seinen Investitionen in E-Autos wolle der Göteborger Hersteller keine Mittel kürzen. Volvo Cars, das sich im Besitz der chinesischen Geely Holding befindet, gehörte zu den ersten Automobilherstellern, die eine vollständige Umstellung auf Elektroautos versprachen. Infolge der Mitteilung vom Mittwoch sanken die Volvo-Cars-Aktien noch am Mittwoch um über 4 Prozent. (fh)

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