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Rover 600er-Serie (1993-1999): Kennen Sie den noch?

Ein Japaner mit starkem britischen Akzent ...

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Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel “Kennen Sie den noch?” solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.

Kooperationen unter Autoherstellern gab und gibt es schon immer. Schon vor 100 Jahren wurden fleißig Modelle unter anderem Namen in Lizenz gebaut. Selbst BMW begann einst mit dem Dixi, der seinerseits ein Austin Seven war. Oder heute: Ford Explorer Elektro gleich VW ID.5, wengleich anders karossiert.

Ergo war nichts Verwerfliches an dem, was British Leyland ab 1979 machte: Das abgewirtschaftete Markenimperium suchte die Nähe zu Honda. Erstes Resultat des Joint-Ventures war 1981 der Triumph Acclaim. Vor allem aber die Marke Rover profitierte von japanischem Know-how und vor allem Zuverlässigkeit. 

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Optisch waren die verroverten Hondas mal mehr, mal weniger eigenständig gestaltet. Eines der letzten Ergebnisse der Zusammenarbeit war ein Jahr vor der Rover-Übernahme durch BMW die 600er-Serie. Sie kam am 19. April 1993, also vor fast genau 30 Jahren, in Großbritannien auf den Markt und sollte dort den glücklosen Montego ablösen.

Im Gegensatz zu diesem waren die 4,65 Meter langen 600er-Limousinen aber höher positioniert. Ursprünglich hatte Austin Rover schon in den 1980ern eigene Konzepte namens AR16 (Stufenheck) und AR17 (Fließheck als Gegner für den Ford Sierra) auf dem Reißbrett, mangels Geld wurde aber daraus nichts. Die dem damaligen Rover 800 ähnelnden Entwürfe wurden 1988 eingestampft.

Im Juni 1989 traf Rover eine Vereinbarung mit Honda über die Produktion eines neuen Modells, das auf der gleichen Basis wie die nächste Generation des Honda Accord basieren, aber Rover-eigene Motoren verwenden sollte. Es sollte weiter oben angesiedelt sein als der Montego und eher mit dem 3er-BMW konkurrieren als mit dem Ford Mondeo, der etwa zur gleichen Zeit auf den Markt kam.

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Und so basierte der Rover 600 auf dem Honda Accord, der plüschige, mit Holz anglisierte Innenraum stammte vom Honda Ascot Innova. Auch die Motoren stammten mit Ausnahme des aufgeladenen 620ti (Spitze 230 km/h) allesamt von Honda. Basismodell war zunächst der 620i mit 115 PS Leistung und naheliegenden 2,0 Liter Hubraum, der 1996 vom drehmomentschwächeren 618i/Si abgelöst wurde.

Darüber rangierten der 620 Si (131 PS) und der 623 Si mit 158 PS. Ende 1994 folgte im 620 Di/SDi noch ein 105 PS starker Turbodiesel. Einen Kombi sollte es nicht geben, diesen brachte erst die Nachfolgebaureihe 75 ab 1998. Im Jahr darauf endete die Produktion der 600er-Serie nach exakt 272.512 Exemplaren.

In Märkten wie Deutschland blieb die Baureihe eher ein Exot. 1994 testete der ADAC einen Rover 620 Si Lux Automatik, Kostenpunkt 45.150 DM (32.600 Mark kostete der billigste 620i). Bemängelt wurden die Schwächen im Komfort, insbesondere das zu hart abgestimmte Fahrwerk. Zudem ließ sich der Fahrersitz nicht tief genug herunterfahren, über 1,75 Meter saßen die Tester schlecht. Ein weiterer Stimmungskiller war die träge Automatik.

Pluspunkte konnte die Limousine beim Platzangebot und Kofferraum (435 Liter) sammeln, hinzu kam eine nach damaligen Maßstäben ziemlich komplette Serienausstattung. Fazit des ADAC: Ein interessanter Außenseiter. So ist es bis heute geblieben. Wer sich nach einem gebrauchten 600er umschaut, findet derzeit sechs (!) Fahrzeuge im Internet.

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