- Infotainment & Digitalisierung im Auto: es wird langsam peinlich (nicht nur für VW & Co.)
- Software Made in Germany
- Infotainment lebt von Ideen – und Machern
- Chinesische Kunden lieben clevere Software
- EU, Antiinnovation & Co.
- So auch das Infotainment-System im Geely Galxy E5.
- Kampfpreis? Na logisch
- 192 Wh/kg gravimetrische Energiedichte
- Extrem sicher
- Fazit?
- Telescope望远镜 | 17.000 Euro teurer VW ID.4-Konkurrent mit funktionierender Software – Geely Galaxy E5 Test
Infotainment & Digitalisierung im Auto: es wird langsam peinlich (nicht nur für VW & Co.)
Letzte Woche gings um die Preis/Gegenwert bei deutschen Elektroautos in China. Der Youtube-Beitrag des Kanals „Telescope“ nahm BMWs Preispolitik in China aufs Korn. Zwischenzeitlich machte der VW/Rivian-Deal Furore. Und unlängst veröffentlichte Telescope eine weitere Arbeit, diesmal nahm man VWs Infotainment-Fähigkeiten ins Visier. Das Thema: „€17k VW ID.4 Rival with Software that WORKS – Geely Galaxy E5 Review„. Der Tenor: beim Geely funktioniere wenigstens die Software …
Software Made in Germany
Dazu muss man erst einmal ein wenig ausholen. Software – Neudeutsch „Apps“ – sind nicht wirklich in der deutschen DNA verankert. Das sieht man immer wieder, wenn deutsche Unternehmen versuchen, mit den „Big Dogs“ aus Silicon Valley mitzuspielen. Das geht in der Regel ziemlich schief und kostet im Falle von SAP gerne ein Vermögen und Unmengen von Zeit für die Unternehmen, die die „Umstellung“ wagen.
Infotainment lebt von Ideen – und Machern
Softwarenentwicklung hat nichts mit Menge zu tun, auch wenn VW-Manager das im Falle von CARIAD so gedacht hatten. Will sagen: 1.000 Entwickler entwickeln (sic!) nicht doppelt so schnell und gut wie beispielsweise 500 Entwickler. Schon ein einziger herausragender Developer macht den Unterschied – die restlichen 999 halten dann eher sprichwörtlich den Verkehr auf. Apple, Microsoft, Adobe, Nvidia, Qualcomm sind durch wenige herausragende Persönlichkeiten erfolgreich geworden – die Reihe liess sich unendlich fortführen. Hart formuliert: Innovationen kamen bislang aus den USA. Seit einiger Zeit aber kommen sie auch aus Fernost und China. Bestes Beispiel ist der Geely Galaxy E5. Der ist zwar kein herausragendes Elektro-SUV ist und in der Realität bei den Fahrleistungen einem VW ID.4 unterlegen sein dürfte, beim Infotainment-System aber den Unterschied macht. Und genau darauf kommts in China an.
Chinesische Kunden lieben clevere Software
Software ist die Zukunft im Automobil. Das haben auch deutsche Manager erkannt – allein die fehlende Erfahrung und Vorstellungkraft hindert sie regelmäßig daran, außergewöhnliche Ergebnisse abzuliefern. Bei VW könnte Rivian die Rettung sein. CARIAD, die hauseigene Softewareschmiede wird es kaum sein.
EU, Antiinnovation & Co.
So auch das Infotainment-System im Geely Galxy E5.
Da Geely vor nicht allzu langer Zeit das Smartphone-Unternehmen Meizu übernommen hat, liegt es auf der Hand, dass auch die hauseigenen Infotainment-Systeme mit Meizu-Telefonen am besten interagieren können. Der in China erhältliche Polestar 4 arbeitet im Gegensatz zum europäischen Pendant übrigens mit dem „Flyme-OS“ von Meizu, einem Android-Derivat. Das kann, ganz wie Apple dies für seine Desktops gerade vorgestellt hat, den Smartphone-Homescreen auf dem Infotainment-Bildschirm spiegeln, inklusive der Bedienbarkeit aller Apps etc.
In Europa wird das Apple-System aufgrund von irren EU-Bestimmungen erst mal nicht kommen, was die Apple Community natürlich ein wenig auf die Barrikaden gebracht hat. Auch AI, aka „Apple Intelligence“ wird es in der EU zunächst nicht geben, weil die EU-Reglements hier offenbar mal wieder bremsend wirken und Apple auch ein bißchen trotzig reagiert. Das könnte dann auch beim Geely der Fall sein, wenn er denn nach Europa kommt – und das scheint in der Planung zu sein. Wahrscheinlich dann aber nicht mit „Flyme-OS“ sondern mit einem OS wie bei Polestar, das auf Google Automotive-Basis funktioniert.
Kampfpreis? Na logisch
192 Wh/kg gravimetrische Energiedichte
Mit 192 Wh/kg ist die Blade tatsächlich ein Meilenstein. Geely gibt eine Lebensdauer von bis zu 50 (!) Jahren an, basierend auf einer durchschnittlichen Laufleistung von 20.000 Kilometern pro Jahr. Sollte sich diese Lebensdauer tatsächlich erzielen lassen, würde das den Restwert von Gebrauchtwagen mit dieser Batterie extrem verbessern. Man verwende lange, dünne Kohlenstoff-Nanoröhren, um eine „Autobahn“ für die Ionen-Übertragung zu schaffen. Auch wurde die Schnellladeleistung verbessert – 10 – 80% werden bei herkömmlichen Bladebatterien in nur 26 Minuten erreicht, die Laderate liegt bei 1,61 C. Geelys Aegis Short Blade benötigt dafür nur etwas über 17 Minuten mit einer durchschnittlichen Laderate von 2,45 C.
Extrem sicher
Auch bei der Sicherheit habe man Fortschritte erzielt. Ein Test zeigte, dass die Aegis Short Blade Battery gleichzeitig von acht Stahlnadeln mit einem Durchmesser von 5 Millimetern durchbohrt und eine Stunde lang ohne schädliche Auswirkungen stehen gelassen wurde. Die Resilienz gegenüber Hitze und extremer Kälte sei ebenfalls verbessert worden.
Fazit?
Die EU ist ein Klotz am Bein der weiteren wirtschaftlichen und innovativen Entwicklung des Staatenverbundes auf vielen Gebieten. Die Regulationswut der unterbeschäftigten Kommissare ist schon legendär – man denke nur an die Festlegung der richtigen Bananenkrümmung, die in der Vergangeheit die Runde gemacht hat. Innovativ sind die europäischen Bürokraten durchaus. Allerdings im negativen Sinne. Wie schade.
Was Geely aber mit der neuen LFP-Batterie auf die Beine gestellt hat, zeigt einmal mehr, dass die chinesische Konkurrenz nicht nur aus CATL, BYD und Co. besteht. Herausragende Innovationen kommen von überall. Neben der Batterietechnologie auch auf der IT-Seite. Und demnächst garantiert auch KI. Das Meme scheint allerdings Risse zu bekommen. China repliziert nicht mehr ausschliesslich. Es befindet sich bereits auf dem besten Weg zur originären Innovation … beängstigend.
Text: Bernd Maier-Leppla
Fotos: Geely, Telescope (Youtube Stills), Polestar, twitter/X