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Lotus: Mit Geely in eine rosige Zukunft?

Unter der Leitung von Geely schlägt der britische Traditionshersteller Lotus einen völlig neuen Weg ein, der dieses Mal von Erfolg gekrönt sein könnte. Bis 2028 möchte der Hersteller jährlich 150.000 Fahrzeuge im neuen Werk in Wuhan produzieren; Modelle wie der vollelektrische Evija, der Eletre sowie der Emeya sind Teil der neuen Strategie. Doch das ist noch nicht alles.

„Mehr Leistung macht dich auf den Geraden schneller, weniger Gewicht macht dich überall schneller“, hat Colin Chapman einst gesagt. Der Gründer von Lotus legte 1948 den Fokus auf Purismus und Leichtbau, über 70 Jahre später sieht die Welt allerdings etwas anders aus: vor allem elektrisch und luxuriös. Mittlerweile ist man vollends von der einstigen Philosophie abgerückt, besonders leichte Sportwagen zu bauen – Schuld daran hat die Elektromobilität. Der Strategiewechsel hat nicht zuletzt auch etwas mit dem „neuen“ Besitzer von Lotus zu tun, der viel Potenzial in der Marke sieht.

Im Herbst 2017 hat der chinesische Automobilhersteller Geely nämlich einen cleveren Schachzug gemacht. Die Chinesen, die bereits Eigentümer von Volvo sind, hatten sich einen Anteil von 49 Prozent am finanziell angeschlagenen Automobilhersteller Proton gesichert. Durch den Erwerb der 49 Prozent an Proton erhielt Geely auch 51 Prozent der Anteile an Lotus von DRB Hicom. Auf diese Weise erlangten die Chinesen die Kontrolle über Lotus, einschließlich ihres Fachwissens in Produktion und Entwicklung.

lotus: mit geely in eine rosige zukunft?

Ein Lotus, der eigentlich kein Lotus sein dürfte: der Eletre mit SUV-Proportionen, 2,4 Tonnen Gewicht und über fünf Metern Länge | Bild: Lotus Cars

Unter dieser Führung plant Lotus nun einen Schwerpunkt auf vollelektrische Autos. Um den Plan erfolgreich umzusetzen, hat sich Geely einiges an Know-how ins Haus geholt und hochkarätige Ingenieure von Mercedes, Porsche und BMW geschnappt. Lotus hatte im ersten Halbjahr 2023 einen Produktionsrekord verzeichnet, wobei „nur“ 2200 Autos in ihrem Werk in Norfolk gefertigt wurden, hauptsächlich das Modell Emira. Dieser Mittelmotor-Sportwagen ist das erste neue Modell seit dem Einstieg von Geely im Jahr 2017 und das letzte Modell mit Verbrennungsmotor.

Eine-Milliarde-Invest für neues Super-Werk

Der chinesische Autokonzern Geely verfolgt ehrgeizige Wachstumspläne für Lotus und möchte sich nicht weiter mit kleinen Produktionszahlen zufrieden geben. So wurde in Wuhan, China, offiziell ein super-moderner Hauptsitz eröffnet. Auf einer Fläche von über einer Million Quadratmetern und mit einer Investition von über einer Milliarde Euro habe das Werk die Kapazität, die Produktion bis 2028 auf 150.000 Fahrzeuge pro Jahr hochzufahren. Das neue Lotus-Werk ist das erste der Welt mit einer integrierten intelligenten Teststrecke. Sie verfügt über ein fortschrittliches System, mit dem Fahrzeuge ohne menschliches Zutun mit autonomer Fahrtechnik in die Werkstätten transportiert werden können. Die Strecke ist so konzipiert, dass die Fahrzeuge mit einer Geschwindigkeit von bis zu 230 km/h durch 16 Kurven fahren können. Ihr neues Elektro-SUV, der Eletre, wird hier gebaut, die ersten Exemplare wurden bereits ausgeliefert. Dazu plane das Unternehmen den Börsengang seines Elektroauto-Geschäfts an der New Yorker Börse.

Schaut man auf die Lotus-Webseite, sucht man die Klassiker Elise, Exige und Evora vergebens. Dafür lassen sich vier andere Modelle finden: der elektrische Evija, der mit 2000 PS als das „leistungsstärkste Serienfahrzeug“ gilt und auf 130 Einheiten limitiert ist, der Emira, der letzten Sportwagen von Lotus mit konventionellem Antrieb, das SUV Eletre, das kürzlich auf den Markt kam und schließlich die Limousine Emeya, die voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2024 auf den Markt kommen und mit Modellen wie dem Porsche Taycan konkurrieren soll. Beide letzteren basieren auf der von Lotus entwickelten Electric Performance Architecture (EPA), die ausschließlich für Lotus-Modelle genutzt werde. Sie werden beide im Geely-Werk im chinesischen Wuhan produziert. Lotus hat laut Automobilwoche einen vollen Auftragsbestand mit angeblich 17.000 Bestellungen weltweit für die Modelle Emira und Eletre. Darüber hinaus plane Lotus, bis 2025 drei neue Modelle auf den Markt zu bringen und prüfe bereits zusätzliche Standorte, wobei die USA eine mögliche Option sein soll.

lotus: mit geely in eine rosige zukunft?

2026 soll ein Elise-Nachfolger auf den Markt kommen, der auf der sogenannten LEVA-Plattform mit einem Elektromotor basieren könnte | Bild: Lotus Cars

Wer auf das Datenblatt des Eletre schaut, wird Lotus-untypische Werte finden: Das SUV ist 2,4 Tonnen schwer, über fünf Meter lang und bietet in der Topversion mehr als 900 PS, die Basisversion startet ab knapp 95.000 Euro. Obwohl er mit der Lotus-Tradition bricht, werde der Eletre gut von Kunden angenommen, wie das Branchenmagazin Automobil Industrie berichtet. Die Ingenieure versprechen, das charakteristische Lotus-Fahrgefühl beizubehalten, indem sie auf eine ideale Gewichtsverteilung achten. Immerhin ist Lotus nicht der einzige Sportwagenhersteller, der auf SUV setzt. Porsche, Bentley, Lamborghini, Aston Martin und sogar Ferrari haben den Schritt bereits gewagt, um vom Geländewagen-Boom zu profitieren.

Elektrischer Elise-Nachfolger für 2026 geplant

Für 2026 sei deshalb ein weiteres SUV-Modell geplant, das sich unterhalb des Eletre positionieren soll und ebenfalls elektrisch angetrieben wird. Intern wird er als „Typ 134“ geführt und soll mit SUV wie dem Porsche Macan oder dem Audi Q6 E-tron konkurrieren. Dafür setze er auf die erste Evolutionsstufe der EPA-Plattform, in der Basisversion werde er weniger Leistung als der Eletre bieten, dazu auf eine Luftfederung verzichten.

Zum Jubiläum im Jahr 2028, dem 80-jährigen Bestehen der Marke Lotus, plant das Unternehmen laut Automobil Produktion außerdem die Einführung eines weiteren elektrischen Roadsters als erschwinglichere Alternative zum bestehenden Produktportfolio sowie zukünftigen Konkurrenzprodukten wie der elektrischen Porsche-718-Baureihe. Ob dieser dann immer noch Elise heißen wird, bleibt fraglich.

Die globale Automobilindustrie befindet sich heute in einem tiefgreifenden Wandel. Als der weltweit größte und am schnellsten wachsende Markt für Elektroautos spielt China eine wichtige Rolle bei der Umgestaltung der globalen Automobilbranche. Mit seiner Markenmission „For The Drivers“ will Lotus hier nach eigenen Angaben im Mittelpunkt stehen und die Standards für eine intelligente und elektrische Zukunft neu definieren.

Quellen: Automobil Industrie – Lotus: vollelektrisch zu sechsstelligen Absatzzahlen / Automobilwoche – Lotus spürt den Geely-Effekt / Automobil Produktion – In China lässt Geely Lotus blühen / Lotus – Pressemitteilung vom 31.08.2021

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